Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Saufnix  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 48 Antworten
und wurde 4.360 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Burkhard Tomm Bub Offline



Beiträge: 214

22.02.2006 19:29
#31 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von mirko65
Mir hat mal mein Psychologe gesagt,das diese Ängste und Depressionen solange dauern wie man getrunken hat(in etwa).Da habe ich ja Glück gehabt,dann brauche nur noch 20 Jahre warten.
...



... meine Güte !
Ist der noch gescheit ?
Glaubt bloß sowas nicht !

Kann ich absolut nicht bestätigen.

MfG
BukTom


tommie Offline




Beiträge: 10.595

22.02.2006 19:38
#32 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von mirko65
Mir hat mal mein Psychologe gesagt,das diese Ängste und Depressionen solange dauern wie man getrunken hat


... so nen Psychologen kenn ich auch, der meint u.a.: das Leben dauert solange bis der Tod eintritt ... echt beruhigend .


tommie


Grosser Bruder Offline




Beiträge: 5.064

22.02.2006 20:48
#33 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

etwas über die Wechselbeziehung
Alkoholismus <==> Depressionen habe ich beim googlen gefunden. < Guckst Du hier >

Über Psychopharmaka habe ich gestern Wuchtbrumme geantwortet:< Guckst Du dann hier>


Lieber Gruß
Werner

[ Editiert von Grosser Bruder am 22.02.06 20:50 ]


gepard Offline




Beiträge: 851

22.02.2006 22:42
#34 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Beim Trinken aufhören hatte ich keine Depressionen oder Ängste, aber oft eine extreme Müdigkeit. Ich glaubte, dass das bei der Entwöhnung normal ist und habe mich jedes Mal, wenn ich konnte, hingelegt und wunderbar geschlafen.

Depressive Stimmungen habe ich erst jetzt, wo ich knapp drei Wochen nicht mehr rauche. Aber Rauchen kommt jetzt einfach nicht mehr in Frage. Heute habe ich einen Bekannten getroffen, der ist erst Mitte 50, hat chronische Atemwegserkrankungen (höchstwahrscheinlich von den täglich 30 Zigaretten seit 35 Jahren), die sich nur noch verschlechtern. Ich habe immer gedacht "naja, das wird halt mal lästig sein, mit der Husterei und so" - aber es ist schlimmer, viel schlimmer. Mein Bekannter leidet erbärmlich, kriegt nicht mehr viel Luft und hat keine Aussicht mehr auf ein schönes Leben.

Jetzt nach der aufschlussreichen Begegnung fand ich meine "Depression" dagegen geradezu lächerlich, wahrscheinlich ist es gar keine, und trotzdem werde ich mir demnächst vielleicht was verschreiben lassen, weil ich weiß, dass die modernen Medikamente meist eine Hilfe sind. Auch wenn man mittlerweile weiß, dass man auch sie nach ärztlicher Anleitung ausschleichen muss, weil auch sie in einem gewissen Sinne abhängig machen können.

Ich würde jedem empfehlen, bei Verdacht auf eine Depression zum Arzt zu gehen. Egal auch, woher sie stammt. Man kann gleich was unternehmen und die Lebensqualität steigern, ohne wie früher auf die blöden Drogen Alkohol oder Nikotin zurückzugreifen.


Luke Offline



Beiträge: 406

22.02.2006 22:59
#35 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Hallo,

also nach den 3 berühmten Tagen des Entzugs stellt sich bei mir ein Hochgefühl ein. Das macht mich so hochnäsig, daß nach 3 Monaten ein Rückfall erfolgt.
Depressionen kenne ich gar nicht. Nur während des kalten Entzugs.

Tschüß Luke


newlife2005 Offline



Beiträge: 200

22.02.2006 23:00
#36 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Hi Gepard,

ist schon komisch. Ich hatte beim Rauchstopp 2002 keinerlei Depressionen. Naja liegt wohl daran, dass ich mit Nikotinpflastern entzogen habe. So wurde ja der Suchtstoff langsam ausgeschlichen ?!?

Heute war ich aber wieder den ganzen Tag so lahm und müde und antriebslos, dass es mich selbst gegruselt hat. Da muss echt was passieren. Werde mal berichten, was der Doc so mit mir anstellt.


newlife2005 Offline



Beiträge: 200

22.02.2006 23:03
#37 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von tommie
... so nen Psychologen kenn ich auch, der meint u.a.: das Leben dauert solange bis der Tod eintritt ... echt beruhigend



Ich hoffe vom Tod wird man nicht depressiv


tommie Offline




Beiträge: 10.595

22.02.2006 23:26
#38 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von newlife2005
Ich hoffe vom Tod wird man nicht depressiv


... ich werds dir dann berichten ...


tommie


Lachfalte Offline



Beiträge: 378

23.02.2006 06:23
#39 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Hallo newlife,

oh wie gut ich die von dir beschriebenen Symptome kenne.

Null Antrieb, ständige Müdigkeit und alles was ich mach könnte ruhig noch ein bißchen schöner sein!

Dem ist aber nicht immer so, es gibt auch Tage, da strotze ich nur so vor Lebenslust und Kraft und Mut.

Nur das erste Glas stehenzulassen reicht halt nicht aus. Das Leben will anders gelebt werden als in Saufzeiten.

Ich weiß, dass ich viel mehr raus müsste, mir eine sportliche Betätigung suchen sollte, ein neues Hobby das mich ausfüllt. Wahrscheinlich würde es mir auch guttun, mich künstlerisch etwas zu betätigen, ich hab bei diesen Schneemassen ja nichtmal einen Schneemann geschafft.
Aber im Kopf rumort es zumindest schon, und ich hoffe jetzt auf den Frühling, dass der meine Lebensgeister zu wecken vermag.

Zu den Ängsten die hier zur Sprache kamen folgendes von mir.
In meiner Trinkzeit war ich übervoll von Ängsten und Sorgen. Diese handelten meist vom Gestern und Morgen. Das Leben spielt sich aber Heute ab.
Ich hab mich viel mit Gefühlen beschäftigt, Angst ist ja ein Gefühl das wir haben. Und dazu hab ich einen prima Artikel gefunden, der mich diese in einem anderen Licht sehen ließ. Ich setz den mal hier mit rein:

<
Wenn wir uns mit dem Alkoholismus befassen, und das ist hier unser Thema Nr. 1, dann sagen wir, Alkoholismus ist eine Krankheit. Diese Krankheit bezieht sich auf den Körper, z.B. das Zittern, das Schwitzen usw., und auf die Folgeerkrankungen, wie Herz-Kreislaufstörungen, Hepatitis, Bauchspeicheldrüsenentzündung und vieles mehr. Sie bezieht sich auf den Verstand. Du hast zum Schluss gemerkt, dass du nicht mehr richtig denken konntest. Du machtest diese beschämende Erfahrung von Blackouts, du konntest dich plötzlich nicht mehr erinnern, was los ist, und glaubtest vielleicht, du verlierst allmählich de Verstand. Und sie bezieht sich auf die Gefühle. Darüber möchte ich heute sprechen.


Alkohol beeinträchtigt ganz wesentlich unsere Gefühle und zwar so, dass die Gefühle oder das, was du erreichen wolltest mit dem Alkohol, z.B. Entspannung, am Schluss ins Gegenteil umschlagen. Dein Weg, mit Gefühlen umzugehen, war einer der Gründe für dein Trinken. Einer, denn es gibt viele. Du wolltest dich immer gut fühlen. Alkoholiker haben die Tendenz, nebenbei bemerkt nicht nur sie, sich immer wohlfühlen zu wollen, Schmerz unbedingt zu vermeiden. Du hast eines Tages die Erfahrung gemacht, wenn du ein Glas Bier oder einen Wein oder ein Tranxilium oder Ähnliches nimmst, dann erhältst du eine ganz tolle Wirkung. Du fühlst dich auf einmal viel besser. Jeder von euch hat irgendwann einmal diese Erfahrung erlebt, sonst wäre er nicht hier. Und dann hast du die Erfahrung, die für dich ja positiv war, wiederholt. Wir Menschen machen das so, was uns gut tut, wollen wir immer wieder haben.


Wenn du dich schlecht gefühlt hast, dann hast du was getrunken, und siehe da, du fühltest dich besser. Prima, eine tolle Sache, du warst irgendwo Herr deiner Gefühle. Das ging jahrelang so, dass du etwas genommen hast, und schon hast du dich besser gefühlt, d.h. schlechtes Gefühl ... Tabletten oder Alkohol ... gutes Gefühl.


Nur irgendwann einmal in deinem Leben ist es nicht mehr so gegangen. Nach vielleicht drei, vier oder fünf Jahren hast du, wenn du dich schlecht gefühlt hast, etwas genommen wie immer. Du hast dich dann zwar auch noch besser gefühlt hinterher, aber es gab sozusagen einen Rückschlag. Am Ende hast du dich schlechter gefühlt. Aber du hast weiter genommen, und dann kommt die letzte Phase deiner Alkoholkarriere, du fühlst dich hundeelend. Du nimmst Alkohol oder Tabletten und fühlst dich nur mehr schlecht. Also der Sprung vom Schlechtfühlen in das Positive kommt gar nicht mehr zustande. Ja, das Merkwürdige passiert, dass jemand, der Alkohol genommen hat gegen Depressionen, immer depressiver wird. Jemand, der Schlafmittel genommen hat, ursprünglich weil er mal nicht schlafen konnte, kann wegen seines hohen Schlafmittelmissbrauchs überhaupt nicht mehr schlafen.


Das heißt also, das was einmal so gut geklappt hat, nehmen - sich besser fühlen, stimmt am Ende der Karriere nicht mehr. Im Gegenteil, du fühlst dich immer mieser. Dieser Weg, mit Gefühlen umzugehen, ich nenne ihn den manipulativen Weg, mit Gefühlen umzugehen, hat also nicht funktioniert.


Die Frage ist jetzt, wie kannst du anders mit deinen Gefühlen umgehen. Und da möchte ich dir einen Weg weisen, ich nenne ihn den konstruktiven Weg. Der ist natürlich viel anstrengender. Ein Mittel nehmen, eine Tablette schlucken oder Alkohol trinken, strengt nicht an. Gut, da sind einige Punkte: das Erste beim Umgang mit Gefühlen ist, würde ich sagen, das Wahrnehmen. Das heißt, ich tue zunächst einmal gar nichts als mein Gefühl wahrnehmen. Guck einmal in Dich hinein - jetzt - und schau einmal, was du im Augenblick fühlst - was für Gefühle sind da - schau einmal - Bei vielen Patienten beginnt bereits hier die Abwehr, dass sie sich nicht einlassen wollen, dass sie das gar nicht wahrnehmen wollen, vor allen Dingen bei den Gefühlen, die wir nicht so gerne mögen, wie z.B. Trauer, Wut.


Ich erinnere mich da an meine Ausbildung in Amerika. Da gab es den berühmten „hot seit", den „heißen Stuhl", das ist so eine Art von Gruppenfeedback am 9. Tag in der Gruppe. Du sitzt da auf einem Stuhl im inneren des Kreises und die ganze Gruppe, das waren damals in Hazelden 18 Leute, die Unit, die haben dann gesagt, was ihnen an dir nicht gefällt oder was du ihrer Meinung nach an dir verändern sollst. Das ist eine ganz schön kritische Rückmeldung. Und ich erinnere mich, dass mir ein junger Mann eine sehr unangenehme Frage gestellt hat, ich weiß nicht mehr genau, was es war, auf jeden Fall hat sie mich sehr getroffen. Dann sagte der Councelor zu mir: Franz, are you angry? - Franz, bist Du ärgerlich? - Ich bin doch nicht ärgerlich, wieso soll ich ärgerlich sein, verdammt noch einmal - Und dann wieder: Franz, are you angry? - ... Ja, ja ich bin ärgerlich, ärgerlich auf den jungen Kerl, dass der mich so etwas fragt.


Aber zunächst wollte ich das einfach nicht wahrhaben. Ein viel Älterer hat doch nicht ärgerlich zu sein, wenn er noch dazu Priester ist. Um Gottes Willen, der darf doch nicht ärgerlich werden, da muss er doch immer freundlich sein. Auch Priester haben Gefühle und die sind manchmal eben, ärgerlich zu sein und weiß der Himmel was, das habe ich mir damals noch nicht erlaubt. Also, das Erste ist Wahrnehmen. Meine Gefühle wahrnehmen, so wie sie sind.


Das Zweite ist Annehmen. Das heißt, sich selber gleichsam sagen, Gefühl, du darfst sein. Also genau das tun, was ich mir nicht erlaubt habe. Ich habe zu mir gesagt, Franz, du darfst nicht ärgerlich sein, das passt nicht zu dir, das gehört sich nicht, du hast immer freundlich zu sein! Dies ist, nebenbei bemerkt, ein sehr unfreundliches Umgehen mit sich selbst, wenn man dauernd verbietet, was an Gefühl da ist. Also, das Zweite ist annehmen, annehmen und gleichsam zu mir selber sagen: Du darfst dich so fühlen. Und da kommt nun die große Schwierigkeit. Wir haben offensichtlich in uns so eine Art Introjekte, d.h. eingespeicherte Botschaften über Gefühle, die man haben darf und die man nicht mehr haben darf. Das geht wahrscheinlich auf frühkindliche Erfahrungen zurück. Mach dir einmal ein Verzeichnis von Gefühlen - Trauer, Hass, Freude - wir haben irgendwo in unserem Hinterkopf eine Wertung, plus - minus, z.B. haben wir bei dem Gefühl Hass, Ärger ein Minus im Kopf, bei Freude ein.


Plus, positiv. Schreib dir heute im Laufe des Tages einmal eine Menge Gefühle auf, die du hast und mache davor einfach ein Plus oder Minus, ohne zu denken. Du merkst dann, dass du bei den meisten Worten sehr schnell diese Wertung treffen kannst. Wir haben seit frühester Kindheit gelernt, dass man manche Gefühle haben darf und manche nicht. Und das ist Unsinn, barer Unsinn, Gefühle sind weder plus noch minus. Wenn ich meinen Ärger, meine Wut grundsätzlich wegschiebe, werde ich depressiv. Wichtig ist, Gefühle sind erst einmal wertfrei, oder du kannst auch einfach sagen, sie sind erst einmal gut. Es gibt einen alten scholastischen Grundsatz. Alles sein ist gut Gefühle sind Sein, also sind sie gut. Das ist sehr wichtig, dass du dir das klar machst. Denk auch einmal, was in der Sexualerziehung an Negativem auf uns indoktriniert wurde, z.B. das sexuelle Gefühle von sich aus schlecht sind, bös sind. Die Leute haben diese Gefühle weg gedrückt, dadurch haben sie sich verstärkt, und die Leute sind vor lauter unterdrückten sexuellen Gefühlen fast närrisch geworden, anstatt einmal zu sagen, sexuelle Gefühle sind - sie sind ein Ausdruck meiner Lebendigkeit.


Also, der erste Schritt war, mein Gefühl wahrnehmen.
Der zweite Schritt war, mein Gefühl annehmen.


Gefühl, du darfst sein. Wenn du z.B. traurig bist, dann sag dir. Ja, jetzt darfst du traurig sein. Erlaube dir das. Wenn du es dir nicht erlaubst, dann geht das Gefühl ja nicht weg, das einzige, was geschieht, es geht in die Verdrängung und dort tobt es weiter und macht unter Umständen dein ganzes Leben kaputt. Wenn du dem Traurigkeitsgefühl die Erlaubnis gibst zu sein, dann wird es auch wieder fortgehen.


Wahrnehmen, annehmen und dann kommt das Dritte, und das ist ganz wichtig, äs nenne ich integrieren oder mit deutschem Wort, einverleiben.


Was heißt das? Der Mensch hat, wenn du dir einmal ein Dreieck vorstellst, er hat Verstand, er hat Willen und er hat Gefühl. Der Wille ist bei manchen Menschen nicht so stark entwickelt. Sie lassen sich einfach so mehr oder minder treiben. Auch bei mangelndem Willen kommt es nicht zu Depressionen. Wenn einer sich nur dauernd vor den Anderen schieben lässt, also nicht selbständig sagt, „ich will dies oder das", sondern einfach so mitschwimmt, dann reagiert er meist mit Depressionen. Wenn du dich oft depressiv fühlst, dann frag dich doch einmal, ob du nicht zu wenig mit deinem Willen an dein Leben herangehst, dass du vielleicht zu wenig fragst: „Was will ich denn eigentlich?"


Verstand, Wille, Gefühle und das Ganze ist eine Einheit, muss integriert werden. Das heißt, du musst deine Gefühle wahrnehmen, annehmen und dann musst du dir mit deinem Verstand überlegen, was mache ich mit dem Gefühl? Ober frag dich zunächst einmal, woher kommt das Gefühl, warum bin ich jetzt so traurig? Ja, und dann setz Deinen Verstand ein. Du kannst schau'n, manchmal ist die Antwort ziemlich klar. Wenn z.B. jemand weggeht. In unserer Gruppe sind fünf Leute auf einen Schlag fortgegangen und da hatte ich das Gespür, in der Gruppe findet ein richtiger Trauerprozess statt. Da braucht man nicht groß nachzudenken, da weiß man, „ja ich bin traurig, weil die weggegangen sind, und sie waren wichtig". Manchmal kann das ein wenig komplizierter sein, man muss etwas tiefer gucken, warum bin ich traurig.


Aber wichtig ist, dass du den Verstand einschaltest, um zu klären, - warum fühl mich so? - Und dann muss der Wille kommen, mit deinem Willen musst du überlegen, was du jetzt mit dem Gefühl machst. Nimm einmal an, du bist ärgerlich auf deinen Chef, du hast eine Stinkwut auf den, weil er dich angefahren hat. Du nimmst die Wut wahr, dann nimmst du sie an, aber dann überlege dir, um Gottes Willen, was du jetzt machst. Es ist wahrscheinlich nicht günstig, wenn du in deiner ersten Wut zu dem Chef stürzt und ihm sagst: „Sie sind eine ganz miese Type", ... dann könnte es sein, dass du deinen Arbeitsplatz verlierst. Überleg dir, was kannst du tun und dann nimm deinen Willen und lass dich nicht von deinem Gefühl wegschwemmen. In der Boulevardpresse, in den Illustrierten wird oft geschrieben, man muss die Gefühle rauslassen. So ein Unsinn. Als ob man immer jedes Gefühl rauslassen könnte. Das ist gar nicht möglich. Manchmal kann ich es ausdrücken, manchmal ist es klüger, es nicht auszudrücken. Das einzig Vernünftige, was ich beim Militär gelernt habe war, dass man uns gesagt hat, wenn du dich über deine Vorgesetzten beschweren willst, dann schlaf erst eine Nacht darüber. Das scheint mir auch heute noch vernünftig. Das meiste andere, was ich dort gemacht habe, erscheint mir äußerst problematisch.


Eine Nacht darüber schlafen, denn dann kommen das Gefühl, der Verstand und der Wille eher in Integration. Wenn Gefühl überschäumt, dann ist der Verstand nicht da. „Wille ist nicht da, und hinterher sagt man, mein Gott, was war ich doch für ein Schafskopf, warum habe ich nicht ein bisschen gewartet. Das Dritte ist also ungeheuer wichtig. Integrieren in die Gesamtpersönlichkeit. Dann wird die Persönlichkeit farbig, dann kommt von den Gefühlen her Lebendigkeit in das ganze Unternehmen.


Der letzte Punkt ist dann das Ausdrücken meiner Gefühle. Manchmal ist es möglich, manchmal nicht. Natürlich wäre es gut, wenn ich mein Gefühl, demgegenüber ich es habe, z.B. dem Chef, ausdrücken kann. Wenn ich dem am anderen Tag sage, Herr Soundso, das hat mich doch sehr geärgert, was sie da zu mir gesagt haben, ich fühl' mich sehr zurückgesetzt. Wenn das möglich ist, o.k., dann tu es. Wenn das nicht möglich ist, dann nimm einen Tennisschläger und schlage auf die Matratze oder was immer und sag na, das macht mir gar nichts aus und in Wirklichkeit kochst du. Ich hab jetzt immer von Ärger gesprochen. Es gibt noch ein anderes Gefühl, das gerade in unserem Bereich, Bundesrepublik und USA besonders schwierig auszudrücken ist, das ist Zärtlichkeit. Wir haben die größten Schwierigkeiten mit Ärger und Zärtlichkeit. Viele Eltern, viele Beziehungen kranken einfach daran, dass keine Zärtlichkeit ausgedrückt wird, dass man Angst davor hat, sei einmal deutlich zu machen. Damit nimmt man sich sehr viel an Lebendigkeit. Ihr könnt euch vorstellen, dass dieser Weg vom Wahrnehmen, Annehmen, Einverleiben/Integrieren, Ausdrücken ein sehr viel anspruchsvollerer Weg ist, als fünf Flaschen Bier zu trinken oder drei Tranxilium zu nehmen. Der Weg ist anstrengender, aber er macht den Menschen zum Menschen. Wenn einer lernt, mit der Zeit wirklich mit seinen Gefühlen umzugehen, dann ist das etwas ganz Tolles. Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand, der gelernt hat, mit seinen Gefühlen konstruktiv umzugehen, wieder zur Flasche, zu den Pillen greift. Aber wenn einer das nicht gelernt hat und weiterhin seine Gefühle versteckt, verdrängt, besteht eine große Gefahr, dass er, wenn er so richtig wütend ist, sagt ist doch sowieso alles „Mist" und trinkt dann weiter.


Aber es ist nicht die Frage der Schönheitsoperation, wenn ich diesen Vortrag über Gefühle halte, sondern das ist letztlich eine Frage, wie kann ich trocken bleiben. Dies ist hier immer unser Thema und ich wünsche euch, dass ihr im Laufe der Wochen, die ihr hier seid, lernt, wirklich mit euren Gefühlen umzugehen. Damit euer Leben glücklicher wird und damit ihr trocken bleibt.>>

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich diese Gefühle sehr gut aushalten kann wenn ich weiß, dass sie nicht schlecht sind. Sie gehören zu mir wie alles andere auch.
Und ich finde es wunderbar, abends zu merken, dass dieser Tag ANGSTFREI war. Diese Tage kommen newlife, auch du kannst darauf warten.

Alles Gute dir
Lachfalte


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

23.02.2006 07:54
#40 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Huhu Lachfalte

Hat mir grad sehr gut getan, das zu lesen. Und jetzt hab' ich 'nen Kloß im Hals...


Lachfalte Offline



Beiträge: 378

23.02.2006 08:02
#41 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Moin Greenery,

und wie gehst du mit diesem Kloß nun um?
Eine gute Zeit zum üben...


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

23.02.2006 08:48
#42 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Lachfalte
Franz, bist Du ärgerlich? - Ich bin doch nicht ärgerlich, wieso soll ich ärgerlich sein, verdammt noch einmal - Und dann wieder: Franz, are you angry?



Besonders schön finde ich in diesem Zusammenhang dann immer die Zweifel an der sogenannten "zufriedenen Trockenheit" wenn jemand seinen Ärger oder Unmut äussert.

Kann jemand zufrieden trocken sein, der sich auch mal ärgert? Oder ist das akzeptieren und leben solcher Gefühle nicht überhaupt Vorraussetzung dafür, daß man mit seiner Trockenheit zufrieden werden kann?

Trockene Alkoholiker erheben oft den Anspruch, nun irgendwie "perfekt" zu werden, alle menschlichen Regungen einem selbstgemachten Idealbild anzupassen und perfekt unter Kontrolle zu behalten. Da spricht vermutlich die Scham, daß man sich so lange hat "gehen lassen", und nun möchte man am liebsten gar keine "Fehler" mehr haben. Aber das gibt sich, wenn man sich dann mal so akzeptiert, wie man grade ist - auch mit vermeintlichen Fehlern. Sind alles nur Ecken und Kanten.

der minitiger


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

23.02.2006 09:23
#43 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

oh oh oh,
" . . Kann jemand zufrieden trocken sein, der sich auch mal ärgert? Oder ist das akzeptieren und leben solcher Gefühle nicht überhaupt Vorraussetzung dafür, daß man mit seiner Trockenheit zufrieden werden kann? "
// Da wird mir wiedermal klar, was mir erspart blieb, immer schon. Für mich als gefühlsgeleiteten Menschen ist u.a. auch der Ärger völlig normal. So wie auch Zärtlichkeit oder sonstwas. So wie ich mit Messer und Gabel esse, so ärgere ich mich über dies und das, gelegentlich. Ein Ärger bleibt aber nicht in mir stecken, das könnte ich gar nicht. Er wird sofort - mal so mal so, aber jedenfalls - gewälzt, angefühlt usw. also bearbeitet. Dann kommt irgendein Ergebnis heraus, und danach ist Ruhe in mir.
Das heißt jetzt nicht, dass das zugrunde liegende Problem gelöst sei, nein, nur dass ein Lösungsweg geht oder auch nicht geht, oder erst später (z.B. mit eingebildeten rechthaberischen Leuten wäre jede Lösung reine Zeitverschwendung, und die verschwenden bitte schön nicht meine Zeit!). Die meisten Ärgernisse sind aber eher harmlos, oder zum 'ach so' sagen. Viel Ärger kommt auch aus Höflichkeiten - unsere neue Mitarbeiterin sagte gestern einen guten Satz: Klarheit geht immer vor Höflichkeit. Sonst bleibt man sehr schnell im Gestrüpp hängen, und ärgert sich. Max


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

23.02.2006 10:15
#44 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Guten Morgen Lachfalte,

hast Du Deine Therapie in Tönisstein gemacht? Der Strieder Franz ist schon ein sehr beeindruckender Mensch.

Gruß
Viktor


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

23.02.2006 10:25
#45 RE: Wie lange dauern Entzugsdepressionen? Zitat · Antworten

Hallo Ihrs

zu dem Thema Depressionen: nach meiner Alkohol-Trockenlegung bin ich ein gutes Jahr ohne größere Gefühlsregungen (außer vielleicht Ärger) durch mein Leben gegangen. Erst danach fing ich an, wieder Freude, Heiterkeit, Losgelöstheit zu empfinden. Ja und dann habe ich anderthalb Jahre nach Alktrockenwerdung aufgehört zu rauchen. Der Effekt war, mein Kopf war wieder in Watte gehüllt, außer Nervosität, Ärger und Antriebslosigkeit nichts und garnichts. Das war dann aber nach einem Vierteljahr ok. Seitdem funktionieren meine Synapsen und Botenstoffe und was der Schweinereien mehr in meinem Kopf sind .

Also Geduld - und vielleicht nicht gleich zum Arzt. Ich habe 20 Jahre lang gesoffen; wie gesagt nach einem Jahr ca. wars ok. Also nix mit 20 Jahre Stress.

Gruß
Viktor


Seiten 1 | 2 | 3 | 4
 Sprung  
disconnected Saufnix-Chat Mitglieder Online 0
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz