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Saufnix  
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Dieses Thema hat 40 Antworten
und wurde 2.545 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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sole Offline




Beiträge: 2.382

26.10.2006 09:24
#31 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

Hallo Ruby, hallo @all

Zitat
Was mir am meisten hilft ist, mich dann auf den Augenblick zu besinnen, also ganz banal, z.B. ich schäle jetzt die Kartoffel, weil ich Hunger habe, deswegen jetzt essen koche, usw. so gelingt es mir meist wieder die "Bodenhaftung zu bekommen.


Genau darüber hat ein Italiener ein Buch geschrieben - er nennt das Kopfkino "Hirnwichserei" und empfiehlt Achtsamkeit und - falls das nicht funktioniert - das Absingen von Mantras dagegen. Das Buch ist nicht jedermann/frau's Geschmack, im Tonfall derb, aber von der Sache her hilfreich.

KLICK

@ Biene

Was du beschreibst, kenne ich tausendprozentig! Bei mir war das schon in frühester Jugend so, bevor ich mit dem Saufen angefangen hatte. Saufen half, sich für ein paar Stunden aus diesen Gedankenkreisläufen zu befreien - mit dem Ergebnis, dass sie hinterher noch schlimmer waren. Jetzt nehme ich auch Medis, wenn es ganz schlimm wurde, bekam ich früher auch mal 'ne IMAP-Spritze.
Ab und zu taucht das noch mal auf. Sowohl die Gedankenspiralen als auch eine plötzliche Idee von Sinnlosigkeit und Todeswünschen an einem ansonsten ganz normalen Tag. Damit muss ich wohl leben.

Als "Kopfkino" hab ich das übrigens noch nie bezeichnet. Kopfkino ist für mich ein Buch zu lesen und die Figuren und die Handlung vor meinem inneren Auge zu sehen!

Grüßle von sole


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

26.10.2006 09:34
#32 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

Hallo F 10 2,

spannendes Programm, gefällt mir!

Gruß
friedi


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

26.10.2006 09:38
#33 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

zu den zwanghaften Vorstellungen:
Meine Tag-aplträume habe ich wegbekommen, indem ich per Bauchatmung mich in den Schwebezustand versetzt hatte (autogenes Training geht fast genauso gut), und dann die entsprechenden 'zwanghaften Vorkommnisse' angesprochen habe. Dann werden diese verarbeitet, also noch einmal durchgespielt. Danach kam das nicht wieder hoch, oder vor.
//Ich hatte einen sehr schönen Traum von meiner Lieblingsinsel mit weißer Düne, sehnsuchtsvoller Bootsüberfahrt, lauem Wind usw. Dieser Traum kam immer mal wieder, angenehm. Und ich Dussel habe auch dieses Geschehen wie oben beschrieben angesprochen. Und nun ist er fort gewesen, und kam nie wieder. (Das war jetzt bloß demonstrativ dass das Prinzip nicht von der Schaurigkeit der imaginären Geschehnisse abhängt.) Gruß Max


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

26.10.2006 09:55
#34 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

Hi Ihrs,

"schön",daß man nicht alleine damit ist.

Ich weiß nicht,ob das vor dem trinken auch schon hatte...ich glaube aber nicht.
Obwohl ich ja ziemlich früh damit angefangen bin und mich gar nicht mehr richtig erinnern kann,was davor in meiner Gefühlswelt los war.
Aber soweit ich micht erinnern kann,nicht.

Mein Doc meinte auch,daß es für die endogene Depression eine genetische Disposition gibt.
Wahrscheinlich ist es dann durch den Alkohol ausgelöst worden...denk i mol.

Das mit dem Beschäftigen,das mache ich auch so...mittlerweile.
Vorher fehlte mir dazu der Schwung.
Wenn ich mal versuchte aus dem Karussel auszubrechen und den Entschluss fasste:"Jetzt mach ich dies oder jenes"...hatte ich sofort wieder neues Futter zum Grübeln.

"Wieso,weshalb,warum?"...sollte ich dies oder jennes den jetzt machen...usw.usw.usw.

Jetzt grübel ich nicht mehr...jetzt tu ich einfach.

Ich bin ja felsenfest davon überzeugt,daß sich diese Negativspirale ganz tief fest setzt und chronisch wird.
Also eine festgefahrene Gewohnheit.
Auch deswegen hab ich mich für Medikamente entschieden.
Mir war es egal,wie das unterbrochen wird...Hauptsache erst mal raus aus dem Ding.
Abschalten und gucken,wies Leben richtig funktionniert.
Ich hab sogar über die Jahre schachtelweise Johanniskraut und Baldrian geschluckt,weil ich keine Chemie wollte.
Geholfen hat gar nichts,auch keine Meditation,autogenes Training oder so.Nix.
Aber egal,vorbei.


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

26.10.2006 09:59
#35 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

Hi Max,

das "Ansprechen" kenn ich auch.
Ich hatte in der Magengegend immer ein sehr starkes Gefühl von Unwohlsein und hab das in der Tagesklinik angesprochen.
Da sagte man mir,daß das wahrscheinlich eine sehr tief sitzende Verletzung ist,und man die Ursache wahrscheinlich nicht mehr rausfinden könne.

Aber ich solle dieses "Loch"...so fühlte es sich an...einfach akzeptieren und ihm seine Berechtigung lassen,ohne ergründen zu wollen,warum es da sei.

Das hat funktionniert.

Es ist noch da,fühlt sich aber neutral an,mittlerweile.


sole Offline




Beiträge: 2.382

26.10.2006 10:14
#36 RE: Kopfkino Zitat · Antworten


Zitat
Mein Doc meinte auch,daß es für die endogene Depression eine genetische Disposition gibt.


Mein Urgroßvater ms. war - so wurde mir erzählt - "schwermütig". Meine Mutter ist depressiv - und Alkoholikerin. Mein Bruder zeitweise auch - er trinkt noch halbwegs kontrolliert - und kifft. Ups

Zitat
Ich hab sogar über die Jahre schachtelweise Johanniskraut und Baldrian geschluckt,weil ich keine Chemie wollte. Geholfen hat gar nichts,auch keine Meditation,autogenes Training oder so.Nix.


Das erinnert mich mit Grauen an die ersten zwei Jahre meiner trockenen Phase zwischen 1993 und 1998 - es ging mir so besch... Ich hab so ziemlich alles an Naturheilmitteln, homööpathischen Kügelchen und Entpannungsmethoden ausprobiert, um da rauszukommen - ohne Erfolg.
Erst als ich eines Morgens nicht mehr aufstehen konnte und keine Stimme mehr hatte, bin ich zum Doc gegangen.

Und jetzt geh ich walken - hab heute frei.


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

26.10.2006 11:08
#37 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

hi Roswitha,
" . . wahrscheinlich eine sehr tief sitzende Verletzung ist,und man die Ursache wahrscheinlich nicht mehr rausfinden könne. - Aber ich solle dieses "Loch"....einfach akzeptieren . . . ohne ergründen zu wollen,warum es da sei.
Das hat funktionniert"
// danke, genauso hatte ich es gemeint. Bei mir war das noch der Krieg, Brandbombe auf das Haus, wir im Keller, alle raus und rüber in die Kirche, unter Beschuss usw. Oder Holz suchen (Schwester 12, ich 4,5 Jahre alt) in den Trümmern und drüber flogen die Granaten. Oder vorher auf der Flucht, Flieger im Tiefflug die Straße entlang und alle Mann in den Graben bzw. hinter die Bäume und das MG ratterte, Todesangst usw.
Nun konnte ich niemals jemanden fragen nach damals, weil alle entweder weggestorben waren oder meine Schwester weit weg. Da könnten schon noch einige nicht mehr auffindbare Dinge in mir sein. Die stören mich aber offenbar nicht so, weil die Erinnerung an dann später folgende saeelischen (täglich) Verletzungen seitens meiner Adoptivmutter durch Miesmachen und 'na du doch sowieso nicht' weitaus schwerer in mir nachklangen. Genau dieses hatte eindeutig zu meinen jahrelangen Tag-alpträumen geführt.

Aber die ganze Abarbeitung bzw. das Akzeptieren nicht auffindbarer Beschädigungen usw. ohne trocken zu sein wäre ganz bestimmt überhaupt nicht gegangen. Und ich denke auch, dass ein Mindestmaß an rückwärtsgerichteter 'Beleuchtung' sein muss, sonst geht die ganze Reparatur der Seele nicht.
Grüßle Max


Lotte01 Offline




Beiträge: 514

26.10.2006 11:14
#38 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

Aber die ganze Abarbeitung bzw. das Akzeptieren nicht auffindbarer Beschädigungen usw. ohne trocken zu sein wäre ganz bestimmt überhaupt nicht gegangen. Und ich denke auch, dass ein Mindestmaß an rückwärtsgerichteter 'Beleuchtung' sein muss, sonst geht die ganze Reparatur der Seele nicht.
Grüßle Max
____________


Danke!


gepard Offline




Beiträge: 851

26.10.2006 11:30
#39 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

Hallo Roswitha,

mir ist es auch so gegangen, vor allem als ich mit 18 von meinen Eltern weg in die Großstadt zog um zu studieren. Was habe ich Jahre lang alles gemacht, Homöopathie, Entspannungskassetten, Bachblüten, Johanniskrauttee (die wirksamen starken Kapseln gibt es ja erst seit wenigen Jahren, und nur in der Apotheke), habe Autogenes Training und Yoga gelernt! AT und Yoga sind die einzigen Aktivitäten, die mir wirklich gut getan haben und immer noch tun, es ist fantastisch, aber gegen eben jene akuten Zustände des Grübelns, Nichts-tun-Könnens und deswegen schlechtes Gewissen haben, die mahnenden Stimmen der Eltern im Hinterkopf, dass das Leben auf Versagertum hinauslaufen würde ... - dagegen kam ich akut auch mit AT und Yoga nicht an.

So Mitte 20 habe ich mir dann mal von meiner Ärztin SSRI (Prozac war das erste, das davon auf den Markt kam) verschreiben lassen. Abgesehen von ein paar Panikatacken am Anfang, worunter ich eine Zeit lang litt, da ich mich immer vor der nächsten fürchtete, schlug das Medikament nach ein paar Wochen super an, und ich blühte richtig auf. Allerdings wurde irgendwann auch das Leben mit der Pille zur Normalität, irgendwann nach einem Jahr (?) setzte ich sie ab und merkte keinen Unterschied mehr, mit oder ohne, es war alles halbwegs ok.

Zu der Zeit trank ich aber schon etwas mehr. Meine gemütlichen Fernsehabende mit Bier waren sehr sehr angenehm - da war meine Welt immer in Ordnung, und früh genug war es ja, um das Gefühl zu haben, dass erstens eine echte Abhängigkeit noch weit weg ist und ich rechtzeitig aufhöre, und zweitens war ich noch jung genug, um das Gefühl zu haben, dass noch massenhaft Zeit genug sein wird, um aus meinem Leben was zu machen. Da wurde der Alkohol mein Hobby und meine Droge gegen das Grübeln, jedenfalls ging es mir da immer gut. Zeitgleich ging es aber auch los, dass es mir alkoholbedingt regelmäßig schlecht ging und das Grübeln wieder los ging. Da sich das wieder wie Depressionen anfühlte, habe ich mir wieder Antidepressiva verschreiben lassen, die gerade neu auf den Markt kamen. Aber mit dem regelmäßigen Alkoholkonsum schlugen sie nicht so recht an und verstärkten sogar den Kater noch - also Dauerkater, jahrelang.

Ich bin trocken zeitweise auch recht gefrustet unterwegs. Ich würde jetzt nicht mehr lange zögern, mir was verschreiben zu lassen. Ohne Alk kann es ja wieder wirken. Aber momentan geht's auch so.

Ich verstehe unter Kopfkino übrigens alle intensiveren Gedanken. Es ist das, was sich beim Aufwachen abspielt, wenn man eben noch turbulent geträumt hat und es jetzt noch rumort mit all den Stimmen und der Musik. Es ist alles nichts anderes als die eigenen Gedanken, die sich überschlagen. Was ich sehr häufig habe, sind Dialoge, die sich im Kopf abspielen, und leider sind sie oft negativ, ich stelle mir vor was ich auf dies und das antworten würde und wie das Gespräch immer unangenehmer wird. Das steigert sich bis in echte Aggressionen und Frust. Da kann ich mich im Nu selber depressiv machen. Ganz wichtig ist, diese Spirale zu stoppen, auszusteigen, man kann auch laut "STOPP!" sagen, und am besten denkt man sofort an etwas, das im Leben gerade positiv ist, oder ich zwinge mich, dem fiktiven Dialog schnell eine total positive Wendung zu geben und dann etwas ganz anderes zu tun.

Abgesehen von dieser Grüblerei, wo ich wirklich aufpassen muss, habe ich aber auch fantastisches Kopfkino - tolle Bilder und bombastische Musik kommt fast immer vor darin, natürlich nicht in realer Farbe und Lautstärke, aber eben so gedanklich.

P.S.: Was mir besonders geholfen hat, war eine längere Verhaltenstherapie wegen Sozialphobie und anderer Probleme. Das war zwar schon in den Anfängen meiner Alkoholabhängigkeit (kann ich jetzt rückblickend sagen), und sie hat mir auch nicht gleich geholfen, auch weil ich nicht den Mut hatte, entsprechend "Hausaufgaben" zu machen, was mir zusätzlichen Frust einbrachte und mich nur darin bestärkte, es mir auf meiner kleinen Bier-Insel gemütlich zu machen, aber "theoretisch" hat mir die Therapie damals schon viel gebracht, und das Umsetzen des damals Gelernten funktioniert jetzt erst so richtig. Es ist sicher nicht nur dem Ausstieg aus der Alkoholsucht zu verdanken, dass ich mit dem Leben jetzt besser zurecht komme als früher. Man hat ja trotz Sucht viel gelernt, und trocken kann ich das Wissen am besten anwenden.

[ Editiert von gepard am 26.10.06 11:39 ]


döner Offline




Beiträge: 586

26.10.2006 11:46
#40 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

Kopfkino empfinde ich immer wieder bei meinen Panikattacken. Früher war es ganz schlimm, sogar wenn ich in Begleitung rausging. Schon wenn ich 3 Wochen vorher wußte, dass eine Einkadung anstand, startete der Film mit all seinen Facetten, was schiefgehen könnte. Am Tag selbst war ich dann total fertig.

Heute geht es etwas besser, aber wenn ich alleine raus muß, geht es schon beim Mantel anziehen los und Kopfkino wird dann zur Realityshow.
Der Alkohol hat es lange Zeit erträglicher gemacht, kaum mehr Kino dafür gar keine Bilder mehr und nur noch starres Laufen bis zum Supermarkt oder Uni, ohne Gefühl. Nur noch "Schaffen" ohne umzudrehen war das Ziel.

Bin aber schon immer ein Kopfkino-Typ gewesen und habe zu oft die falschen Filme produziert, weshalb mir viele Wege zum positiven Leben verbaut waren...und auch noch sind.
Vielleicht hätte der Alk sonst keine Chance gehabt, man weiß es nicht?

Anja


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

26.10.2006 11:55
#41 RE: Kopfkino Zitat · Antworten

Hi Gepard,

genau so erhoffe ich mir das ja auch.
Dieses Leben,das ich jetzt führe,soll mir in Fleisch und Blut übergehen und dann....später,irgendwann hoffe ich dann ohne leben zu können.

Aber ich musste erst mal den Ausgang aus meinem Dilemma finden und diese neue Art und Weise zu sehen,denken und fühlen erst mal finden...ich hätte das ohne diese Hilfe nicht geschafft,da bin ich mir sicher.

Ich wusste ja gar nicht,daß es sowas überhaupt gibt...


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