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Saufnix  
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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 686 mal aufgerufen
 Akute Hilfe
nulchi ( gelöscht )
Beiträge:

03.11.2005 13:10
RE: Mutter und Tochter Alkoholiker: Was tun? Zitat · Antworten

Ich möchte mich heute noch einmal in diesem Forum mit einem Thema melden, was mich seit Jahren quält!

Hoffentlich habt Ihr ein bisschen Geduld, Euch meine Geschichte durchzulesen?

Ich trinke schon seit 30 Jahren Alkohol, habe es immer versucht, zu kaschieren, hatte Pausen und durchaus auch gute Zeiten. Als unsere Tochter vor 8 Jahren ausgezogen ist (sie war damals 20 Jahre), waren wir beide froh darüber! Es gab ständig Diskrepanzen zwischen uns. Sie erschien mir viel stärker als ich, denn ich kompensierte unsere Streitigkeiten immer mit Alkohol, weil ich dem anders nicht gewachsen war (und natürlich auch, weil ich schon längst abhängig war, trotz aller Verschleierungen!). Ich dachte, nach ihrem Auszug, nun wird es besser zwischen uns, was auch tatsächlich der Fall zu sein schien. Sehr bald stellte sich aber heraus, dass sie mit allem guten Rüstzeug, was sie zu dem Zeitpunkt besaß (Führerschein, Auto, ein gut gefülltes Sparbuch, einen tollen Job, eine hübsche kleine Wohnung) plötzlich nichts mehr anzufangen wusste! Sie ging auf einem Mal nicht mehr regelmäßig zur Arbeit, trank Alkohol, verlor einen Job nach dem anderen, verkaufte ihr Auto, um Geld für den Alkohol zu haben, ist heute bei Hartz 4 angelangt und findet nun, trotz vieler Bewerbungen keine Arbeit mehr! Ich habe ihr Trinkverhalten beobachtet und habe voller Entsetzen festgestellt, dass auch sie abhängig geworden ist! Sie brauchte eine Weile, bis es ihr klar wurde und machte eine 4-monatige Therapie! Als sie von der nachhause kam, trank sie 3 Tage später wieder! Wir haben lange Diskussionen miteinander geführt, war mein Trinken - sie hat es natürlich mitbekommen! - der Grund dafür oder trägt sie ganz einfach die gleiche Veranlagung in sich, wie ich!? Eine plausible Antwort fanden wir beide nicht!

Als ich dieses Jahr aufgehört habe, stellte ich fest, dass auch sie anfing, gegen den Alkohol anzugehen! Wir trafen uns regelmäßig, dabei war auch meine Freundin (49 Jahre) die ebenfalls Alkoholikern ist (jetzt trocken seit 3 Monaten). Meine Freundin hat meine Tochter jetzt zu einer Reise nach Teneriffa eingeladen und beide verstehen sich mittlerweile sehr gut! Dummerweise habe ich beide auch in meine Selbsthilfegruppe mitgenommen. Das lief anfangs auch ganz gut, bis ich den ersten Rückfall hatte. Ich war nach 2 Tagen damit wieder durch, aber irgendwas hatte sich geändert! Meine Tochter hatte ca. 1 Jahr einen Freund (10 Jahre älter als sie und kennengelernt durch unsere Bekannten!), Sie zog vor 3 Wochen bei ihm aus, weil sie mit der Beziehung nicht zufrieden war und fing sofort in ihrer Wohnung wieder an, zu trinken! Maßlos und dramatisch! Ich bekam, als sie betrunken war, einen Anruf von ihr, dass ICH ihr Leben versaut hätte! Sie konnte mir keine Begründung dafür geben, aber mich lässt diese maßlose Wut gegen mich nun nicht mehr los! Nun kann leicht der Eindruck entstehen, dass die Antje in einem völlig verwahrlosten Elternhaus groß geworden ist, das ist nicht der Fall gewesen!

Ich habe immer gearbeitet, trotz meines Alkoholproblems, wir haben ein hübsches kleines Häuschen und finanziell stehen wir uns gut! Also nichts mit herumkullernden Flaschen, häuslicher Misere oder sozialem Zerfall! Wird ein Kind zwangsläufig zum Alkoholiker, wenn es seine Mutter immer wieder mal trinken sehen hat? Sicher, ich hatte nicht immer die Geduld und nötige Kraft, auf ihre Launen (die in der Pubertät besonders stark ausgeprägt waren, was normal ist) ruhig und gelassen einzugehen, weil ich durch den Alkohol immer wieder gereizt und geschwächt war! In diesen Momenten war sie eigenartigerweise dann aber immer sehr zugänglich und wir verstanden uns prima!!! Sie hat aber nicht mit mir zusammen getrunken, nur gemeint, ich solle es doch lieber lassen, es würde mir schaden! Grotesk! Als sie auszog, hatten mein Mann und ich den Eindruck, einen starken Menschen "in die Welt zu entlassen". Was ist geschehen? Außerdem haben wir beobachtet, dass sie sich in den letzten Jahren immer mehr an unsere Bekannten gewandt hat, bzw. bei all unseren Unternehmungen dabei sein wollte! Einen eigenen Bekanntenkreis hat sie sich nicht aufgebaut und wenn sie Geld brauchte, hat sie - ohne unser Wissen - sogar unsere Leute angesprochen, was wir im Nachhinein dann erfahren haben! Wenn wir sie daraufhin ansprachen, meinte sie, das wäre ihre Sache, warum wir ein Problem damit hätten!

Wir haben uns nun gestern am Telefon ausgesprochen und ich habe ihr gesagt, dass wir beide eventuell jetzt mal versuchen sollten, unser Leben unabhängig voneinander zu führen! Ohne dass einer dem anderen Vorwürfe macht oder großartige Ratschläge gibt! Dass ich finde, sie sollte sich endlich Leute in ihrem Alter suchen, ihr Alkoholproblem mit einer eigenen Selbsthilfegruppe zu bewältigen versuchen, und wir vielleicht einen gesunden Abnabelungsprozess voneinander praktizieren sollten! Wie es aussieht, sind wir beide psychisch sehr labil, versuchen allerdings beide, nach außen eine perfekte Fassade zur Schau zu stellen!

Ist es normal, dass Mutter und Tochter sich gegenseitig nicht gut tun?

Diese Erkenntnis macht mich traurig, aber es scheint bei uns der Fall zu sein!

Warum überhaupt tut sie das: Meine Freundin, unsere Bekannten, meine Selbsthilfegruppe? Überall drängt sie sich hinein, findet es völlig normal und mir nimmt das ganze die Luft zum Atmen!

Am liebsten würde ich mit meinem Mann ganz weit von ihr wegziehen und endlich FREI sein!

Was habe ich falsch gemacht? Was kann ich tun?

Habt Ihr einen Rat für mich???

[ Editiert von nulchi am 03.11.05 13:11 ]


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

03.11.2005 13:19
#2 RE: Mutter und Tochter Alkoholiker: Was tun? Zitat · Antworten

Zitat
Ist es normal, dass Mutter und Tochter sich gegenseitig nicht gut tun?



Ich weiß nicht inwiefern das "normal" ist, was ich aber weiß ist, das das durchaus möglich ist und das es sowas sicher nicht mal selten gibt.
Ich habe auch eine -- ich nenne es mal ungute -- Beziehung zu meiner Mutter.

Die Hintergründe können sehr vielfältig sein ( vielleicht hat sich deine Tochter mit dir identifiziert ?) und das könnte deine Tocher bei einem guten Psychologen sicher erarbeiten.

Ich finde es klasse, das du versuchst, Distanz reinzubringen in diese Beziehung. Das ist sicher ungemein wichtig, jeder ist für sich selbst und sein Leben verantwortlich.
Es ist auch ihre Entscheidung, zu trinken oder eben nicht.
Es ist müsig, jetzt zu überlegen, wer daran schuld haben könnte, denn ändern würde das nix und mit Schuldzuweisungen kommt man für sich selbst auch keinen Schritt weiter, sondern bleibt ewig in dieser für uns Alkis ungute Opferrolle.

Grüßle von der
Bea


Seele62 Offline



Beiträge: 635

03.11.2005 14:44
#3 RE: Mutter und Tochter Alkoholiker: Was tun? Zitat · Antworten

Hallo nulchi,

Du beschreibst genau das, wovor ich immer ganz furchtbare Angst hatte.
Mein Sohn ist heute 17 Jahre alt und der Gedanke daran, dass er auch mal anfangen könnte zu trinken, weil er es von mir so vorgemacht bekam, läßt mich auch heute noch förmlich erstarren.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass er bis heute "verschont" blieb und ich bete jeden Tag, dass es so bleibt.
Ich denke, dass man automatisch dann die Schuld bei sich selbst sucht. Unsere Kinder haben es ja bei uns gesehen.
Man kann da nur spekulieren, was der Auslöser gewesen sein kann, warum auch Deine Tochter mit dem Trinken begann.
Aber es bringt Euch nicht wirklich weiter.
Es ist so, wie es ist!

Für mich hört sich das so an, als würdest Du auch ein bisschen ihre Anwesenheit fürchten, denn sie zeigt Dir ja eigentlich, wie du Dich verhalten hast.
Und wofür Du Dich selbst wahrscheinlich auch gehasst hast.
Das willst Du doch nicht wirklich sehen!!!!

Ich erinnere mich, dass ich im Suff komischerweise immer die Nähe zu meiner Mutter suchte. Wobei wir alles Andere als ein gutes Mutter/Tochter-Verhältnis hatten.

Kann es sein, dass sie auf diesem Wege einfach Deine Nähe sucht, in dem sie z.B.in die gleiche SHG geht u.s.w.?
Es ist schon möglich, dass Mutter und Tochter sich nicht guttun.
Das mußte ich so erfahren und habe den Kontakt zu meiner Mutter auch aus diesem Grund abgebrochen.
Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich denke auch, dass Euch mehr Distanz guttun würde.
Nur bin ich der Meinung, Du solltest Deiner Tochter nicht das Gefühl geben, dass Du sie einfach wegschiebst.
Offenheit wäre da angebrachter. Schildere ihr doch, was Du fühlst. und was Dich dazu bewegt, auf Distanz zu gehen.

LG
Seele


Rinilein ( gelöscht )
Beiträge:

03.11.2005 15:11
#4 RE: Mutter und Tochter Alkoholiker: Was tun? Zitat · Antworten

Hallo Seele und Bea,

ich bin froh, dass mein Entschluss, etwas mehr Distanz zu meiner Tochter hinzubekommen, nicht ganz so falsch zu sein scheint. Weil ich einfach mitbekommen habe, dass wir es mit zu intensivem Kontakt einfach nicht hinbekommen. Ich will sie auch nicht wegschieben, könnte ich gar nicht, aber ich brauche einfach mal ein bisschen Ruhe, auch für mich selbst um meine eigenen Rückfälle verarbeiten zu können.

Ich hoffe, dass wir beide es schaffen, unabhängig voneinander trocken zu werden.

Liebe Grüße von Nulchi


Seele62 Offline



Beiträge: 635

03.11.2005 15:39
#5 RE: Mutter und Tochter Alkoholiker: Was tun? Zitat · Antworten

Hallo Rinilein,

das wünsche ich Euch beiden, dass ihr es schafft!

Die Ruhe für Dich selbst steht Dir einfach zu. also nimm sie Dir!

LG
Seele


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