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Saufnix  
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Dieses Thema hat 22 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

04.04.2006 15:51
#16 RE: Warum habt ihr aufgehört? Was war der "Klick"? Zitat · Antworten

Moin Dorsa,
mir gings, wie auch anderen hier: Ich fand mich nur noch zum und als das soweit war, konnte ich mir endlich auch hilfe von aussen holen.
Lieben gruss geschickt
Hermine


gepard Offline




Beiträge: 851

05.04.2006 08:04
#17 RE: Warum habt ihr aufgehört? Was war der "Klick"? Zitat · Antworten

Ich hätte noch so weitermachen können mit dem Alkoholkonsum. Ich habe hauptsächlich getrunken um keine Langeweile zu haben, oder vielleicht besser gesagt, damit mir körperlich nicht fad war, also zur Stimulation oder auch Betäubung. Ich funktionierte im Job, sonstige Erledigungen klappten auch gerade noch so, zumindest mit Verschleppen und Terminverschiebungen, und meine Bier-Abende und später auch ganze Tage waren sehr angenehm, was wollte ich mehr. Wer braucht schon Sozialkontakte, wenn in den eigenen 4 Wänden alles gemütlich ist.

Die Frage wäre nur gewesen (es war angenehm, wenn sie durch den Rausch nicht ins Gedächtnis kam): Wie lange noch?
Zum Glück werde ich es nie erfahren, wie lange das noch so weitergegangen wäre. Mit irgendwas hätte es angefangen, Krankheit, Fehler im Job und Entlassung, daraus resultierend Rechnungen nicht mehr zahlen können. Irgendwann bin ich draufgekommen: die Obdachlosen, die ich täglich sehe - mit denen habe ich mehr gemeinsam als mir lieb ist, jedenfalls wenn ich so weitermache. Ich hatte das Gefühl "das bin ich". Es fällt mir nicht schwer, mich hineinzuversetzen in diesen Menschen.

Aber meine größte Motivation war der Gedanke, dass es etwas geben könnte, worin ich gut bin bzw. gut werden könnte, wenn ich es lerne, und auf das ich einmal stolz sein könnte. Ich wusste, dass aus meinen ehemaligen Schulkollegen oder aus anderen Menschen in meinem Alter schon längst "was geworden" ist, und ich hatte diese Situation vor mir, dass ich Bekannte von früher treffe, die mich fragen "Sag, was machst du denn jetzt?" -----

Da bekam ich in den letzten Jahren manchmal die Panik. Was sage ich denn auf diese Frage? Was mache ich denn? "Ich mache immer noch ....... so wie damals, als ich immer noch studierte, ohne das Studium jemals abzuschließen." Au wei! Und wie soll ich es sagen? Mit Augenringen, aufgeschwemmt, und mit Bierfahne? Und sonst? Ich komme nach Hause und freue mich auf genügend Bier-Vorrat und das Fernsehprogramm?

Ich dachte: "Zum Glück treffe ich nie jemand." Wenn mich jemand kontaktieren möchte, sage ich, dass ich keine Zeit habe. Am besten wenn mich gar niemand sieht. - Ich habe mir diesen ganzen Wahnsinn, dieses Nicht-Leben und Nichts-Tun, allmählich gründlich überlegt und bin draufgekommen, dass das überhaupt keine Zukunft hat. Vielleicht wäre es ok gewesen, wenn ich 80 Jahre alt wäre, aber nicht mit Mitte 30.

Ich wusste, ich komme da nur raus, wenn ich was Neues anfange, etwas lerne. Und das ging meiner Meinung nach nur ohne übermäßigen Alkoholkonsum. Und in meiner Situation bedeutete das, dass ich völlig mit Alkohol aufhören musste. Ich wusste schon lange, dass ich abhängig war.

Meine große Motivation, mit dem Trinken aufzuhören, war, dass ich was Neues lernen und damit ein ganz neues Leben beginnen wollte. Die geistige Herausforderung, der nötige Eifer, viele neue Kontakte zu Gleichgesinnten, Bewährungsproben (ich muss mich z. B. in Praktika Situationen stellen, vor denen ich mich eigentlich bis zum Lebensende drücken wollte wie z. B. vor einer Gruppe von Menschen eine Rede halten), vieles davon hat für mich großen therapeutischen Effekt, da ich in so langer Zeit einfach vieles nicht gelernt habe oder vieles habe verkümmern lassen.

Ich beschloss, dass ich nicht mehr trinken wollte und mich bald meinen neuen Aufgaben stellen wollte. Und als ich diesen Schritt tat und tatsächlich nicht mehr trank, war ich ziemlich rasch davon überzeugt, dass ich überhaupt trocken bleiben wollte, nicht nur aus irgendwelchen Gründen wie Ausbildung oder Hoffnung auf neuen Job.

Ich glaube, dass ich deswegen nie richtigen Saufdruck erlebte, denn das Trinken kommt überhaupt nicht mehr in Frage, und alle Schwierigkeiten, die es so gibt auf einem neuen Lebensweg, lassen sich meistern oder zumindest überstehen.


gepard Offline




Beiträge: 851

05.04.2006 08:16
#18 RE: Warum habt ihr aufgehört? Was war der "Klick"? Zitat · Antworten

P. S.: Eine meiner Einsichten, spät aber doch führte ich es mir in den letzten Jahren vor Augen: Immer wenn ich Mist baute oder wenn es mir richtig schlecht ging, so ganz unnötigerweise (*das hätte echt nicht sein müssen*), war Alkohol im Spiel. So wie es minitiger vorhin geschrieben hat.

Und ich hatte wirklich verdammtes Glück, denn es hätte oft was viel schlimmer kommen können durch den Alkoholeinfluss.


Spalleg Offline



Beiträge: 79

06.04.2006 14:27
#19 RE: Warum habt ihr aufgehört? Was war der "Klick"? Zitat · Antworten

mich wird wohl mein Doppelkinn - irgendwann - zum Aufhören bringen.

Oder ich geh halt zum Absaugen

nette Grüße aus dem Wald


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

06.04.2006 22:38
#20 RE: Warum habt ihr aufgehört? Was war der "Klick"? Zitat · Antworten

Hi,

mir wurde irgendwann Klar, daß der Alkohol mir nicht mehr das gegeben hat was ich mir erhoffte. Mir ging es nicht mehr gut mit dem Alkohol sondern schlecht wenn ich ihn nicht mehr hatte. Die Erkenntnis hat sich irgendwann bei mir festgesetzt und dann brauchte es noch eine Entgiftung um ganz loszulassen. Es hätte aber auch irgendeine Kleinigkeit sein können die das Faß zum überlaufen gebracht hätte.

Gruß Ralf


Thetis Offline



Beiträge: 11

07.04.2006 17:15
#21 RE: Warum habt ihr aufgehört? Was war der "Klick"? Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

mein "Klick" kann ich datumsmässig nicht genau einordnen. Auf jeden Fall lag dieser Zeitpunkt irgendwann nach Monaten der Trockenheit, eventuell sogar erheblich später. Ich denke, es muß der Zeitpunkt gewesen sein, wo ich innerlich vor mir selbst zugeben konnte, alkoholkrank zu sein.

Vom Kopf (Verstand) her war mir schon lange klar, daß mit meiner 17 Jahre dauernden Alkoholkarriere etwas nicht mehr stimmen konnte. Ich gehöre zu denen, die nie "richtig" trinken konnten. Und zwar vom Start weg. Es scheint mir wohl in die Wiege gelegt worden zu sein, sowas soll es geben. Ich war allerdings bis zum Ende meiner Laufbahn der Meinung, dass ich es irgendwann gelernt haben würde, so wie andere zu trinken.

Ich habe mit dem Trinken aufgehört, nachdem ich die Konsequenzen meines Alkoholismus zu spüren bekam. Alles lief schief und mir stand das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Wenn ich überhaupt noch etwas retten wollte, dann hatte ich wirklich nur noch eine Wahl: Sofort aufzuhören. Meine "Kapitulation" erfolgte also unter dem Druck der Ereignisse und nicht aus einer plötzlichen, höheren Erkenntnis bzw. Eingebung. Das ich nie mehr trinken kann, war mir damals überhaupt nicht bewusst. Ich hätte es damals wohl auch kaum akzeptieren können.

Das ist jetzt über 26 Jahre her und ich hatte das unverschämte Glück, bis heute nicht mehr trinken zu müssen. Wenn mich heute jemand fragt, was ich außer Nüchternheit als Gegenleistung dafür erhielt, dann war es die Wiedererlangung meiner verlorengegangen Selbstachtung.


Gruss Thetis (aka Moritz)


Mohnblume ( gelöscht )
Beiträge:

07.04.2006 20:19
#22 RE: Warum habt ihr aufgehört? Was war der "Klick"? Zitat · Antworten

Hallo,

mein persönlicher Tiefpunkt war, dass ich feststellen mußte, dass ich ohne Alkohol das Leben nicht mehr bewältigen konnte. Ich hielt mich für eine Versagerin und schämte mich so unendlich dafür, dass ich an der Flasche hing.

Ich habe Zweifel daran, ob ein Nichtabhängiger das alles jemals wirklich verstehen kann. Auch ich als Betroffene habe sehr lange gebraucht, es wirklich zu begreifen.


Dorsa Offline



Beiträge: 161

07.04.2006 21:33
#23 RE: Warum habt ihr aufgehört? Was war der "Klick"? Zitat · Antworten

Hallo Mohnblume

Ist mir schon klar, daß ich als Angehörige das nicht WIRKLICH verstehen kann, aber ich möchte eben so viel wie möglich darüber wissen, um meine Schwester doch etwas besser zu verstehen.

An Alle:
Ist wirklich lieb daß ihr so ehrlich antwortet!
Danke!
Dorsa


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