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Saufnix  
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Dieses Thema hat 14 Antworten
und wurde 1.008 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Joosi Offline




Beiträge: 2.036

04.09.2005 15:59
RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

,

was mir in den letzten Wochen echt nah´ran geht sind die vielen Rückfälle - hier und auch in meiner Gruppe. Ich kriege das nicht sortiert irgendwie.

Klar weiß ich, jeder entscheidet für sich, wenn jemand trinken will, dann trinkt er - da kann ich auch nichts dran ändern. Aber in solchen Momenten (wenn so viele wieder trinken) dann denke ich, jeder ist eben doch für sich alleine und wenn es drauf ankommt, dann holt er sich nicht rechtzeitig Hilfe, sondern macht die Klappe zu.

In meiner Gruppe kommen seit mehreren Wochen gleich 3 Leute nicht mehr.Bei einer Person, die ich ganz gut kannte,habe ich dann mitbekommen, dass sie schon seit vielen Wochen wieder trinkt und allen einen "vorspielt". Sie kommt nun nicht mehr zur Gruppe und lässt sich am Telefon verleugnen. Ich muss sie lassen, kann nichts machen. Aber es macht mich unheimlich traurig, sind denn die ganzen gemeinsamen Wochen bzw. eher schon Jahre in denen man sich kennengelernt hat, gar nichts mehr wert? Ich habe es auch in der Gruppe gesagt, wo ich aber schon gemerkt habe, dass ich wohl überreagiere, weil mir das so nah geht. Vielleicht sind meine Fragen dumm, aber es zieht mich einfach so runter...und hier lese ich auch noch dauernd von Rückfällen und fühle mich plötzlich so kraftlos und frage mich manchmal wozu die ganze Anstrengung, wenn es dann doch immer auf das gleiche hinausläuft.

Ich habe keinen Suchtdruck, aber ich merke, dass ich es irgendwie persönlich nehme, wenn eine Freundschaft oder gute Bekanntschaft weniger wert ist, wie eine Pulle Bier. Obwohl ich selbst ja nur zu gut weiß, dass es eben die Krankheit ist, die Menschen so handeln lässt.


Mir sind inzwischen Menschen oder Beziehungen wichtiger als Alkohol, aber natürlich ist mir klar, dass dies eben nur meine neue Gewichtung ist und jeder Mensch das für sich selbst anders macht.

Zur Zeit habe ich dadurch echt vertrauensprobleme. Kommt einer nicht in die Gruppe, dann denke ich, der trinkt wieder, schreibt hier einer am Board länger nicht, denke ich das auch und ich traue mich auch gar nicht mehr nachzufragen, weil ich Angst vor diesem hilflosen Gefühl habe. Ich will das gar nicht, aber es ist in meinem Kopf. Vielleicht brauche ich auch einfach nur mal Abstand vom Board und von Gruppe - ich weiß es nicht....

Liebe Grüße
Gaby


Adebar Offline




Beiträge: 2.529

04.09.2005 16:27
#2 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Hi Joosie!

Abstand vom Forum und der Gruppe halte ich gerade in Deiner jetzigen Verfassung für sehr gefährlich!

Dass Dich Rückfälle emotional berühren,ist ganz normal.Das geht mir auch ziemlich nah ans Gemüt,vor allem wenns Leuts hier aus dem Forum betrifft(so wie gerade die Sache mit Andy),die man im Laufe der Zeit auch liebgewonnen hat.

Trotzdem darfst Du es nicht zu sehr an Dich rankommen lassen,sondern eher als Warnung dienen lassen!

Ich werde auf jeden Fall meinen "Notfall-Koffer" nochmal durchforsten.Da gibts bestimmt das eine oder andere nachzurüsten!?!

LG
Inge


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

04.09.2005 16:33
#3 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Hallo Gaby,

ich kann gut nachvollziehen,was Du da denkst und fühlst.

Mir sind solche Gedanken auch durch den Kopf gegangen...in Bezug auf das Board und die Freundschaften,die hier geschlossen werden.

Falls jemand chronisch rückfällig wird ist es doch schon wieder vorbei damit...schon aus Selbstschutz zieht man sich dann automatisch zurück...zumindest würde ich das tun.Ergo sind diese Freundschaften sowieso mit einem gewissen "Risiko" behaftet.

Aber andersrum dauern Freundschaften oder Bekanntschaften selten ein ganzes Leben lang und von Zeit zu Zeit muss man sich halt von Menschen verabschieden...die Wege trennen sich (wieder).

Vielleicht würde es Dir helfen,über Deinen Schatten zu springen und ganz neue Kontakte zu knüpfen,die mal ein anderes gemeinsames Thema als Alkohol haben.
Aber selbst da können die Interessen sich verlagern und urplötzlich stellt man fest,daß gar keine Gemeinsamkeiten mehr da sind.
Dann gibts ja immer wieder den Klassiker,daß die beste Freundin heiratet,Kinder kriegt und sich völlig verändert.
Oder manche Freundschaften werden durch Umzüge oder Scheidungen oder was auch immer beendet.

Ich weiß nicht ...aber ich denke...in meinem Leben kommen und gehen die Menschen...die Einzige Konstante bin eigentlich nur ICH und das für mich...

Und das ist auch das einzig Kontrollierbare an meinem Leben.Solange ich lebe,bin ich bedingungslos für mich da...und es gibt Menschen,die mich ein Stück auf meinem Weg begleiten.
Und wenn sie dann auf die Idee kommen,eine andere Abzweigung zu gehen,muss ich halt (erst mal) ein Stück allein weiter gehen


Wuchtbrumme Offline




Beiträge: 1.291

04.09.2005 16:43
#4 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Hallo Gabi

Das habe ich letzte Woche auch meinen virtuellen Freund gefragt: Was ist los? Woran liegt das? Liegt es an der Jahreszeit? Liegt es daran, dass alle bekannten rückfälligen Personen im Schnitt ein 1/2 Jahr trocken waren?
Ich sehe es ebenso in der ambulanten Therapie, in der Suchtgruppe wie auch im Freundeskreis. Überall ist es ab Ende Juli bis in den August zu Rückfällen gekommen.

Ich bin/war auch jedesmal sehr betroffen! Und hat auch bei mir nur ungute Gefühle zurückgelassen.
Andis Post eben hat mich sogar ganz tief betroffen, und hoffe ganz fest, das ihm gerade jetzt geholfen wird.

Viele Rückfällige rappeln sich ja auch wieder auf ! Ich denke in diesem Zusammenhang auch nicht an Vertrauensverlust, sondern eher an "Scheiß-Alkoholkrankheit".

Aber das Ganze ändert nichts an meiner Entscheidung, meinen Weg zu gehen. Und zwar mit meiner AT, mit meiner SHG und mit Saufnix.

Ich brauche dies alles eher mehr als weniger in solchen Situationen. Ich möchte und darf mich nicht runterziehen lassen.

Liebe Gabi, ich wünsche mir sehr, dass Du Deinen Entschluss, bzw. Deine Gedanken Dich zurückzuziehen, nochmal überdenkst.
(ist auch persönlicher Eigennutz - ich mag Dich sehr).

Ganz lieber Gruß
Wuchtbrumme


polar Offline




Beiträge: 5.749

04.09.2005 17:01
#5 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

hallo gaby,

dass eine gruppe einem enorm hilft beim nicht trinken, oder sogar voraussetzung ist ist klar. so ist es meiner meinung nach auch selbstverständlich dass einem ein rückfall einer andern person nahe geht.

aber obwohl mann eine gruppe oder umfeld oder einfach andere menschen braucht um erfolgreich nicht mehr zu trinken, hat man die sucht, nicht bewältigte probleme für sich alleine.
jemand der trinkt und in der SHG was vorspielt (wir haben bei uns das gleiche problem) lügt uns an. das problem ist nicht dass er uns anlügt, das problem ist dass er sich anlügt. ein suchtkranker der sich so wenig wichtig nimmt, dass er sich selbst belügt, hat meiner meinung keine chance längere zeit ohne rückfall zu leben.

ich sehe bei mir, der ich jetzt bald mal 3 monate trocken bin, welche anstrengungen ein bewusstes leben (nichts anderes ist ja eigentlich ein trockenes leben) fordert: probleme lösen, langeweile nicht wegtrinken, unangenehmes nicht wegschieben, nicht mehr lügen, etc.

wenn man nun bei all diesen anstrengung bei einem forums- oder SHG-freund einen rückfall miterlebt, stellt sich dieser aufwand auf den ersten blick in frage: "passiert" mir jetzt das auch.

um einem rückfall vorzubeugen kann ich eigentlich nur soviel beitragen:

- sich mit sich und seinen schwächen auseinanderzusetzen.
- sich mit sich und seinem engeren umfeld auseinanderzusetzen.
- eine absolute ehrlichkeit sich selbst gegenüber.
- die eigenen stärken erkennen und einsetzen.
- zu seiner krankheit stehen, sie akzeptieren.

mehr kann ich dir im moment auch nicht raten.

LG

rolf


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

04.09.2005 18:10
#6 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Hi Gaby,

ich seh das etwas anders als meine Vorschreiber. Ich persönlich würde weder die Gruppe noch das Forum überbewerten, sondern in allererster Linie auf mich selbst schauen. Mit Gruppe hab ichs bekanntlich eh nicht so, und ich bin auch schon halbe Jahre ohne sonstigen Austausch ausgekommen.

Ob ich selbst rückfallgefährdet bin oder nicht, das kann nur ich selbst merken. Und ich kann mich auch auf mein Gefühl verlassen, ob ich das gebacken kriege, wenn ich mal eine Weile meine eigenen Wege gehe. Manchmal will und brauche ich das auch.

Jedenfalls, wenn mich das runterzieht und ich mich zwingen muss, obwohl ich das Gefühl habe, daß mir das grade nix bringt, das ist Selbstverleugnung. Da werde ich mir selbst nicht gerecht, sondern mache es, weil andere dieser Meinung sind, nicht ich selbst. Und das kann für die Trockenheit - zumindest für meine "Idee" von Trockenheit - nicht das richtige sein.

der minitiger


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

04.09.2005 18:29
#7 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

liebe Gaby,
" . . Vielleicht brauche ich auch einfach nur mal Abstand vom Board und von Gruppe - "
// Vielleicht brauchst du aber eher (auch) Menschen, die mit dem Alk kein Problem haben. Ganz kurz und knapp. Wenn es 5 % "schaffen", dann müssen dich 95 % "enttäuschen". Da ich dieses aber vorher weiß, vertraue ich auf mich selber, Ich vertraue mir selber 100 %, und ich suche mir Felder auf denen ich gut laufen kann. Mit dem Alk werde ich auch so noch reichlich konfrontiert.
Bei "persönlich nehmen" fällt mir allerdings wieder deine Fliege ein (muss so 1 >Jahr her sein), wo du schon persönlich nahmst weil dir die Fliege an der Wand den Rücken zukehrte. Das ist ein solch schönes Bild, und es passt allzu oft, da denke ich daran. Und auch du, liebe Gaby, bist deiner trockenen Zeit nach einfach dran dich auch woanders umzugucken, denke ich. lieben Gruß Max


Ingmarie Offline




Beiträge: 3.832

04.09.2005 22:46
#8 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Mich macht das Miterleben von Rückfällen eher demütig und dankbar für jeden neuen trockenen Tag, den ich erleben kann. Denn genau das zeigt mir, wie achtsam ich mit mir umgehen muss und dass ich es mir nicht leisten kann, nachlässig zu werden, wenn es darum geht mit dem Alkoholismus tatsächlich zu LEBEN. Es macht mir bewusst, wie wenig selbstverständlich es ist, dass ich nicht nur trocken bin, sondern auch bleibe und dass ich zuallererst eine Bringschuld an mich selbst habe, immer wieder und unablässig, wie täglich erforderliche Auffrischungsimpfungen. Dann lasse ich auch nicht nach darin, mich tagtäglich aufs Neue ernsthaft mit mir und meinem Alkoholismus auseinanderzusetzen. Und höre bei mir selber lieber dreimal so gut hin wie bisher, damit ich es nicht übersehe wenn die Krankheit mir immer wieder mal versucht einzureden dass ich sie ja gar nicht hab.

Auch hier gilt für mich: Müßiggang ist aller Laster Anfang. Das bedeutet bei mir, sobald ich eine "wurschtige" Haltung an den Tag legen würde, bei der ich weniger dafür tu, mich aktiv mit den Tatsachen auseinanderzusetzen und was diese für mein alltägliches Leben bedeuten, lege ich das Samenkorn für einen Rückfall vielleicht schon - das mag ich gar nicht erst riskieren.

Die Augen davor zu verschließen, dass mir ein Rückfall passieren könnte, wäre bei mir eh schon der Anfang vom Ende, weil ich dann schon anfinge, hochmütig und zu mir selbst nicht ehrlich zu sein. Doch solange ich bereit bin, den Tatsachen stets aufs Neue Tag für Tag nüchtern und furchtlos ins Auge zu sehen und das zu akzeptieren, was ich da sehe - meine Krankheit, mit der ich bewusst lebe - tu ich schon mal eine ganze Menge dafür, dass aus der Vergangenheit keine Gegenwart oder Zukunft mehr wird.

Also schaut sie lieber ganz genau hin - vor allem bei sich selber, nicht auf andere

die Ingmarie


Ingmarie Offline




Beiträge: 3.832

04.09.2005 23:17
#9 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Nachtrag: auch ich habe es zumindest zu Anfang meiner Trockenheit während der ersten Monate schon erlebt, dass ich mich merkwürdig unruhig, erschüttert und betreten fühlte, wenn ich Rückfälle miterlebt habe. Was wirklich dahintersteckte bei meinen Gefühlen war: pure Angst. Und letzendlich war es die erschreckende Erkenntnis, dass auch ich nur einen Arm weit weg vom Glas bin und keinesfalls erhaben bin über sowas. Es machte mich einfach mutlos, dass es quasi "nie vorbei", nie wirklich "ausgestanden" ist. Und da nagte wohl auch ein tief in mir verwurzeltes Mißtrauen mir selbst gegenüber, so bereit wie ich damals war mir die passive Versagerrolle anzuziehen. Das war jedoch eher zu Anfang meiner Trockenheit so; als ich dieser Angst noch nicht viel entgegenzusetzen hatte. Es erinnert mich an die Ängste, die ich in der Endphase meiner "nassen" Zeit hatte, dass ich das nie schaffe - ich hatte einfach kein (Selbst-)Vertrauen,und resignierte fast vor dem Riesenberg, über den ich drüber musste. Heute ist das anders, und ich gehe damit um wie im vorigen Beitrag beschrieben. Weil ich durch das permanente Aktiv-Dafür-Was-tun jede Menge Handwerkszeug dafür bekomme und mir selber so eine Chance gebe. Und das sind die Zementsäcke zum Bau eines Fundaments. Dann haut einen der Rückfall eines anderen nicht mehr so um und bringt einen selbst ins seelische Wackeln.

Drum geh ich jeden Tag "aufn Bau".

Eine gute Nacht wünscht die
Ingmarie


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

05.09.2005 00:29
#10 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Hallo ihr,

Zitat
Vielleicht brauchst du aber eher (auch) Menschen, die mit dem Alk kein Problem haben. Ganz kurz und knapp. Wenn es 5 % "schaffen", dann müssen dich 95 % "enttäuschen



Tja, das Leben besteht aus vielen Ent-täuschungen. So denke ich manchmal etwas und bin mir sicher, dass es der andere auch tut und dann ist es doch ganz anders. Zum Einen denke ich, wenn jemand Suchtkrank ist, sich gegen die Sucht entscheidet und an sich arbeitet, dann kann dies doch ungemein mit anderen Menschen, die dies auch tun zusammenschweißen, man kann sich gegenseitig bestärken, in Tiefs beistehen etc...vielleicht auch irgendwie zu idealistisch meine Vorstellung? Aber so verstehe ich die Gruppe und auch Saufnix, wobei ich nun nicht dijenigen meine, die gerade erst den Weg aus der Sucht suchen, sondern die, die sich entschieden haben - verbindlich, wie ich dachte. Hm...

Inge, ich will mich auch gar nicht enttäuscht zurückziehen - ich überlege nur, ob es mir Abstand vielleicht einfach besser täte, da mir diese Dinge zurzeit wahnsinnig nah´rangehen.

Roswitha,

so meine ich es, wie du schreibst. Viele Freundschaften/Bekanntschaften aus Gruppe oder Therapie sind auf sehr wackeligem Fundament und ich wünsche mir so sehr etwas verbindliches, verlässliches. Im Grunde erwarte ich, wenn ich jemanden sehr gut kenne und wir schon sehr viel Probleme etc. besprochen haben sozusagen ans "Eingemachte" gegangen sind, dass so jemand auch in einer Krisensituation irgendwas zu mir sagt und sich nicht einfach aus dem Staub macht. Ich meine das gar nicht moralapostelmäßig - auch ich kann in Rückfallsituationen kommen. Aber bevor ich saufe, würde ich zumindest versuchen mit mir vertrauten Leuten hier im Forum oder in der Gruppe zu sprechen. Ich kann nicht anders, wenn ich eine Freundschaft oder auch eine gute Bekanntschaft aufbaue, wo man sich z.B. 1x die Woche trifft, dann kann ich es nicht unpersönlich - "ist mir egal" - betrachten, wenn so jemand wieder trinkt. Obwohl ich weiß, dass es die Krankheit ist. Ich meine das nicht so, dass ich der Person was vorwerfe oder ihr böse bin, sondern MICH holt es so sehr von der „Vertrauenswolke“ herunter. Das fühlt sich schon schmerzlich an für mich und ICH steh´auf einmal vor dem Problem, dass ich anfange auch andere Beziehungen in Frage zu stellen, weil ich mich Frage, ob ich mir wohl noch mehr vormache, meine Wahrnehmung noch mehr gestört ist, ich noch viel mehr Dinge nicht bemerke, die allen anderen wohl eher klar sind.

Wuchtbrumme,

aber eine Freundschaft, ein Kontakt mit dem man sich regelmäßig schreibt oder trifft ist doch auch persönlich. Wie kann ich es da nicht persönlich nehmen, wenn der andere sich dann plötzlich sang- und klanglos ausklinkt?
Es zieht mich runter – gefühls- und vertrauensmäßig, bringt mich aber heute nicht mehr vom Weg ab. Aber ich merke, dass ich mich in letzter Zeit anfange zu fragen, ob ich Signale nicht sehen will, ob ich auf die falschen Bekanntschaften und Freundschaften setze.
Hier im Forum sind z.B. auch sehr viele Leute an die ich mich jederzeit vertrauensvoll wenden würde, deren Meinung mir wichtig ist, wenn hier diskutiert wird und bei denen ich auch gar kein Misstrauen haben möchte, so etwas wie "sei vorsichtig, dass du dich nicht zuviel einlässt, am Ende wirste noch enttäuscht". Das wäre ja blöd, dann wäre hier die Auseinandersetzung ja auch gar nicht möglich. Doch, wenn sich die Rückfälle so sehr häufen, wie in letzter Zeit, dann Frage ich mich manchmal, was ist Illusion und was ist echt.

rolf,

ich sehe das auch so, dass Gruppe und andere Menschen sehr wichtig sind, beim trockenwerden und bleiben. Und dazu:Sich selbst ehrlich auseinandersetzen. Genauso habe ich das auch bei Gruppenmitgliedern erlebt, die teilweise die ganze Zeit weitergetrunken haben (was ich aber nicht gemerkt habe) O.K. ich habe sie wohl nicht genug gekannt, bin davon ausgegangen, dass sie sicher auch so denken, wie ich. Nun bin ich etwas vorsichtiger geworden.

minitiger,

ja, dass frage ich mich im Moment: Ob es mich nicht zu sehr runterzieht. Ich halte mich zurzeit zwar nicht für besonders rückfallgefährdet, gerade weil ich sehr achtsam bin und dem nachgehe (so wie jetzt gerade) wenn ich merke, dass meine Stimmung immer mehr absinkt. Ich frage mich, warum sich bei mir diese Hoffnungslosigkeit so breit macht, obwohl es nicht meine Rückfälle sind. Hier im Forum ist es ja etwas unverbindlicher, aber selbst hier macht es mich sehr betroffen, wenn ich z.B. von Andy lese. In meiner realen Gruppe, dass hat mich noch mehr aus den Socken gehauen. Ein Kontakt bricht ohne Vorwarnung einfach weg – von heute auf morgen bröselt mein "soziales Umfeld" auf ein annäherndes Nichts zusammen.

Max,

Zitat
Und auch du, liebe Gaby, bist deiner trockenen Zeit nach einfach dran dich auch woanders umzugucken, denke ich



Sagst du nicht immer, die besten bzw. ehrlichsten und dauerhaftesten Freundschaften sind aus deiner Gruppe entstanden? Ich kann das überhaupt nicht sagen, denn der belastende, unberechenbare Suchtfaktor, der hängt scheinbar doch öfter wie ein Damokles-Schwert über solchen Verbindungen. Wie ich weiter oben schon schrieb, wenn ich jemanden mag, mit ihm Kontakt habe, ihm in die Augen schaue beim Reden, dann trifft es mich, dann nehme ich es persönlich, wenn ich merke, da war wohl gar nichts da von dem gegenseitigen Vertrauen, was ich zu spüren glaubte. Wie soll ich das denn nicht persönlich nehmen?? Ich stehe da auf dem Schlauch.

Im Grunde bin ich ein sehr hoffnungsvoller und auch vertrauensvoller Mensch. Das ist mein Wesen, denn aufgrund meiner Kindheit hätte ich auch genug Grund anders zu sein. Aber dieses Bedürfnis Vertrauen zu wollen, dass macht auch verletzlich.

Ingmarie,

Zitat
Mich macht das Miterleben von Rückfällen eher demütig und dankbar für jeden neuen trockenen Tag, den ich erleben kann. Denn genau das zeigt mir, wie achtsam ich mit mir umgehen muss



ja, dass sehe ich auch so. Aber ich möchte ihn nicht immer nur alleine erleben (z.B. in meiner Gruppe). Ist das schon zu erwartungsvoll?

So ernsthaft, wie du deine Achtsamkeit auf deine Trockenheit beschreibst, so halte ich es auch und so lese ich es hier auch oft von anderen und so dachte ich es auch von einem Gruppenmitglied. Während ich dachte, man kann sich gemeinsam „stärken“ war sie schon Monate am heimlich trinken.

Auch wenn es sich vielleicht so anhören mag, ich meine das NICHT mit moralisch erhobenem Zeigefinger, oder etwa dahingehend, dass ich enttäuscht wäre, weil Leute Rückfälle bekommen. Auch kann ich niemanden retten, mitziehen oder bekehren und schon gar nicht kontrollieren, dass muss schon jeder selbst tun. Aber manchen Menschen möchte ich so gerne vertrauen und anders geht es ja auch nicht, wenn man eine freundschaftliche Beziehung aufbaut und dann trifft mich so ein Verhalten (nicht der Rückfall, sondern das wochen- oder monatelange heimliche Trinken) doch sehr, obwohl ich weiß, dass es nicht gegen mich ist, sondern vermutlich eben aus Hilflosigkeit geschieht…

Ist ein schwieriges Thema, ich hatte ja zunächst überlegt, ob ich es unter „Co“ schreibe, weil mir schon klar ist, dass ich hier für andere denke - irgendwas vermische, aber ich kriege einfach nicht richtig sortiert, wie ich es machen soll, es nicht so persönlich zu nehmen. Ganz getrennt halten kann man das doch nicht, wenn man anfängt jemanden näher zu kennen und zu mögen, oder?

Liebe Grüße
Gaby


soyyo Offline




Beiträge: 832

05.09.2005 02:31
#11 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

ach Joosi,

ganz viel möchte ich dir da nun sagen, aber will es lieber kürzer halten.

das tückische am vertrauen in menschen wird wohl darin bestehen, dass es verletzlich macht. aber ich glaube, dass darin auch ein grund zur stärke liegt, vielleicht gerade weil vertrauen nicht zu erzwingen ist.

mir tut es zur zeit besonders gut, dass ich zu mir zutraulicher werde. du sagst, dich wird, was um dich herum vorgeht und dich entmutigend anmutet, nicht von deinem weg abbringen. ich halte das für einen satz mit grosser zuversicht ins eigene vertrauen.

Joosi, das ist der angelpunkt.

ganz lieben gruss winkt zu dir

soyyo


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

05.09.2005 02:38
#12 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Liebe Gaby,
ich kann deine gefühle nachvollziehen und ich möchte auch nicht behaupten, dass es mir nicht passieren kann so zu fühlen. Im moment ist es jedoch so, dass ich zwar mit fühle- sei es nun jemand aus meiner gruppe, einer von saufnix, oder ganz wer anderes. Was ich derzeit jedoch nicht zulasse, ist dass es mich ankratzt. Ich achte dabei sehr genau auf mein wohlbefinden. Es gibt weder bei süchtigen, noch bei nicht süchtigen eine garantie auf eine andauernde freundschaft und so schön aus auch wäre, wenn jemand mit dem ich einem vertrauensvollen austausch stehe, laut geben würde, wenn gefahr im verzug ist, so ist es nun mal so, dass nicht jeder das kann bzw. will. Mir bleibt, für mein eigenes seelenheil, nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren und es nicht persönlich zu nehmen. Ich freue mich an, mit und über meine(n) derzeitigen weggefährten, aber ich werde einen teufel tun und mich abhängig machen, von ihren befindlichkeiten. Für mich ist meine eigene zufriedenheit die grundvoraussetzung für meine zufriedene trockenheit Gaby und deshalb ist für mich enorm wichtig mich an einem bestimmten punkt abzugrenzen. Ich weiß, dass ist purer egoismus, aber anders geht es für mich nicht. Ich gebe wirklich gerne und viel, aber mein seelenheil beschütze ich wie eine tigermama ihr junges.
Liebe grüße
Hermine


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

05.09.2005 08:00
#13 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Hallo Gaby,

das ist doch wohl eher ein grundsätzliches Problem,das Dich da plagt.
Ich versuchs mal auf ne' andere Art zu erklären...wie ich das sehe.
Es soll da doch was geben,was man so gemeinhin als "bedingungslose Liebe" bezeichnet.
D.H....ich kann/darf mögen oder lieben...ohne vom Anderen auch nur das Geringste im Gegenzug zu erwarten.

Das ist sehr schwierig...wird aber von Eltern auf ganz natürliche Art und Weise praktiziert (leider nicht immer,sollte aber eigentlich so sein).
Meine Kinder liebe ich,ich würde alles für sie tun...muss sie aber loslassen.Muss es einfach akzeptieren,wenn eines meiner Kinder z.B. beschliesst,nach Australien auszuwandern und ich wüsste,daß ich ihn in meinem Leben vielleicht nur noch 2x sehen würde.
Wir wären dann auf eine andere Art miteinander verbunden.

Mögen oder Lieben ist doch ein Gefühl,das nur mich was angeht.Es ist mein Geschenk an mich.Ich empfinde es einem Menschen gegenüber,der mich emotional anspricht und in mir diese Gefühle auslöst.Und es zeigt mir doch im Grunde genommen nur,daß dieser Mensch Eigenschaften hat...die ich vordergründig zwar an ihm bewundere...Hintergründig ist es aber eine Liebeserklärung an mich selbst.Denn genau diese Eigenschaften habe ich auch...ansonsten wäre ich doch gar nicht fähig,sie überhaupt zu bemerken.
Und dieses Gefühl darf auch anhalten,selbst wenn dieser Mensch eines guten Tages nicht mehr Teil meines Lebens ist.

Wenn ich aber diese Gefühle an einer bestimmten Erwartungshaltung festmache,hab ich dann das Problem,das die Zuneigung von den Taten oder der Presents abhängig gemacht wird.
D.h....solange derjenige da ist oder sich so oder so benimmt,mag ich ihn...schlägt er quer,mag ich ihn nicht mehr...darf ich ihn nicht mehr mögen,denn er tut mir ja weh,indem er sich aus meinem Leben ausklinkt.

Aber jeder Mensch ist zuallererst sein Eigener.Und er darf tun und lassen,was er will...auch gehen.
Wenn ich ihn vorher gemocht habe,mag ich ihn auch immer noch,selbst wenn er längst nicht mehr da ist.
Dann bleiben dann leider zwar nur noch die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit und Dankbarkeit für das Wegstück,das man gemeinsam gehen durfte.Und Dankbarkeit,daß dieser Mensch mir einen Teil meiner Selbst gezeigt hat,den ich vorher nicht erkennen konnte.

"Lieben" oder "Mögen" heisst auch wieder "loslassen(können)".

Und wer weiß...vielleicht kreuzen sich die Wege eines guten Tages ein 2.Mal?

Ich glaube auch nicht,daß Deine Wahrnehmung gestört ist...ich denke eher,daß der kindliche Teil in Dir im Moment eine Art Ersatzfamilie sucht.
Einen einzigen verlässlichen Pol...der am Besten ein ganzes Leben anhält.
Den gibt es sowieso nicht...denn selbst Eltern oder Elternteile machen sich manchmal frühzeitig aus dem Staub.

Aber vielleicht hilft es Dir vorläufig und zur Überbrückung,diese Gefühle erst mal an den Menschen festzumachen,die tatsächlich der zuverlässigste Teil Deines Lebens sind.Nämlich Deine eigene Familie.
Dann kannste auch das "Loslassen" erst mal ganz entspannt "üben".


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

05.09.2005 10:06
#14 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

hallo Gaby,
(Zitat Max) " . . Sagst du nicht immer, die besten bzw. ehrlichsten und dauerhaftesten Freundschaften sind aus deiner Gruppe entstanden?"
// Das stimmt. Ich hatte aber nicht gesagt, dass es viele oder gar die meisten dieser Leute waren. Über die Jahre sind es doch etliche geworden, dennoch ist das erwähnte Verhältnis von 20 : 1 schon (leider) ganz brauchbar.
Ansonsten schließe ich mich hier Roswitha an. Das ganz Persönliche, was eigentlich jedem zustehen sollte, erweist sich plötzlich als dünn, weil . . . Und deshalb suche ich (im Rahmen meiner beschränkten Wahrnehmung versteht sich) möglichst vorurteilsfrei und erwartungsfrei frische und gute Dinge. Auch bei mir hatte es 'lange Jahre' gedauert, bis ich mein Urvertrauen wiedergefunden hatte. Das ging nur gaaaaanz allmählich, und nicht logisch. Und mein 'Onkel Heini' setzt sich eben aus vielen einzelnen Teilchen zusammen, welche mir meine Bekannten bescheren, mal mehr mal weniger. Aber warum mich das von Herzen froh macht, das weiß ich auch nicht.
In der Hoffnung, dir dennoch Hoffnung gegeben zu haben, lieben Gruß Max


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

05.09.2005 14:44
#15 RE: Warum zieht´s mich mit runter? Zitat · Antworten

Hallo soyyo,

Zitat
du sagst, dich wird, was um dich herum vorgeht und dich entmutigend anmutet, nicht von deinem weg abbringen. ich halte das für einen satz mit grosser zuversicht ins eigene vertrauen.



Das stimmmt! Ich entwickele mich weiter. Früher hätte ich mich völlig enttäuscht zurückgezogen...jetzt verunsichert mich das nicht mehr mich selbst betreffend, sondern ich bin nur etwas frustig drauf, weil es sich nicht so entwickelt hat, wie ich mir das dachte. Aber jetzt wo du es schreibst, fällt es mir selbst auf. Mein Jammern ist anders geworden...



Hermine,

ich gehe meinen Weg trotzdem weiter, genauso, wie du das auch beschreibst. Für einen Moment war bei mir dieses alte "zwischen-den-Stühlen-sitzen-Gefühl" wieder da, aber ich habe es als alt und unnützlich identifiziert. Ich will mich auch nicht mehr von anderen Gefühlen abhängig machen.



Hallo Roswitha,

Zitat
Mögen oder Lieben ist doch ein Gefühl,das nur mich was angeht.Es ist mein Geschenk an mich.Ich empfinde es einem Menschen gegenüber,der mich emotional anspricht und in mir diese Gefühle auslöst.Und es zeigt mir doch im Grunde genommen nur,daß dieser Mensch Eigenschaften hat...die ich vordergründig zwar an ihm bewundere...Hintergründig ist es aber eine Liebeserklärung an mich selbst.Denn genau diese Eigenschaften habe ich auch...ansonsten wäre ich doch gar nicht fähig,sie überhaupt zu bemerken.
Und dieses Gefühl darf auch anhalten,selbst wenn dieser Mensch eines guten Tages nicht mehr Teil meines Lebens ist.



also, ich bin immer wieder platt, wie gut du den Durchblick hast!! Toll geschrieben Rowitha, woher durchschaust du das nur alles so klar.

Ich glaube auch, dass du recht hast, dass ich auf der (kindlichen) Suche nach einer "Ersatzfamilie" bin. Jetzt wo ich selbst wieder mehr Bedürfnisse und Gefühle merke, brauche ich irgendwie etwas verbindlicheres.Eigentlich naheliegend, dass ich mich hierzu auch mal auf meine eigene Familie konzentrieren könnte.



Hallo Max,

ja, du gibst mir Hoffnung, denn die Vorstellung, dass ich mein eigenes Urvertrauen finden kann, auch wenn es lange dauert, die beruhigt mich. Manchmal habe ich Angst, dass die Behandlung meiner Eltern in mir was kaputt gemacht haben könnte, was nicht mehr ganz zu machen ist. Dann aber wieder sehe ich aufeinmal selbst z.B. an einem solchen Austausch wie hier in diesem Thread, dass sich in mir drin schon viele Dinge geändert und entwickelt haben. Auch wenn ich manchmal traurig oder erschüttert bin, bin ich es nicht mehr so grundsätzlich und umfassend, gehe trotzdem auf MEINEM Weg weiter und manchmal (nicht immer)spüre ich auch dieses befreiende Gefühl, dass mir gar nichts passieren kann, dass mir niemand meine Gefühle und meine Liebe wegnehmen kann, denn sie ist in mir drin.
So in der Art, wie auch Roswitha schreibt:

Zitat
Wenn ich ihn vorher gemocht habe,mag ich ihn auch immer noch,selbst wenn er längst nicht mehr da ist.



Das ist sehr schön!

Ich fühle mich heute wieder ganz beruhigt. So viele Ängste sind weg, die ich früher an dieser Stelle gehabt hätte. Aber jetzt weiß ich, es geht einfach weiter und ich fühle mich auch noch gut dabei.

Liebe Grüße
Gaby


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