Mir steht morgen eine Mitarbeiterbesprechung bevor, vor der es mir graut.

Meine Chefin ist 'praktizierende' Alkoholikerin - im Gastrobereich ja nun auch nix wirklich ungewöhnliches. Das hat im Lauf der Jahre dazu geführt, dass sie immer mehr leitende Funktionen an stellvertretende Geschäftsführerinnen abgeben musste, weil sie das gar nicht mehr leisten konnte.

Vor ein paar Wochen kam es zwischen ihr und ihrer Stellvertreterin zum Crash - woraufhin letztere das Unternehmen verließ. Seitdem versucht sie selbst, diesen Posten zu machen.

Das verursacht natürlich Chaos: Bestellungen werden 'vergessen', Abrechnungen nicht gemacht, ihre unberechenbaren und absolut unsachlichen Auftritte häufen sich. Die Mitarbeiter versuchen, so viel wie möglich rauszureißen, indem sie sich selbst um für ihre Schichten relevanten Orgakram kümmern - sicher keine Dauerlösung.

Morgen dann also Besprechung. Normaleweise lief das immer so, dass Frau Cheffe ihr Restego überlebensgroß aufgeblasen hat, um anschließend über Dinge zu referieren, die meilenweit an der eigentlichen Problematik vorbeigehen: dass sie krank ist und die Bodenhaftung schon vor langer Zeit verloren hat...

Gesagt hat ihr das bisher noch niemand. Es ist ein richtiggehendes Tabu. Eigentlich wünschen sich momentan alle, dass sie einfach wieder jemanden gegen Entgeld den Job machen lässt, den sie nicht mehr machen kann. Dass sie sich raushält, weil der Laden dann problemlos läuft und die Leute einfach ihre Arbeit machen können.

Mir macht das ganz ungute Gefühle, wenn ich an morgen denke...

Hi Green,
war mal in ner ähnlichen Situation. Ich hab mir in Ruhe eine andere Arbeit gesucht,mein Chef hätte mich eh gefeuert, wenn ich ihn drauf angesprochen hätte.
Kann Dir ehrlich gesagt keinen besseren Tipp geben.
Aber ich halt Dir die Daumen für morgen
lg Tina

Hallo Greenery,

dass Leute mit aufgeblasenem Ego, krank und ohne Bodenhaftung
in diesem Land das Sagen haben - ist doch Staatsdoktrin,
allenthalben üblich und mehrheitlich gewollt.

[Sarkasmus ON]
Wer zwingt Dich denn, unter solchen Bedingungen zu arbeiten?
[Sarkasmus OFF]

LG
Bernd

Zitat

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Gepostet von Faust
[Sarkasmus ON]
Wer zwingt Dich denn, unter solchen Bedingungen zu arbeiten?
[Sarkasmus OFF]

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Bis jetzt hab' ich das selbst gemacht, denn mein nasses Selbst hat nun nicht gerade vor Selbstbewusstsein (von Selbstverantwortung schweige ich lieber gleich ganz) gestrotzt. Diese ganze kranke abhängig/coabhängig-Schiene hat wohl zu meinem alten Ich gepasst

Irgendwie ist sich das aber in den letzten Monaten am verändern...

Dann herrschen ja für Dich sehr gute Bedingungen, Greenery,
wenn Du das ohne äußere Zwänge selbst entscheiden kannst.

LG
Bernd

Hallo Greenery,

in dem Teil der Arbeitswelt in dem ich mich so durchwurstle, ist es unerwünscht (Tabu), dass jemand auf sein Nichtkönnen, sein Manko öffentlich angesprochen wird.

Solche Gespräche finden bei uns ausschließlich in einem geschützten Raum statt, ohne Anwesenheit von Anderen.

In so einem geschützten und kleinem Rahmen ist es dann meist weniger emotional und die Sachinhalte stehen im Vordergrund. Das ergibt sich schon daraus, da nicht jeder seinen Senf dazu gibt.

Lieber Gruß
Anita

Hi Anita ,

so einen 'unter 4 Augen Raum' könnten wir hier im Forum manchmal auch gebbrauchen .

Da hast du aber Recht, wenn du wirklich was bewirken willst/wolltest, das geht nur unter 4 Augen. Dann müssen 2*2 Augen nicht das Gesicht wahren.

Lieber Gruß
Werner

Na also,

dann nix wie in den Weinkeller - mit der Chefin.

LG
Bernd

Natürlich kann ich das nicht ganz ohne äußere Zwänge entscheiden. Aber meiner bisherigen Erfahrung nach sind mir die inneren (selbst auferlegten) Zwänge meist die größeren Hürden

Hallo Werner,

manchmal ist ja an diesen Allgemeinsprüchen eine Menge dran:

Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderem zu................oder so ähnlich

Wenn ich beruflich zurecht gerückt werde weil ich meinen Job nicht gut mache, möchte ich auch nicht, das da 10 Leute dabei sind, wobei ich ahne, dass 5 davon innerlich Beifall klatschen.

Nach meiner Erfahrung ist öffentliche Gruppenkritik viel leichter destruktiv, als das 4 Augengespräch.

Anita

Hi greenery
(gute smilie - kombi?)

ich war mal in einer ähnlichen Situation... es war zwar nich meine Chefin, aber die "Vize-Chefin" der Abteilung. Der Chef war zwar auch Alki, aber von seiner Arbeit hing nicht das Wohl der Abteilung ab, er war oft genug auf Dienstreise und hat mich nicht weiter belästigt...

Die andere aber ... boah, bei einem 4-Augen-Gespräch hätte die mich auseinandergenommen, war mehr so der Typ Rabaitperle... einmal hab ich sie auf ihre Fahne in der Früh angesprochen... da hat sie tapfer geleugnet und gemeint "wieso? ich hab doch nur Saft getrunken in der Früh!"

Ich bin dann gegangen. War das beste, was ich tun konnte, wie mir die weitere Entwicklung dieser Firma kurz darauf gezeigt hat.

Greenery, hättest du diese Möglichkeit auch?

Lg
ewli

Zitat

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Gepostet von ewli
Greenery, hättest du diese Möglichkeit auch?

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Hehe, Rabiatperle - gefällt mir

Naja, ich denke, die Möglichkeit hätte ich schon. Nur aktiv hab' ich den Hintern in diese Richtung noch nicht hochgekriegt.

Aber es fühlt sich halt irgendwie immer 'falscher' an, dort unter diesen Bedingungen zu arbeiten. War ja vorher nicht so akut, weil sie nicht so präsent (und ich so nass :sprachlos war. Und mit der Stellvertreterin bin ich super klargekommen.

Weiß nicht, spielt sicher auch Angst vor'm Verlassen des vertrauten Rahmens eine Rolle. Alt wollte ich da eigentlich eh nicht werden. Ich komme halt nicht damit klar, jetzt andauernd mit ihr und ihrer fast schon hilflosen Beinchenheberei zu tun zu haben