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Saufnix  
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Dieses Thema hat 16 Antworten
und wurde 2.570 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Seiten 1 | 2
Joosi Offline




Beiträge: 2.036

18.01.2006 10:34
#16 RE: 25 J. Sucht, 5 J. trocken, Rückfall, wie weiter?? Zitat · Antworten

Hallo Susanne,

Rumpelstilzchen war mein Lieblingsmärchen.

Vielleicht auch (wenn ich es heute betrachte), weil es der schlauen Bauerstochter gelang, sich aus ihrer Notsituation, in die sie unschuldig geraten war (durch den Vater, der mit ihrem Können geprahlt hatte) zu retten. Sie verhielt sich so, dass sie trotzdem eine gute Tochter blieb, die ihren Vater nicht blosstellte, sie fand in der Not eine Lösung und befreite sich später auch aus dieser Zwangslage durch ihre eigene Schlauheit. Toll!

Du hattest eine sehr bedrückende Kindheit, in der du vermutlich auch deine Eltern "gedeckt" hast, in der es dir gar nicht möglich war zu fühlen, zu wünschen, Bedürfnisse so auszuleben, wie ein Kind das braucht.

Zitat
Aber ich habe mich während dieser 5 Jahre wie abgeschnitten erlebt, getrennt von meinen Gefühlen, wie versteinert.



Das liest sich für mich so: du warst zwar "brav" und hast das, was "man nicht machen soll" weggelassen, aber doch hast du nicht wirklich Verantwortung für dich übernommen.
Du hast die "kleine Susanne" nicht an die Hand genommen und ihr nun erlaubt, so zu sein, wie sie sich eben wohl fühlt.

Ist nur eine These, die mir einfällt, weil du z.B. auch schreibst:

Zitat
Ich denke, mein größtes Problem war, dass ich nie begriffen habe, was es mit dieser sagenumwobenen "zufriedenen Abstinenz" auf sich hat



Aber wenn es so ist, dann würde es auch erklären, warum die Abstinenz so bedrückend und quälend war. Eigentlich ist es ein Zeichen für enorme Willensstärke unter solchen Bedingungen 5 Jahre abstinent zu bleiben!

Tja, und nun?
Hast du seit einem Jahr den Schritt wieder zurück zum Alkohol gemacht.
Kriegst du damit, was du dir wünschst?
Ist das die Liebe, die du in der Beziehung spüren willst?

Zitat
So sicher ich auch in meinem Schneckenhaus war, so einsam war ich auch. Und ich habe jetzt Angst, dass für mich ein Leben nur in diesem Schneckenhaus möglich ist.



Und das wäre kein Leben. Vielleicht warst du damals einfach noch nicht bereit ohne Alkohol aus deinem Schneckenhaus heraus zu kommen. Vielleicht hättest du mehr Unterstützung gebraucht und konntest sie dir nicht holen.

Das du hier schreibst, lässt mich den Wunsch nach Weiterentwicklung erkennen. Ich glaube, du merkst, dass du doch schon längst aus diesem Schneckenhaus herausgewachsen bist. Es ist zu eng und lästig. Die Betäubung mit Alkohol zwischendurch kann vielleicht kurzfristig darüber hinwegtäuschen, dass es noch irgendwie passt.

Vielleicht startest du nun Versuch Nr. 2? Hole dir alle Unterstützung, die du brauchst. Suchtberater, Gruppe, hier im Forum - und sieh´es bitte nicht als VERSAGEN, dass du dir Hilfe holen musst, denn es ist alles andere als das, es wäre der erste Schritt, dass du dich und deine Bedürfnisse ernst nimmst. Das hast du in der Kindheit nicht gelernt, aber nun kannst du es lernen - dafür ist es nicht zu spät. Und auch die Beziehung hat nur eine Chance, wenn du unabhängig wirst! Liebe und Sucht funktionieren auf Dauer nicht nebeneinander.

Liebe Grüße
Gaby


Rumpelstilzchen Offline



Beiträge: 6

20.01.2006 21:09
#17 RE: 25 J. Sucht, 5 J. trocken, Rückfall, wie weiter?? Zitat · Antworten

Hallo zusammen,
es tut mir gut, hier schreiben zu dürfen und Eure Antworten zu lesen, wenn auch mit einiger Verzögerung. Leider bin ich privat nur selten Online, daher kommen meine Antworten so schleppend. Sorry!

Mein Freund weiß "natürlich" über meine Sucht Bescheid. Als wir uns kennenlernten war ich ja noch trocken und habe ihm reinen Wein eingeschenkt. (Nettes Wortspiel). Auch um mich zu schützen. Er hat dann - wie ich später erfahren habe - alle in seinem Freundeskreis vorgewarnt und ihnen erklärt, was mit mir los ist und dass man mir doch bitte nichts anbieten möge. Darüber habe ich mich geärgert. Auch wenn er es mir zuliebe getan hat. Ich möchte mir gerne die Leute aussuchen, denen ich mein Vertrauen schenke. Bisher hat mich aber noch niemand von selbst auf dieses Thema angesprochen, weder vorher (als ich noch nicht mitgetrunken habe) noch später (obwohl alle Bescheid wußten).
Wir reden auch regelmäßig darüber, haben allerdings total unterschiedliche Ansichten. Er findet es ok, wenn ich in Gesellschaft trinke, möchte aber dann meine Trinkmenge kontrollieren, was ich unmöglich finde. Ich gehöre zu den Trinkern, die unter Sprachverlust leiden und damit ihren Zustand nicht mehr verschleiern können. In diesem Zustand halte ich mich aber noch lange nicht für voll oder für voll genug um aufhören zu wollen.
Meistens versuche ich auf ihn Rücksicht zu nehmen. Aber ich ärgere mich, weil ich mich gegängelt fühle. Es fällt mir schwer, mir etwas von ihm sagen lassen. Gerne hätte ich geschrieben "ausgerechnet von ihm". Für ihn fängt Alkoholismus da an, wo man alleine zuhause trinkt (wofür er überhaupt kein Verständnis hat) und ein Alkoholiker ist jemand, der unter der Brücke schläft. Ihm merkt man auch nach hohem Alkoholkonsum, er trinkt ja nur starken Alkohol, überhaupt nichts an, er redet normal, benimmt sich normal, lallt nicht. Ihn ärgert besonders, dass ich oft den Wunsch verspüre zuhause allein zu trinken (so wie ich es als Frau gewohnt bin, schön heimlich). Das würde ihm nie einfallen, er trinkt unter der Woche und ohne Grund zum Feiern keinen Tropfen. Aber wehe, wenn sie losgelassen. Hat jemand, der 1 Flasche Vodka - ohne mit der Wimper zu zucken - trinken kann, nicht auch selbst ein Problem? Ok, es geht nicht um ihn. Es geht um mich. Man sagt ja, es geschieht nichts zufällig, warum habe ich mir also genaus diesen Partner ausgesucht?

Ich liebe ihn. Aber wir haben ein Problem. Wenn auch nicht unbedingt ein gemeinsames...

Ja, ich bin depressiv. Aber ich frage mich immer: Was war vorher da: Das Huhn oder das Ei. Damit meine ich, das ich nicht weiß, ob ich schon immer depressiv war und ich dagegen angetrunken habe oder die Depressionen erst mit dem Alkohol gekommen sind. Ich empfinde es so, als wäre es mir erst richtig schlecht gegangen als ich aufgehört habe zu trinken. Vorher habe ich meine "Dämonen" schön im Schach gehalten. Ja, ich habe eine Therapie gemacht, aber nach 2 Jahren abgebrochen und ich möchte jetzt auch nicht behaupten, dass sie mir gar nicht geholfen hat. Aber mein Therapeut war ein "Freudianer", der alle meine Probleme in einen Zusammenhang mit Sexualität gebracht hat und irgendwann konnte ich das Gerede nicht mehr ertragen. Vielleicht war es tatsächlich mein wunder Punkt. Kann sein. Seiner Meinung nach hatte ich auch nur ein Alkoholproblemchen, er hat mir meine Trinkmengen vorgerechnet und für sich festgestellt, dass ich dann keine Alkoholikerin sein könnte. Ich sollte schön vorsichtig sein, das schon, aber wenn ich erst einmal genießen könnte (im Bezug auf Sexualität), dann könnte ich auch wieder trinken. Sehr vereinfacht ausgedrückt, aber so ist es bei mir angekommen. Vorher habe ich schon eine Therapie begonnen, 1/2 Jahr bei einer jungen Frau, jünger jedenfalls als ich, der ich aus diesem Grund wohl auch die Lebenserfahrung abgesprochen habe und mit deren Therapieart ich nicht zurecht gekommen bin. Weil ich eine Dreiviertelstunde reden sollte und sie in den seltensten Fällen etwas kommentiert hat. Ich bekam zwar immer ihre Zustimmung, dass sie zugehört und verstanden hat, aber nicht mehr. Danach war ich über 2 Jahre bei einer Ärztin für Psychatrie, die mich ausschließlich mit Antidepressiva behandelte und meinte, für eine Therapie sei ich nicht stabil genug. Ich meine, es wurden 10 verschiedene Antidepressiva an mir "ausprobiert", mit immer anderen Nebenwirkungen. Von dem einzigen, das mir m.E. geholfen hat (ein sogenannter Seratoninwiederaufnahmehemmer, ich hoffe, ich habe das richtig in Erinnerung...) habe ich 15 Kilo zugenommen. Da ich aber auch mit Gewichtszunahme Ängste verbinde und neue ungute Gefühle ausgelöst werden, habe ich auch dieses Medikament abgesetzt.
Irgendwann habe ich beschlossen, das kann's nicht sein, ich muß den Ursachen auf den Grund gehen und nicht versuchen, die Folgeerscheinungen in den Griff zu bekommen. Danach habe ich dann die Therapie begonnen, ohne Unterstützung von Medikamenten. Inzwischen nehme ich wieder ein "leichtes" Antidepressiva, damit ich schlafen kann.
Anfang der Woche habe ich ein EEG bei einem Neurolgen machen lassen, um endlich einmal der Ursache meiner Kopfschmerzen (Ursprung meiner Medikamentenabhängigkeit) auf den Grund zu gehen. Die eigentliche Untersuchung folgt Ende des Monats. Ich versuche im Moment Schritt für Schritt zu gehen. Das ist mein Anfang. Zu lang schon vor mir hergeschoben. Ich bin auf dem Weg. Und ich gehe weiter.
Für manches brauche ich etwas länger: Ich ahne, dass vieles mit der Beziehung zu meinem Freund zusammenhängt, aber ich brauche noch etwas Zeit. Es wäre zu einfach ihn zu "verteufeln", er kann nichts dafür, dass ich bin wie ich bin und dieses Problem habe. Aber ich muß zusehen, dass er mich nicht weiter reinzieht...

Danke erst mal für Euer Interesse, ich laß Euch wissen, wie es weitergeht.

Gruß
Rumpelstilzchen
(PS. Das war nicht mein Lieblingsmärchen, sondern Aschenputtel, daber das Märchen, in dem ich mich wiedergefunden habe "Ach wie gut...".)

[ Editiert von Rumpelstilzchen am 22.01.06 18:29 ]


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