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Saufnix  
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Dieses Thema hat 10 Antworten
und wurde 996 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Amira Offline



Beiträge: 51

08.12.2005 12:43
RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Hallo Ihr Lieben,

obwohl ich weiß, wieviele Tage ich jetzt ohne Alkohol bin, zähle trotzdem nicht so intensiv wie bei meinen letzten sog. Trinkpausen.

Und ich finde, es ist ein gutes Zeichen.

Meine Mutter ist letzte Nacht von ihrem Leiden erlöst worden und ich fühlte Erleichterung, da es ihr jetzt besser geht. Dabei und danach auch jetzt noch, würde ich nicht hier schreiben, verschwende ich nicht .... Falsch, nicht ganz wahr. Vorhin beim Einkaufen habe ich überlegt, ob ich da jetzt wirklich rein will, weil ich Obst kaufen will, oder ob es so ein Automatismus ist, um an Stoff zu kommen. Ich wollte tatsächlich nur Obst und Käse. Vor dem Käse war passenderweise Wein aufgebaut :-)) hat mich jedoch gar nicht angesprochen, respektive ich habe es auch eher flüchtig zur Kenntnis genommen.

Und was ich noch finde ist, dass ich diesmal sehr vorsichtig, sehr demütig, freundlich, nicht aggressiv bin und alles sehr langsam angehen lasse und nicht alles auf einmal.

So das war es auch schon von hier und ich bin so froh, dass es sich diesmal anders anfühlt. Mir kommen schon wieder die Tränen. *schnell noch ein Soyyo T-Tuch zieht*

Gruß

Amira


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.580

08.12.2005 13:06
#2 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Liebe Amira,

erstmal herzliches Beileid wegen deiner Mutter

Was die Zählerei und das innere Befinden bei meinem letzten "Ich möchte aufhören" war, so erging es mir, wie dir jetzt.

Ich machte mich das 1. mal leise, klein, demütig auf meinen Weg, so, wie du auch ohne Zählen und ohne grosse siegessicherer Euphorie und Übermut.

Bei mir ist es so, dass ich in einem guten Fahrwasser der Abstinenz bin und ich darf fast täglich Neues entdecken, sei es über mich oder über den Umgang mit meinen Mitmenschen, seien es die Leichen, die ich im Keller vebuddelt habe und ich mir anschauen darf, wenn ich das möchte.

Ich habe erst im Laufe meines Nichttrinkens die vielzietierte Kapitulation verstanden, begriff erst viel später, was so manch ein/e Saufnixe/r schrieb, denn mein Kopf und mein Gefühl musste sich langsam für das Neue öffnen.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft udn Sorge um dich selbst und eine gute Verarbeitung und Trauerphase

Liebe Grüsse
Patricia


Grosser Bruder Offline




Beiträge: 5.064

08.12.2005 13:06
#3 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Hallo Amira,

mein herzliches Beileid und wein' ruhig. Mein Vater ist vor 1 1/2 Jahren gestorben, 4 Tage nach meinem Geburtstag. Ich kann's Dir immer noch nachfühlen.

Alles Liebe
Werner


Igel ( gelöscht )
Beiträge:

08.12.2005 13:40
#4 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Hallo Amira,

Herzliches Beileid.

..und das du nur den Käse gekauft hast find ich toll.

LG
Lutz, der seine Tageszahl vergessen hat aber bald in Jahren zählt


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

08.12.2005 13:53
#5 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Hallo Amira,

hmpf, jetzt bin ich auch schon wieder am heulen... *auchnachsoyyoboxtast*

Mein Beileid dir! Mein Vater ist vor fast 12 Jahren gestorben. Obwohl es schon so lange her ist, tut es noch immer verdammt weh, wenn ich es zulasse...

Zitat
Und was ich noch finde ist, dass ich diesmal sehr vorsichtig, sehr demütig, freundlich, nicht aggressiv bin und alles sehr langsam angehen lasse und nicht alles auf einmal.



Ja, das ist bei mir ähnlich. Vorherige Versuche waren immer Kampf. Diesmal kämpfe ich nicht. Es gibt wie bei StellaLuna keine Euphorie und keinen Übermut. Eher Resignation (oder Kapitulation?) gegenüber meiner Sucht. Eher Dankbarkeit, dass ich es ein-sehen durfte, bevor es noch schlimmer wurde, und auch Dankbarkeit dafür, dass es sich diesmal so anfühlt, wie es sich eben anfühlt

Fühl' dich lieb


Tina72 Offline



Beiträge: 533

08.12.2005 14:20
#6 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Hallo Amira,

das tut mir leid mit Deiner Mutter. Ist schon derb wenn ein Teil Deiner Wurzeln auf einmal nicht mehr da ist.

Respekt vor der Sucht. Das habe ich heute. Der kam auch erst nach meinem ersten gescheiterten Versuch des trocken werdens.
Anfangs wartete ich noch auf diese Glücksgefühle vom ersten Versuch. Dann wurde mir aber schnell klar, das sich durch dieses Scheitern, bei mir einiges verändert hatte.

Ich setze mich mit mir und meinen Gefühlen auseinander und bin sehr viel vorsichtiger geworden und vor allem passe ich gut auf mich auf. Aus Respekt vor der Sucht.

Es tut weh einen geliebten Menschen zu verlieren, deshalb ist ja die Trauerarbeit so wichtig. Paß gut auf Dich auf und ich wünsche Dir Kraft.

VLG Tina


Bummi Offline



Beiträge: 263

08.12.2005 20:08
#7 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Hallo Amira,
mir erging es vor einiger Zeit wie Dir jetzt,bei den Saufpausen habe ich auch x-malbegonnen zu zählen!
Als es dann "richtig "zur Sache ging und ich "meinem Freund" endgültig abgesagt habe,habe ich dann nicht mehr gezählt,aber mir den Tag gemerkt und jetzt kann ich auch schon Jahre zählen,es ist alles toll.
Auch mit dem Thema "Tod" hatte ich Probleme,aber mit meinem anderen Leben habe ich mich auch konkret und intensiv damit beschäftigt!Meine Mama ist vor 14 JAhren gestorben,relativ jung.
Am 25.11.,einem TAg nach ihrem 56 Geburtstag ist jetzt meine zweitälteste Schwester gestorben,wir hatten seid einigen Jahren keinen KOntakt,da ich jeglichen zu meiner Familie abgebrochen habe,denn ich wollte nicht mehr helfen und mit einem Kontakt erfährt man ja nicht nur positives sondern auch das Negative und das möchte ich nicht.Meine Nichte hat mir Bescheid gegeben und will sich weider melden,wenn sie das Datum der Beerdigung erfährt.Ich weiss noch nicht ob ich daran teilnehme,es ist unter anderen auch eine finanzielle FRage,denn ich habe auch erst erfahren,das meine Tochter schwanger ist und da ist auch kein Geld,also ich weiss zur Zeit wirklich nicht wo ich zuerst Geld her bekomme.
Aber ich warte ab und wie immer entscheidet letztendlich mein BAuch!Eine zuverlässige Ansage!
Ich wäre froh an Gott glauben zu können,aber ich glaube an meine eigenen Kräfte.Aber trotzdem bin ich davon überzeugt,das es jetzt meiner Mama und meiner Schwester besser geht und nun für sich selbst sorgen und denken können,weit weg von Schmerzen und Helfersyndrom!
Der Körper signalisiert ja sehr lange und sehr oft,aber wenn ich nicht auf ihn höre und mein bewusstes Wahrnehmen nicht schule und trainiere,dann überschreite ich eben Grenzen und nun geht es nach hinten los,da gibt es ganz tolle Bücher und ich bin froh jetzt anders darüber denken zu können,ausserdem war ich schon zwei MAl klinisch tod,was soll mir denn noch passieren und dann noch mit klarem Verstand und Gefühl!
Alles Liebe wünscht Bummi!!!1


Amira Offline



Beiträge: 51

09.12.2005 09:06
#8 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Hallo Ihr Lieben!

Vielen Dank für Eure Anteilnahme, ich bin dabei ins Grübeln gekommen.

Denn genau wie Bummi habe ich zu meiner Mutter überhaupt keinen Kontakt mehr seit meiner Hochzeit vor knapp 3 Jahren gepflegt. Wir hatten uns definitiv nichts zu sagen, und wenn was kam, dann waren das Klagen ihrerseits, dass wir uns als Kinder zu wenig kümmern. Es war vollkommen egal, wieviel man sich gekümmert hat, es wäre immer zu wenig gewesen. Meine Mutter litt unter dem Symptom "ostentatives Leiden" und hat es bis zu ihrem Tod, wenn dann auch im Koma, konsequent durchgezogen.

Das mag sich jetzt hier hart anhören, aber ich bin irgendwie erleichtert. Erleichtert, dass ihr Leiden aufgehört hat, dass sie nicht mehr zwischen mir und meinem Bruder steht, dass ich nicht mehr darüber nachdenken muß, ob ich mich bei ihr melde, dass ich mich nicht mehr ärgern muß, wenn sie meinen AB mit Vorwürfen überrollt. Alles in allem also trotzdem irgendwie komisch.

Glücklicherweise habe ich meinen Bruder, mit dem ich mich sehr gut verstehe und meine Familie durch meinen Ehemann.

Und ach ja, ich habe gestern meinem Bruder gesagt, dass ich eine Alkoholikerin bin, weil ich auch wissen wollte, ob es bei ihm irgendwelche Probleme diesbezüglich gibt. Göttin sei dank, es ist an ihm vorbeigegangen. Dieses Wort habe ich auch das erste Mal gestern abend meinem Mann gegenüber gebraucht. Und siehe da, es hört sich nicht schlimm an, aber ich schäme mich nicht (mehr) dafür.

Auch wenn noch alles jungfräulich ist, so habe ich nach wie vor das Gefühl, ich will und ich schaffe es.

Ganz liebe Grüße von einer nachdenklichen und besonnenen

Amira


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

09.12.2005 09:13
#9 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Moin Amira ,
der weg den du gehst hört sich gut an
Wünsche dir alles erdenklich gute auf deinem weg zur handelnden!
Lieben gruss dir
Hermine


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

09.12.2005 09:48
#10 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

hallo Amira,
"Wir hatten uns definitiv nichts zu sagen, und wenn was kam, dann waren das Klagen ihrerseits, dass wir uns als Kinder zu wenig kümmern. Es war vollkommen egal, wieviel man sich gekümmert hat, es wäre immer zu wenig gewesen"
// Das kann ich leider nur allzu bestätigen. Das allerschlimmste jedoch daran ist, dass man auf diese Weise immer eine negative Beschäftigung hat, d.h. man kommt zu nichts durchgehend Gescheitem. Gerade aber das brauchen wir so dringend zur inneren Reparatur unserer Seele.
Böse ausgedrückt wäre weiterer Kontakt die reine Zeitverschwendung, Gruß Max

[ Editiert von Max mX am 09.12.05 9:49 ]


Amira Offline



Beiträge: 51

09.12.2005 13:40
#11 RE: Kein Zählen ist ein gutes Zeichen Zitat · Antworten

Hallo Max,

kein Kontakt ist das, was mir seinerzeit meine Therapeutin riet. Da war meine Mutter auch noch ansprechbar. Meine Therapeutin meinte damals, ich sollte den Zeitpunkt bestimmen, wann ich soweit wäre, mit meiner Mutter Kontakt aufzunehmen.

Das dann alles anders kam, als geplant, ist o.k. Ich bereue nichts.

Interessant finde ich die heuchlerischen Absichten meiner Familie mütterlicherseits. Wir als Kinder haben uns entschieden keine Trauerfeier zu veranstalten. Ich habe mich bei meiner Mutter verabschiedet, im Krankenhaus, wo sie bereits wie tot aussah, aber dank der medizinischen Hilfsmittel am Leben erhalten wurde. Mein Bruder will für sich selbst von ihr Abschied nehmen, wie auch immer das aussieht. Und der Rest meiner Familie kann da bleiben, wo sie seit 25 Jahren sind. Irgendwo in Deutschland.

Aber das Tollste an der Sache kommt jetzt, diese Entscheidung habe ich mit einem komplett nüchternen Kopf getroffen. Ich bin nicht in irgendwelche Gefühlsduseleien verfallen und habe mich nicht unter Druck setzen lassen. Sondern meine Interessen vertreten, darauf gehört, was mein Bauch sagt. Hätte ich noch vor kurzer Zeit gar nicht tun können, denn da wären ja die Wellen von Alkohol umhergeschwappt. Gutes Gefühl alles in allem.

Wünsche schon jetzt ein schönes Wochenende und bleibt Euch treu. (ist zumindest für mich heute die Devise) :-)

Amira


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