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Saufnix  
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Dieses Thema hat 25 Antworten
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 Akute Hilfe
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rantanplan76 Offline



Beiträge: 3

09.11.2005 15:52
RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

hallo,

ich bin ja gar nicht allein. ein sehr beruhigendes gefühl. hochachtung vor all denjenigen, die hier ihre eigene story preisgeben - hochachtung vor denen die hier täglich antworten, tipps geben und mit ihren erfolgen und erfahrungen anderen mut machen.

bis vor einigen tagen war mir gar nicht bewußt, was ich eigentlich bin - ein alkoholiker. nicht einfach sich selbst das einzugestehen. obwohl, und jetzt, nachdem ich mich intensiv informiert habe, erkenne ich, daß ich seit jungen jahren auf dem besten weg war - ohne es zu wissen - bzw. wahrhaben zu wollen. es ist erschreckend zurückzudenken, an die zeit, als ich anfing mit dem mißbrauch.

auch bei mir fingen die trinkgewohnheiten nicht sonderlich eigenartig an. meine eltern tranken nicht, meine geschwister nicht - im grunde niemand in unserer familie. mit 15 gings dann los - ganz normal, ohne darüber nachzudenken. das weggehen, die parties waren immer angenehm - ich trank nicht mehr oder weniger als die anderen. brachte meine schule zu ende, begann die ausbildung, wurde angestellt und bin heute mit 29 im grunde zufrieden mit dem was ich bislang erreicht habe. aber ich glaube, wenn ich es nicht in den griff bekomme, bleib ich stehen - oder im schlimmsten fall - rutsche ab. das will ich nicht. definitiv.

vor drei jahren bekam ich die chance, innerhalb meines unternehmes als abteilungsleiter aufzusteigen. toll, ganz toll. allerdings dreihundert kilometer von meiner heimat entfernt. das war die chance die ich selbstverständlich wahrnehmen mußte. ich habe mir es leicht vorgestellt, in einer entfernten stadt fuß zu fassen - was sprach dagegen? bin offen, bin seit jungen jahren selbständig, unabhänig - kein problem also dachte ich.

so einfach wars dann doch nicht. neue tätigkeit, viele arbeitsstunden neue leute, neue kollegen - nun gut. ich begann zu trinken. abends rinn in eine kneipe. das übliche. sechs, sieben, acht bier - ist doch normal nach einem arbeitstag. irgendwann kam mehr dazu - schnäpse, hütchen, wie es hier heißt, und die ganzen hochprozentigen sachen. eine zeitlang glaubte ich das wäre normal.

naja, ab und an morgens ein dicken kopf - pasiiert jedem einmal. und eh ich mich versah - bums. quartalstrinker (weiß ich seit gestern bzw bin der meinung das ich einer bin)

ich bin nun jede woche mindestens drei mal so voll, daß ich nicht mehr weiß wie ich die letzten kleidungsstücke abends auszog. eigentlich ist es seit einem jahr anders: ein tag trinke ich, den darauffolgenden hab ich schuldgefühle, und wieder einen tag später - betrunken. oft brennt das licht noch am nächsten morgen, der tv läuft, kann mich nicht mehr an den nachhause weg erinnern usw.

ich denke an einen wechsel zurück in meine stadt - zu meiner familie, freunden. bin ich eine woche daheim, brauche ich zwingend nichts zu trinken. es geht mir dort besser. allerdings bin ich mir nicht sicher ob ich es mir zu einfach mache. garantiert mir einer, daß ich daheim vernünftig (so weit das überhaupt geht) mit alkohol umgehen kann? ich denke nein.

meiner einschätzung nach bin ich alkoholiker - alles andere zu behaupten wäre falsch und nur eine weiter ausrede weshalb ich trinke. mir fehlt der mut zu einem verband oder ähnliches zu gehen. kann man es aus eigener kraft heraus schaffen?

vielleicht gibts den ein oder anderen tip. bin gespannt.

grüße

rantanplan


Horn Offline




Beiträge: 456

09.11.2005 16:12
#2 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Hallo Rantanplan,

ob ein Wechsel in die Heimat ausreicht um das Alkoholproblem zu meistern halte ich für fraglich.
Auch wenn Du zur Zeit glaubst, dass Du bei Besuchen zu Hause nichts trinken musst.
In meiner nassen Zeit war ein Ortwechsel immer mit einigen Tagen ohne oder zumindest deutlich weniger Alkohol verbunden.
Das ging dann 1 Woche vielleicht auch mal 2 Wochen. Aber dann fing ich auch am neuen Ort wieder an täglich meine übliche Menge zu trinken.

Dass Du etwas unternehmen musst hast Du schon selbst erkannt. Ebenso hast Du bereits erkannt, dass dein beruflicher Weg nach unten führt wenn Du dein Problem nicht meistern kannst. Das ist nur eine Frage der Zeit wann der Stillstand endet und der Abstieg beginnt.
Ich kann Dir nur raten, so schnell als möglich eine Suchtberatungsstelle (gibt es in allen größen Gemeinden)zu kontaktieren. Ein Ausstieg ohne Hilfe ist sehr, sehr schwer.
Bei der Beratungsstelle kann ein für Dich passendes Programm erarbeitet werden.

Ganz liebe Grüße
Werner


rantanplan76 Offline



Beiträge: 3

09.11.2005 16:52
#3 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

danke horn,

ich les hier eifrig weiter und höre, daß viele über entzugerscheinungen berichten. ich denke ich habe das nicht. bin heute am 2. tag angekommen und das komische ist, daß ich gestern die auch hier oft viel zitierten schuldgefühle habe bzw heute hatte. ok - einen trinken könnt ich jetzt schon, aber ich muß nicht. mir gehts prima.

es ist beängstigendes gefühl zu lesen, daß andere nach tagen, wochen ja sogar jahren abstinenz wieder einen rückfall hatten. warum? was ist das für ein gefühl nach so einer langen zeit? warum greift man wieder zurück? sollten die guten erinnerungen, die man bestimmt nach einer trockenphase hat, einfach aufgeben oder aufs spiel setzen?

grüße


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

09.11.2005 17:07
#4 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Moin rantanplan,
willkommwn an board!
Mach dir mal nicht son kopf wegen der rückfälle anderer.
Alkoholismus ist nun mal eine rückfallkrankheit- find ich auch doof, aber das ändert ja nix, das doof finden.
Ich nehme mir die rückfälle der anderen zur warnung, nie nicht leichtsinnig zu werden.
Du stehst am wichtigen anfang, indem du dir eingestanden hast, alkoholiker zu sein. Nun ist es wichtig step by step vorzugehen. Horn hat da schon die richtig richtung gewiesen, die da heißt suchtberatung. Kompetentere hilfe kannst du zu beginn nicht bekommen.
Alles andere wird sich dann finden. Wichtig ist es m.e. immer einen schritt zur zeit zu machen- überfordere dich nicht.
Überforderung und zu hohe ansprüche an sich selbst sind oft der einstieg in die trinkerei, die sich dann irgendwie und wann in sucht wandelt.

Lieben gruss
Hermine


Horn Offline




Beiträge: 456

10.11.2005 10:00
#5 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Hallo Rantanplan,

über Rückfälle brauchst Du Dir im jetztigen Stadium keine großen Gedanken machen. Zuerst ist es mal wichtih die Abstinenz zu erreichen.

Übrigens, Rückfällle nach vielen Jahren kommen meistens dann vor wenn der Betroffene die Wachsamkeit schleifen lassen hat. Das ist meistens dann der Fall wenn keine SHG besucht wird bzw. deren Besuch beendet wurde. (Mir kann ja nix mehr passieren)

Liebe Grüße
Werner


wuschel30 Offline



Beiträge: 429

10.11.2005 11:00
#6 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Hallo,

also erstmal herzlichen Glückwünsch zu Deiner Einsicht. Du bist noch recht jung und kannst mit Deinem Leben was anfangen, ohne Alkohol. Mein Vater war damals auch in Deinem Alter, auch Abteilungsleiter usw. und dann fing es an. Mittlerweile hat er einen "Deppenjob", Karriere ging zwecks Alk flöten. Ich bin keine Alkoholikerin, aber mit einer (Mutter) aufgewachsen.

Sie war ein Jahr trocken und ist rückfällig geworden, trotz Leberzirrhose und damit einer verkürzten Lebenszeit bei Weitersaufen.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Kraft, habe aber die Erfahrung gemacht, dass dieser Weg nicht ohne SHG etc. zu schaffen ist.

Du mußt Dir auch darüber Gedanken machen, warum du Abends so viel trinkst, traust du dich nicht mehr nüchtern unter die Leute, verspürst du diesen Saufdruck oder was ist es.

LG Wuschel


rantanplan76 Offline



Beiträge: 3

10.11.2005 12:30
#7 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Hallo hermine, wuschel und horn,

ich bin auc so einer, der ´von sich nach einer zeit sagt: naja, ist ja easy, ich schaff das schon. schon ein paar mal mit dem rauchen so gegangen. und dann: eine geht ja - du hast es im griff. aber das ist, denke ich bzw. weiß es mittlerweile ist eine fehleinschätzung. das gleiche trifft auch auf das trinken zu. habe mir schon öfters ziele gesetzt. so, jetzt wird erstmal ne woche nix mehr gertunken. erster tag gings, zweiter naja. im grunde ist es immer ein abwarten was passiert mit einer belohnung am ende der frist. aber so lange konnte ich niemals warten. wenn ich zurückdenke - ich glaube in den letzen jahren hatte ich nie länger als 3 maximal vier tage ohne alkohol gelebt. meist, also zu 99% allen zweiten und dann richtig. richtig ist auch das falsche wort. seltsam.

es ist jetzt mein dritter tag. schön. und es fehlt mir meine ich an nichts. ich laß hier irgendwo vorgestern ein satz: sage nicht, ich trinke nie mehr etwas, sondern sage, heute trinkst du nichts mehr. klingt einfach, ist aber für mich sehr wirkungsvoll. einen tag nichts trinken, das geht doch immer. das geht jetzt ganz gut. aber in einer woche? oder monat?

sicherlich denke ich auch weiter, wie es ist nie mehr etwas trinken zu können.

aber ich denke auch es ist sehr schwierig sich ein leben lang das allleine einzureden.

ist also eine shg lebens lang ratsam?

WUSCHEL fragte mich, weshalb ich trinke, ob ich mich nicht mehr nüchtern unter die leute traue.

es ist eher umgekehrt. betrunken traue ich mich nicht mehr unter die leute. ich gehe nur noch selten unter die leute zum trinken. ich trinke daheim. und ich weiß, daß bei mir ganz schleichend die isolation beginnt. erschreckend. wie erwähnt, unter der woche bin ich meist alleine. anstelle etwas dagegen zu unternehmen, mach ich es umgekehrt. habe das bis vor kurzem ganz anders, vor allem als normal betrachtet. aber das ist es nicht.

danke für eure antworten.

grüße

rantanplan, dem immer mehr ein licht aufgeht, umso mehr er sich mit dem thema beschäftigt


Luzie Offline




Beiträge: 563

10.11.2005 13:00
#8 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Hi Rantanplan
Weiß nicht, ob Du von mir schon mal was gelesen hast, deshalb ganz kurz zu mir.
Ich bin sozusagen eine Co und mein Mann endlich auf dem Weg zum Trocken werden. Tag 12 haben wir heute.
Bin sooo stolz auf ihn.
Er hat auch immer gedacht er könnte es kontrollieren oder alleine hin bekommen.
Geht nicht!!!
Er geht regelmäßig zur Suchtberatung und in die SHG.
In der Suchtberatung hat er schon jede Menge Tipps bekommen, die ihm weiterhelfen.
Da wird auch gerade an einem Therapiekonzept für ihn gebastelt.
Der erste Gang dort hin war für ihn die Hölle, wird aber immer leichter und er hat einen tollen Draht zu dem Therapeuten.
Ich denke eine SHG wird man wirklich ein Leben lang brauchen, denn man ist ja auch ein Leben lang Alkoholiker (trocken oder nass).
Suche Dir doch auch mal ein paar Hobbys oder andere Interessen, Sauna, Sport, ect. um aus dieser Isolation raus zu kommen.
Ist bestimmt auch ganz hilfreich.
Und so schwer es auch am Anfang fallen mag, suche Dir unbedingt professionelle Hilfe.
Ganz liebe Grüße und viel Kraft für Deinen neuen Weg
wünscht Luzie


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2005 09:50
#9 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Luzie
Tag 12 haben wir heute.



klar, wir sind ja auch Pabst


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

11.11.2005 11:11
#10 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

...der is gut minitiger2

Ruby


tommie Offline




Beiträge: 10.595

11.11.2005 11:38
#11 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

minitiger

Wir sind Papst ... ja prima.

Für die Nihilisten hat unsere fürsorgliche RegierungsKampagnenAbteilung aber auch noch was für jeden einzelnen parat ...


Du bist Deutschland .

Nächste Woche in der Gruppe ... "Ich heisse xxx und bin Alkoholiker Deutschland ... weia



tommie


Luzie Offline




Beiträge: 563

11.11.2005 12:11
#12 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

@ Minitiger
Was soll das denn heißen?
Wenn ich mich für meinen Mann und auch für mich freue, dass wir heute schon Tag 13 geschafft haben, dann ist dass doch toll oder etwa nicht.
Wollte Rantanplan damit einfach nur ein bischen Mut machen.
Sorry, das ich noch nicht den Erfahrungsschatz hier habe, wie Du z.B. und auf solche "Kleinigkeiten" aus meinem Leben zurückgreifen muß
Bin trotzdem stolz, auch wenn ich weiß, dass es Bauchlandungen geben kann.
Wünsche Euch noch einen schönen Tag
Luzie


Aries Offline




Beiträge: 101

11.11.2005 12:18
#13 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Hallo Luzie,
ich denke, was der tiger damit sagen wollte, ist folgendes:
dein *wir* in deinem Beitrag weist deutlich auf immer noch vorhandene Co-Abhängigkeit deinerseits hin. Tigers Beiträge sind manchmal wie ein Holzhammer....aber wirksam.
Dein Mann ist trocken, was toll ist, wirklich, aber es ist *seine* Trockenheit, nicht eure......

nicht böse sein, lieber etwas mehr loslassen....*hilft dir und ihm auch......
Liebe Grüße
Aries


Grosser Bruder Offline




Beiträge: 5.064

11.11.2005 12:25
#14 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Moin Luzie,

der kleine Tiger hat nur einen kleinen Witz gemacht. Der grosse Tommie seinen Senf dazu gegeben - so wie er's halt gern macht. So ist das hier halt mal.

Und uns (eindeutig zweideutig :gruebel macht das nicht wirklich etwas aus.
Für Dich (:gruebel ist Tag 13, und das ist gut so.

g24h
Werner

[ Editiert von Grosser Bruder am 11.11.05 12:27 ]


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2005 12:26
#15 RE: ich bin ja gar nicht allein Zitat · Antworten

Luzie,

so wie ich jeden Schluck selbst getrunken hatte, konnte ich auch nur selbst jeden einzelnen Schluck stehen lassen.

In diesem Punkt gibt es kein "wir".

der minitiger


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