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Saufnix  
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Dieses Thema hat 146 Antworten
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 Akute Hilfe
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Seele62 Offline



Beiträge: 635

23.08.2005 19:23
#106 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hallo Werner,

okay, das leuchtet mir ein.
Werde also wieder hingehen, vielleicht wird es ja doch noch was.
Habe mich jetzt wieder etwas gefangen, nachdem der Tag wirklich bescheiden war.
Freue mich jetzt auch richtig über meine neue Arbeit. Das bedeutet einen enormen Erfolg für mich.
Sei lieb gegrüßt
Seele


Seele62 Offline



Beiträge: 635

23.08.2005 22:01
#107 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hi Erik,

habe ich Deine Frage mittlerweile beantwortet?
LG Seele


Seele62 Offline



Beiträge: 635

23.08.2005 22:16
#108 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hallo gepard,

ich konnte Dir noch folgen.

Ich denke auch, dass das, was man sich trocken schon mal erarbeitet hat, nicht verloren geht.
Also man fängt nicht wieder ganz von vorn an, sondern man knüpft an das Gelernte an.
Man fragt sich halt nur, warum man nicht einen anderen Weg gewählt hat, als wieder zu trinken.
Aber wie auch Horn schon schrieb, gibt es manchmal Situationen, denen ist man auch als langjährig Trockener nicht mehr gewachsen.
Allerdings ist eben das Wichtigste, nicht wieder in diesem Loch zu bleiben, sondern sich am Schopf zu packen und wieder daraus zu ziehen.
So hast Du es ja auch schon erlebt, wenn ich Dich richtig verstanden habe.
Wenn ich so darüber nachdenke, was ich während meiner Trockenheit so alles geschafft habe, dann erstaunt mich das immer wieder! Beruflich wie auch privat.
Ich habe noch viel vor in meinem Leben.
Schon dafür lohnt es sich, wieder trocken zu sein.
Sei lieb gegrüßt
Seele


Seele62 Offline



Beiträge: 635

25.08.2005 17:09
#109 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hallo Soyyo,

in einem deiner letzten Beiträge hast Du von der Angst vor der Angst gesprochen.
Mich würde interessieren, was Du damit meintest.
Sprachst Du von unbegründeten Ängsten, von irgendwelchen Vorahnungen?
Es gibt auch bei mir einige Ängste, nur die habe ich bisher in eine andere Schublade gesteckt.
LG Seele


soyyo Offline




Beiträge: 832

25.08.2005 20:24
#110 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

hi Seele,

„angst vor der angst“ ist eine formel, die ich für das gefunden habe, was ich besonders in den letzten monaten auf verschiedene weise durchlebt habe, was mich aber vermutlich schon sehr lange bestimmt. es wird wohl zu tun haben mit mangel an selbstvertrauen, ausgeprägtem kontrollbedürfnis und einem starken hang zur kopflastigkeit.

das zeigt sich (nur auf den ersten blick widersprüchlich) etwa in häufigen rückmeldungen von leuten, die mich kennen: dass sie mich für einen ruhigen menschen halten, d.h. als einen solchen menschen, den so leicht nichts aus der ruhe bringt.
ich glaube, das stimmt. und es stimmt nicht.
ich tue viel, um situationen zu meiden, in denen ich meine ruhe verlieren könnte, vieles, um situationen entweder stark zu kontrollieren oder mich derart an deren „rand“ zu begeben, um sie durchstehen zu können, ohne aktiv in ihnen agieren zu müssen. vielem neuen begegne ich, so ich nicht ausweiche, zurückhaltend. meine fähigkeit spontanen verhaltens ist nicht sehr entwickelt. ich kann mich nur selten loslassen.
in dieser hinsicht kann „angst vor der angst“ in etwa bedeuten: schon bevor etwas, was auch immer, eintreten könnte, das mich (vielleicht) aus der fassung brächte, überwältigte, mich auf mich selbst zurückwürfe in eine befindlichkeit völliger ohnmacht, geht mich angst an und nimmt mich gefangen.
in sehr vielen situationen, die dann tatsächlich angsteinflössend waren, spürte ich die angst am ganzen leib zwar, sass dabei aber irgendwie immer in meinem kopf hinter mir selbst (finde da keine bessere beschreibung dafür) und fragte im gleichen atemzug, ob das denn echt sei, das gefühl, das mich gerade „hat“, ob ich’s nicht bloss, wenigstens so halb, „spiele“.

heute vor zwei monaten ist mit der trennung meiner frau von mir in für mich wahrst möglicher weise eine welt zusammengebrochen. doch bereits in der zeit davor hatte ich eine reihe von panikattacken erlebt; das setzte sich heftiger in den folgenden wochen fort. zum einen waren diese zustände so gewaltig, dass ich überhaupt keinen klaren gedanken mehr fassen konnte, zum anderen war das, was ich dabei empfand und als angst bezeichne, derart körperlich, dass in meinem hinterkopf sozusagen nicht der geringste raum hatte verbleiben können, in dem ich noch hätte hinter mir sitzen und mich über die echtheit dieser empfindung „hinter“fragen können. nur dies: "in schubladen stecken" war da schlechterdings nicht mehr möglich, ich musste "durch".

Seele, du fragst: „Sprachst Du von unbegründeten Ängsten, von irgendwelchen Vorahnungen?“

was ich mit „angst vor der angst“ für mich meine, könnte unbegründete sein, wenn dadurch bedeutet wird: es besteht zwischen dem, was als angst in mir wirklich ist, und dem, was als tatsächliches angst macht, eine reale kluft, ein grundloser abgrund (ich will nicht mit worten spielen). die angst vor der angst ist angst vor dem, das mir alle kontrolle raubt, besser: rauben könnte, denn sie ist in diesem „könnte-bereich“ weitaus wirklicher. ein popanz, ein mit immensem begründungsaufwand zur wichtigkeit aufgeblasener schrecken. weniger ein schrecken, der urplötzlich aller eigenen widerständigkeit beraubte, als vielmehr ein dauernder „low intensity“-schrecken, der einen zustand speist, der wohl schmerzlich ist, jedoch sicher genug scheint, die gefürchtete angst gar nicht erst aufkommen zu lassen. insofern hat das auch mit vorahnungen zu tun. denn gefürchtete angst wird ja in gewisser weise vorweggenommen, um ihrer möglichen übermächtigkeit irgendwie vorzubauen. – indessen vermute ich, dass es sich dabei eher nicht um solches handelt, worauf du mit „unbegründeten angsten“ und „vorahnungen“ hindeuten wolltest.

sagen kann ich nur soviel: besagte panikattacken und für mich fürchterlichste andere zustände habe ich nun mehrfach durchlitten. sie kamen, hauten mich um – und vergingen. in der gesamttendenz nahm deren intensität ab. und es ist eines der daraus für mich nun erwachsenen resultate, dass mir nicht bloss im kopf gewisser wird, solche zustände völliger ohnmacht etc. unversehrt überstehen zu können: es bringt mich das nicht um, und ich spüre, dass es mir gut tut, dass solches mich nicht umbringt (wieder kann ich das nicht genauer als mit einer reflexiven schleife formulieren).

ich hoffe, meine ausführungen zu meiner „angst vor der angst“ verwirren nicht nur, d. h. falls doch, dann vielleicht doch auch produktiv ...

ciao

winkt dir soyyo zu

[ Editiert von soyyo am 25.08.05 20:25 ]

[ Editiert von soyyo am 25.08.05 20:28 ]

[ Editiert von soyyo am 25.08.05 20:32 ]


Seele62 Offline



Beiträge: 635

26.08.2005 14:52
#111 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hallo Soyyo,

ich danke Dir sehr, für Deine ausführliche Beschreibung.
Weißt Du, seit Jahren quälen mich Ängste, die ich aber nie mit dem Alkohol in Verbindung brachte, daher mein Interesse an Deinen Ängsten.
Ich habe immer gedacht, dass meine Ängste aus meiner Kindheit herrühren.
Einfach Verlustängste, mehr nicht! Und fertig.
Mit großer Sicherheit spielt auch dieser Aspekt mit rein, aber es ist mir in letzter Zeit eben aufgefallen, dass die Angst um einiges größer war, wenn ich getrunken habe, bzw.am Tag danach.
Es stimmt schon, früher war sie noch gräßlicher, aber auch heute ist sie eben noch da.
Es sind unbegründete Ängste, aber sie fressen mich auf!
Es ist die immer gleiche Angst um meinen Sohn.
Keine normale Angst, wie sie wohl jeder irgendwo hat, wenn er Kinder hat.
Nein, ich arbeite als Krankenschwester und landet bei uns der Hubschrauber, sehe ich mein Kind darin, höre ich die Sirene, denke ich mein Kind hatte einen Unfall, sehe ich ein Kreuz am Straßenrand, kommt mir gleich der Gedanke, dass ...... u.s.w.,u.s.w.!
Dann habe ich gleich wieder die Angst, dass ich durch solche Gedanken ein Unglück anziehe.
Aber man ist völlig machtlos.
Es gab schon Situationen, wo ich dachte, ich halte es nicht mehr aus. Das hat erst ein Ende, wenn ich mir das Leben nehme.
Das ist jetzt schon viele Jahre her.
Mir ist einfach aufgefallen, dass die Angst sich normalisiert, wenn ich abstinent bin.
Auch weil ich Angst vor diesen Ängsten hatte,wurde ich trocken, denke ich heute.
Aber dann der Rückfall und schon ging es wieder los?
Also tut doch der Alkohol das Seinige dazu oder wie siehst Du das?
Sei lieb gegrüßt von Seele


soyyo Offline




Beiträge: 832

26.08.2005 22:09
#112 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

hi Seele


„Also tut doch der Alkohol das Seinige dazu oder wie siehst Du das?“, fragst du mich, Seele. diesen schluss hast du aus deiner erfahrung gezogen, dass dein verzicht auf alkohol deinen „unbegründeten“ ängsten die schärfe mildert.

ich will’s, wenn das angemessen sein kann, kurz mal so sagen: ist einem menschen sein trinken problematisch, so wunderte es mich sehr, hätte sein trinkverhalten keinen einfluss auf sein selbstempfinden – ganz besonders, wenn es sein verhältnis mit ihm wichtigsten menschen betrifft, doch gewiss nicht nur in dieser hinsicht.

mir war mein alkoholismus noch nicht „eigentlich“ problematisch, als ich bereits wusste, alkoholiker zu sein. ich trank lange, um den alkohol als „eigentlich“ unerfreulichen, doch hinnehmbaren „management“-gehilfen zu gebrauchen, etwa wie andere mit schlafstörungen das mit schlaftabletten tun. so als „notwendiges übel“, als psychokrücke ... schon damals hatte ich die einsicht, dass bei meinem alltäglichen versuchen, meine seelischen spannungen zu handhaben, „der alkohol das seinige dazu“ getan hat. ich wähnte mich, wohlgemerkt, seinerzeit noch eindeutig auf der seite des grösseren nutzens (genauer: der geringeren beeinträchtigung) durch mein spiegeltrinken. es half mir, manche angst nicht aufkommen zu lassen oder klein zu halten.
als problem empfand ich mein saufen spätestens, als sich wegen ihm schuldgefühle bei mir einstellten (bzw. mir empfindlich verstärkten). sein nutzwert für mein seelenmanagement bekam schwindsucht, doch war ich lange findig im umschulden, als ich mich längst im soll wusste. vieles, was sich für mich als angst merklich machen konnte, bündelte sich mehr und mehr auf vor allem zweierlei: verlustangst (die angst um die beziehung zu meiner frau) und die angst, unter mein saufen eine schlusslinie zu ziehen, mich in einem trockenen leben als meinem zu positionieren.

jetzt lebe ich von meiner frau getrennt und seit noch nicht langer zeit im trockenen.

und muss mich um immer noch wirksame ängste auf andere weise kümmern, das heisst nun zum einen mich um sie kümmern, zum anderen sind die alkoholerzeugten ängste erstmal so nicht mehr vorhanden. indes haben sich die beiden bündel anders verteilt, und zugleich habe ich doch eine art zutrauen zu mir gefunden, das sich nicht immer wieder nur auf ausweichen und kontrollbewahrung kapriziert. es scheint auch, dass ich den alltag und was ich in ihm mir als möglicherweise feindlich wähne, anders zu sortieren lerne; und zuversicht findet raum, erwehrenswerte situationen als solche zu erkennen und in ihnen energie aufbieten zu können für mich; anderes kann ich leichter lassen, eben ohne wie auch immer sich einstellende verteidigungshaltung. – jedoch stecke ich in diesem prozess mitten drin, kann aber auf den wunsch nach unangreifbarkeit besser verzichten.

hat der „alkohol das seinige dazu“ getan? er tut es noch immer.

Seele, so (in etwa) stellt sich das zur zeit für mich dar, das mit den ängsten. deren gewichtigster grund ist, sollten sie auch „unbegründet“ sein, dass sie da sind und auf mein leben bestimmenden einfluss wirken. ich konnte sie in letzter zeit mehrfach als übermächtig, doch als vergehend und also im ihnen erliegen als ertragbar erfahren. Seele, es geht.

ciaotschau winkt

soyyo

[ Editiert von soyyo am 26.08.05 22:14 ]


Seele62 Offline



Beiträge: 635

27.08.2005 17:53
#113 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hallo Soyyo,

wieder sage ich DANKE für Deinen Beitrag, der mir wieder Einiges etwas klarer gemacht hat.
Ja, ich bin sicher, ohne Alkohol habe ich mehrere Probleme weniger.
Ich bin ja bis heute mal wieder trocken, jetzt seit 2 Wochen oder so. Hab`irgendwann aufgehört die Tage zu zählen.
Irgendwie vertraue ich mir aber noch nicht so recht.
Momentan habe ich einfach Angst davor, dass Tag X wieder kommen wird, an dem ich solch einen Druck bekomme und wieder zur Flasche greife.
Genau das will ich aber nicht mehr!
Auf der Suche nach Hilfen bin ich diese Woche nicht wirklich weitergekommen.
Jetzt bin ich wieder ziemlich am Boden, habe mir aber vorgenommen einen 2.versuch mit der letzten Gruppe zu wagen. Das ist mir allerdings erst in 2 Wochen möglich, da ich nächste Woche wieder arbeite. Da ich nur Nachtdienst mache, kann ich die Gruppe am Abend nicht besuchen.
Für mich ist die Zeit bis dahin momentan einfach soooooooo lang.
Dazu kommt noch, dass ich mich mit meinem Noch-Arbeitgeber auseinandersetzen muß, da ich gekündigt habe.Irgendwie habe ich zu solchen Diskussionen im Augenblick nicht die Kraft. Ich soll sicher begründen, warum ich gehen will.
Dafür gibt es 100 Gründe, aber ich habe einfach auch etwas Angst davor, dass ich es z.zt. nicht so rüberbringen kann.
Ich habe den Kopf voll mit anderen Dingen. Mit mir selbst bin ich stark beschäftigt.
Ich habe eine super Stelle gefunden, trotz meiner inzwischen 43 Jahre, und dennoch! Ich bin einfach gefangen, verstehst Du, was ich meine?
An meiner alten Stelle war alles so einfach.
1 Woche Dienst, dann 1 Woche frei. Super! Wenn ich Druck habe, kann ich saufen, gleich 1 ganze Woche lang!
Dann mache ich wieder ganz diszipliniert meinen Dienst, aber im frei, da geb`ich wieder Gas!
Mit der neuen Stelle wird das Alles anders.
Ich mache z.B. nicht mehr nur Nachtdienst, in dem ich mich immer schön verstecken konnte,auch auf Grund mangelndem Selbstvertrauen, nein ich habe mir ganz bewußt den Tagdienst ausgesucht.
Und jetzt macht mir diese Entscheidung Angst.
Du siehst, es sind wohl doch nicht nur die Ängste um meinen Sohn!
Ich fühle mich z.Zt. völlig leer.
Was soll ich nur von mir halten?
Sei lieb gegrüßt von Seele


soyyo Offline




Beiträge: 832

27.08.2005 21:15
#114 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

hi Seele,

ich bin auf dem weg ins trockene und gerade mal im 28. tag nicht vom alkohol benebelten lebens. schon bald auch diese 24 stunden wieder. vieles mag mich anfallen, irgendwann. in diesen 24 stunden dieses tags heute alkohol nicht.

ich hab über dem kranichbild „stabiler“ stehen. das bezieht sich auf mein leben ohne alkoholkonsum seit dem 30. juli d. j. nicht nur darauf. es bezieht sich auch auf mein leben sonst, darauf, wie ich nun in ihm zu ihm stehe, auf die (gar nicht so) vielen anderen dinge, die für mich andere (bzw. überhaupt erst wieder) sensitivität gewonnen haben. und doch: seither ist keiner meiner tage ohne alkohol, denn ich befasse mich derzeit täglich mit meinem alkoholismus. ich weiss nicht, ob das so bleiben wird, aber ich weiss, dass es mein „stabiler“ bestärkt. saufnix ist für mich dabei mit gold nicht aufzuwiegen, gleich zu welcher tageszeit.

vielleicht sind es kleinigkeiten, die mir gerade jetzt so gut tun. die, genau besehen, jetzt so gar nicht kleinigkeiten sind, denn es hat sich mir der blick verschoben.
ich hab mich in besagten tagen auch mit meiner frau getroffen, öfter telefoniert. teilweise war das ausserordentlich aufwühlend. aber es hat mir gut getan – und es hätte ja gar nicht erst mein lallen zu sein brauchen, geübte ohren hören die wirkung des alkohols auf die rede auch davor bereits – ohne alktönung gehört zu werden, dinge offen ins gesicht zu sagen mit dem wissen, dies ohne fahne zu tun. auch du wirst trocken deinem sohn fahnfrei offen ins angesicht sprechen und vermutlich sehen können, wohl möglich anders und/oder anderes hören. so manches offene sprechen fällt da leichter, denn, so bei mir, es färbt der mut zur abstinenz auch andere mut erfordernde eigne vorhaben gütlich.
stiesse eine meiner bislang ergebnislosen bewerbungen für meinen traumjob auf bereits nicht mehr für wahr gehaltene resonnanz, hätte ich bestimmt zu erklären, warum gerade ich für diesen job der richtige wäre. bammel, kann ich dir sagen, bammel hätt ich, zumindest vorher. aber ich könnte, mit einem lächeln, das in dieser situation nur ich auf diese weise verstünde, beispielsweise meine begründungen beginnen so: „also wenn ich die sache nüchtern besehe ...“ denke, das funktioniert auch bei absagebegründungen, und die gründe fallen mensch dann auch ein – oder eben was vergleichbar situativ passend anderes. auch das geht. und wenn doch nicht: wer soll das sein, der allzeit überall beliebt sein könnte ...
und auch das. es ist auch gut für mich, dass keine meiner kellerleichen nach frischem alkohol stinkt, und manche davon riecht jetzt gar nicht mehr (vielleicht waren mir gute würmer drin?).

indessen ist allen möglichen erklärungen und ratschlägen überlegen mir unüberbietbar einleuchtend der schlichte, gar nicht oft genug zur tat gehalten werden könnende satz: „zunächst einmal in den nächsten 24 stunden das erste glas alkohol stehen lassen.“ dies zu tun erleichtert vieles. vieles.

die ersten tage stand hier überm kranich „instabil“, nun „stabiler“. der unterschied damals zwischen „instabil“ und „stabiler“ und nun zwischen „stabiler“ und „stabil“ ist verschieden. den letzteren sehe ich nun für mich als den geringeren. das ist viel. sehr viel.

Seele,

nicht ängstlich rudert die grussärme dir zu
soyyo

[ Editiert von soyyo am 27.08.05 21:16 ]


Seele62 Offline



Beiträge: 635

28.08.2005 18:48
#115 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hallo Soyyo,

ich ziehe wirklich den Hut vor Dir.
Ganz viel hast Du geschafft und siehst so klar.

Heute hatte ich einen besseren Tag.
Meine neue Stelle ist das größte Geschenk, dass ich seit langem bekommen habe. Immerhin wurde ich aus 56 Bewerbern ausgesucht. Sollte mich doch ein wenig stolz machen, oder?

Ich denke auch, dass ich mich einfach über die nächsten 24 Std. ohne Alkohol freuen sollte, und dann wieder 24 Std. u.s.w..
Ich habe mich heute auch ein wenig auf das wahrscheinlich bevorstehende Gespräch vorbereitet, fühle mich auch da jetzt sicherer.
Mein Problem ist einfach, dass ich Niemanden vor den Kopf stoßen kann, lieber fühle ich selbst mich schlecht.
Aber diese Situation wird wieder ein großer Lernschritt für mich sein. Kein Mensch ist nun mal nur brav.
Und warum sollte mir daran gelegen sein, immer den Vorstellungen anderer Menschen zu entsprechen?

Ja, auch ich bin heilfroh, dass ich "zufällig" auf Saufnix gestoßen bin. Es tut sehr gut, sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. Es sind so viele tolle Menschen hier im Forum. Fühle mich hier sehr wohl.
Ich hoffe jetzt, dass auch ich bald immer ohne Fahne anderen Menschen gegenübertreten kann.

Alles Liebe für Dich.
von Seele

Wie ist Dein Verhältnis zu Deiner Frau heute?
Besteht Hoffnung, dass Du sie zurück bekommst?
Oder willst Du das gar nicht, jetzt wo Du alles nüchtern siehst?


soyyo Offline




Beiträge: 832

28.08.2005 22:19
#116 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

hi Seele,


nun setzt du den hut ganz schnell auf deinen kopp und bist stolz, von den 56 bewerberInnen diejenige-welche zu sein. und ich klopf dir jetzt auf die schulter, dass du sterne siehst.

du schreibst: „Ich hoffe jetzt, dass auch ich bald immer ohne Fahne anderen Menschen gegenübertreten kann.“ trinkst du keinen alk, tust du das schon jetzt. „bald immer“ macht für mich keinen sinn, hat doch das immer schon begonnen. du bist stolz, für dich, dass du, ich bin stolz, für mich, dass ich auch diese 24 stunden das alkglas stehen lasse. also lass uns jetzt erstmal das sein.

wenn ich jetzt meiner frau käme und sagte: sieh mal, ich hab auch heut wieder nicht getrunken, sollte mich doch ein wenig stolz machen, oder? – naja, dann wär da wohl bisschen gefrozzel angesagt, auch weil ich mir dabei ein lächeln nicht verkneifen könnte. wenn sie sich aber zu ner ernsthaften antwort genötigt fühlte, dann bekäm ich möglicherweise zu hören: „gut. wolltest du das hören? gut, wenn du stolz drauf bist. ehrlich, ich wünsche dir von herzen, dass du stolz drauf bist“, und dann vielleicht noch: „ach, warum erst jetzt ...“ ja, so ist das.

oben schrieb ich: „... für dich, dass du, für mich, dass ich ... uns jetzt erstmal das“. ich glaube, so lässt sich von mir aus das verhältnis zwischen meiner frau und mir umschreiben. es klingt nach nem ziemlichen stiefel, jou, und ich hoffe, dass da noch ein schuh draus wird. als ich letzten donnerstag mit meiner suchtberaterin auch zu dem thema gesprochen hatte und dabei meinte, davon zu reden, was ich tu und darunter verstehe, mich von LiebLieb, sie sich von mir, wir uns voneinander abzugrenzen, da fasste sie das zusammen: „sie hängen noch ganz schön an ihr.“ ich denke, die frau hatte mich besser verstanden, als ich’s mit worten erklären konnte. dass da noch viel da ist, weiss ich, ich weiss nicht, was daraus wird. ich zähl aber keinen rosen die blätter deshalb ab. ich kann aber weinen, jetzt. und das ist klar.

Seele, wenn das mit den sternklopfern nachgelassen haben wird, dann spür mal, wenn du kannst, ob dir nicht jemand feste die daumen drückt – also wenn du mir sagst, wann ich sie dir drücken soll (ist übrigens auch was schönes: ich kann bei sowas mich wieder auf mein gedächtnis verlassen, weil das mit klarem kopf gesagt worden ist).

sterne klopft, nicht sprüche dir

soyyo


Seele62 Offline



Beiträge: 635

30.08.2005 11:16
#117 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hallo Soyyo,

bin vorhin von meinem ersten Dienst nach dem Urlaub gekommen.
Es ist eigentlich das eingetreten, womit ich ganz innen auch gerechnet habe. Nämlich gar nichts.
Man hat mich nicht nach Gründen für meine Kündigung gefragt, weil man das, was ich zu sagen hätte, gar nicht hören möchte.
Naja, vielleicht kommt nochmal die Frage, bin ja noch ein bisschen da. Es wäre eigentlich sehr wichtig für mich und meine Entwicklung,dass ich aussprechen kann, was nicht gut gelaufen ist. Bisher bin ich solchen Dingen gern aus dem Weg gegangen. Und auch diesmal hatte ich Panik davor, aber ich war bereit. Schau ich mal, was kommt.

Du hast recht, ich sollte stolz sein, nehme Deinen Rat an und setze den Hut auf meinen Kopf.

Und:
Das immer hat begonnen. Es tut gut, das so zu sehen. Danke!

Einen Daumendrücker könnte ich wirklich brauchen und zwar für einen guten Start in der neuen Klinik. Das wird am 15.9. oder 1.10. sein.

Soyyo, bin jetzt nach dem Nachtdienst sehr müde, lege mich jetzt in`s Bett und melde mich aber morgen wieder.

Ich wünsche Dir aber ganz ganz doll, dass sich zwischen Dir und Deiner Frau alles so entwickelt, wie Du es Dir wünschst.
Sei ganz lieb gegrüßt von Seele


soyyo Offline




Beiträge: 832

30.08.2005 23:39
#118 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

hi Seele,

der faden hier scheint sich wohl mehr zu einem zwiegespräch zu entwickeln. meinst du auch, ein seele-thread im mitglieder-bereich wäre praktisch? akute hilfe passt mittlerweile in etwa wie tag 1.

fragt sich und dich,

soyyo,

der auch liebe grüsse grüsst


Seele62 Offline



Beiträge: 635

31.08.2005 09:12
#119 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

Hallo Soyyo,

ich glaube das ist eine gute Idee.
Was muß ich tun?

Bin gerade vom Dienst gekommen, also nicht wundern, wenn ich momentan etwas wortkarg bin.
Bin einfach hunde-müde.
Jetzt etwas Schlaf und um 18Uhr schon wieder los.
Ab Montag habe ich wieder frei, dann kommt wieder mehr von mir.
Sei lieb gegrüßt von
Seele


soyyo Offline




Beiträge: 832

31.08.2005 18:14
#120 RE: Tag 1 Zitat · Antworten

hi Seele,

ganz einfach. mitgliederbereich öffnen , auf das blaue kästchen "neues thema" rechts über der thementabelle klicken, dem eröffneten thread 'nen neuen namen geben - und ab geht die post ...



ciao,
soyyo


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