wie schon gesagt, war ich am Montag wieder in der SHG, bin auch wieder sehr nett empfangen worden und alle haben sich gefreud, das ich diesen Weg ein zweites mal gefunden hatte. Der Abend, wurde wieder zu einer netten gemütlichen Kaffee/Tee-Runde, in der ich mich weiß Gott nicht unwohl gefühlt habe. Allerdings muss ich ganz ehrlich gestehen, das ich beim Nachhause fahren das Gefühl hatte, ich kann aus dieser SHG im Moment nicht viel für mich mitnehmen, habe mir natürlich ein paar Gedanken dazu gemacht. Der Ablauf dort ist so, das die Runde pünktlich eröffnet wird, vorher reden alle kreuz und quer miteinander, ab der Eröffnung, ist es so, das immer nur einer das Wort hat, dies geht der Reihe nach, wie sich die Leute melden. Wer dran ist mit reden, der hat das Wort und keiner hat dazwichen zureden, erst wenn der jenige fertig ist, ist (Reihum, nach Meldung) der nächste dran, wenn man/ich dann dran ist, ist das Thema zu dem man/ich eigentlich gerne was gesagt hätte, schon wieder vorbei. Was mir dort schlicht weg fehlt, ist die Diskussion, das über anstehende Probleme geredet wird und andere etwas dazu sagen können, bzw. Fragen stellen können. Was auch für mich nicht so sehr von nutzen ist, ist das die meisten dort schon längere Zeit Trocken sind und meist von diesen vergangenen Zeiten berichten, in denen ich mich zwar zum Teil wieder finden kann, aber aus dessen Berichten ich für mich momentan nicht viel entnehmen kann. Ich denke, das ich wenigsten einige Wochen, wenn nicht sogar einige Monate dabei sein müsste, um die Leute und ihre Probleme kennen zu lernen und von den meinigen berichten zu können. Ich bin mir nicht sicher, ob dies die richtige SHG für mich sein wird, werde mir aber die nächsten Wochen die Zeit nehmen und weiterhin gehen, um ein wenig mehr hinein zu schnuppern, zudem dort wirklich alle sehr nett sind. Gebe also den Gedanken eine SHG zu besuchen nicht dran, sollte sich raus stellen, das ich dieser Gruppe für mich nichts abgewinnen kann, werde ich aufjedenfall eine andere aufsuchen, denn es ist in jedem Falle positiv für mich ein wenig Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen.
ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Meeting bei den AA´s. Das erste mal bin ich vorbei gefahren und habe mich nicht getraut auszusteigen und dorthin zu gehen. Na die Woche drauf habe ich dann allen Mut zusammen genommen und bin hin. Ich hatte ein ganz schön mulmiges Gefühl im Bauch; was wird da passieren? Was soll ich sagen?
Es ging mit dem Rundgespräch los. Ich war, ich glaube 4 oder 5 in der Reihe. Oh je man was sage ich da gleich. Sie stellten sich vor: „ Mein Name ist Heinz und ich bin Alkoholiker, mein Name ist Gisela Tabletten und alkoholabhängig...... na was sollte ich da nun sagen ich bin doch gar kein Alkoholiker....Shit. Ich kam an die Reihe: Äh ähm, ich heiße Markus und habe wohl, eventuell, anscheinend ein Problem mit Alkohol. Und dann habe ich einfach erzählt.....Es war raus und ich war ein wenig am zittern aber es ging mir richtig gut. Ich war sehr beeindruckt wie die Gesprächsform dort gehandhabt wird. Lange Diskussionen besonders im besoffenen Kopf war ich gewöhnt, zuhören hatte ich verlernt meine Dogmen musste ich vermitteln, und wehe jemand war anderer Meinung als ich usw. Ich saß einfach nur da und hörte zu. Erkannte vieles, fast alles, an deren Erzählungen wieder. Es war und ist ein Spiegel meiner Trinkerlaufbahn, wenngleich einige erst viel später mit der Sauferei aufgehört hatten als ich.
Es ist nicht das Ziel in der Gruppe jemanden zu belehren, sondern die Aufgabe seine Erfahrungen mitzuteilen. Die vielen Fragen die ich stellen wollte haben sich in den Erzählungen immer selbst beantwortet. Sicher gibt es Abende an denn ich nicht so viel für mich rausholen kann. Aber das wenige reicht meist schon aus, wieder eine nächste trockene Woche zu erleben. Die Form dieser-, wenn man so will Gesprächstherapie erfordert eben eine gewisse Disziplin, andere ausreden lassen, sich zu konzentrieren, und nicht wie es bei mir früher war, rumzulabern. Bei mir sind Leute in der Gruppe die über 20 Jahre trocken sind, die aber auch die Anfangszeit des Trockenwerdens, und die damit vorhandenen Problemen erlebt haben, und davon berichten können. Ich erlebe häufiger an mir selbst, das ich mich angegriffen fühle, in meiner „Denkweise“ wenn jemand in seiner Geschichte erzählt und es genau auf mein falsches Denken zutrifft. Derjenige hat mich dann allerdings nicht direkt „angeklagt“ sondern ich mich selber. Oder ich habe erkannt was ich anders machen kann.
Wenn du das Gefühl hast, daß du in Dieser Gruppe nicht weiter kommst versuche es doch mal in einer anderen. Für mich ist, mit einer der effektivsten Punkte in dem Meeting, Selbst zu reden, quasi einen Monolog zu führen in dem ich dann eventuell noch am Abend selbst erkenne wo der Haken sitzt. Ich rede über mein Problem. Ich erkläre wie ich fühle ich lasse einfach alles raus, und das ist schon an sich sehr befreiend.
hallo, danke für eure erfahrungsberichte kate und apfelsaft.
vielleicht mal eine gute gelegenheit, um eine frage loszuwerden , die ich schon länger mit mir rumschleppe.
wo ist eigentlich der unterschied zwischen einer gruppe und diesem board hier? gut, man muß den schritt ins wahre leben wagen, sitzt sich aug in aug gegenüber oder nebeneinander... aber daran wird man sich ja wohl auch schnell gewöhnen.
euren berichten entnehme ich, das der unterschied eigentlich gar nicht soo groß ist, besonders das reden nach der reihe/anmeldung erinnert mich hier ans forum. übrigens eine art zu reden, mit der meinereiner schwierigkeiten hat.
damit ich nicht falsch verstanden werde, schreibe ich lieber gleich dazu, ich bin kein gegner von gruppen, im gegenteil, sehe die dauerhafte beschäftigung mit der krankheit als gegeben an, aber da hier jeder zweite ratschlag lautet " suche dir eine shg " möchte ich schon mal was über den gravierenden unterschied zum schreiben hier am board erfahren, den konnte ich euren berichten nochnicht entnehmen.
Ich war aber im Rahmen meiner Reha zunächst in einer Motivationsgruppe und dann für ein Jahr einmal wöchentlich Reha-Gruppe.
Der Unterschied ist sehr gravierend...hier kann man zwar auch alles besprechen ectpp....aber Sozialphobien wird man dadurch beispielsweise nicht los. Es ist ja bei vielen Alkoholikern so,daß sie im Endstadium sehr zurückgezogen gelebt haben,sich der Tagesablauf nur noch um den Alk drehte,Freundschaften gecancelled wurden und neue Bekanntschaften gab's erst gar nicht....die hätten ja dann auch noch gestört
Dann noch dazu dieses Gefühl von "es nicht wert sein"...Minderwertigkeitskomplexe,Störungen des Selbstwertgefühles,Gefühle von Scham und Schuld....
All das kann man im real life viel besser bearbeiten und üben....
Mir hat die Reha-Gruppe unendlich gut getan und ich würde es jedem empfehlen. Es kostet zwar am Anfang viel Überwindung...aber da muss man durch....denn das Endergebnis steht in absolut keinem Verhältnis zum Einsatz!
Zitateuren berichten entnehme ich, das der unterschied eigentlich gar nicht soo groß ist, besonders das reden nach der reihe/anmeldung erinnert mich hier ans forum. übrigens eine art zu reden, mit der meinereiner schwierigkeiten hat.
hallo ben,
ich denke mal in einer SHG wo du nach einer Zeit die Leute persönlich kennst und mit ihnen zusammensitzt, deren Geschichten gehöhrt hast gehst du auch eher in dir und mal an deine Substanz als du es hier auf dem Board tust, wo du von vornherein weisst das lesen sehr viele Leute die du überhaupt nicht kennst. da kommt es dann doch bewusst oder unbewusst doch dazu das du dir sagst "nee das schreib ich nicht hier ,das geht keinen was an. und wenn eine SHG provessionell geleitet wird hast du dann noch jemanden der geziehlt auf deine "Problemchen" eingehen kann. Zum anderen entwickelt sich, wenn ich Leuten gegenübersitze eine andere Vertrauensbasis als zu menschen die ich noch nie gesehen habe. meine gedanken dazu ben.
ich antworte als Co. Mich hat es wesentlich mehr Überwindung gekostet, in einer Gruppe von Leuten (die mir gegenüber sitzen) von mir zu erzählen, als es mich kostet, in einem Forum zu schreiben.
Aber als ich nach ein paar Angehörigentreffen die Ängste überwunden hatte, war auch das Gefühl der Erleichterung sehr groß.
Klar ist das Forum für mich wichtig und weder mein Partner noch ich gehen heute in eine SHG.
Aber ich möchte die Erfahrung nicht missen, die die Angehörigengruppe damals für mich war. Ich bin insgesamt sicherer im Umgang mit Leuten geworden, nachdem ich von meinen ureigensten Probleme gesprochen habe, ohne dafür ausgelacht oder verurteilt zu werden. Schreiben ist viel einfacher, zumindest für mich, vielleicht zu einfach.
Allerdings war bei mir der Gewinn in der Gruppe auch deshalb so groß, weil es eine moderierte Gruppe war mit zwei Psycho- und Suchthilfe-Profis. Die haben uns auch Aufgaben gestellt zum Durcharbeiten zu Hause und dann drüber Erzählen.
Eigentlich hat apfelsaft bereits gesagt, was es zu der besonderen Form der Kommunikation im manchen SHG`s zu sagen gibt. Aber vielleicht hilft auch folgende Textstelle aus Michael Endes "MOMO" beim Verständnis:
...„Momo hatte sehr viel Besuch. Man sah fast immer jemand bei ihr sitzen, der angelegentlich mit ihr redete. Und wer sie brauchte und nicht kommen konnte, schickte nach ihr, um sie zu holen. Und wer noch nicht gemerkt hatte, daß er sie brauchte, zu dem sagten die andern: "Geh doch zu Momo!" ... Aber warum? War Momo vielleicht so unglaublich klug, daß sie jedem Menschen einen guten Rat geben konnte? Fand sie immer die richtigen Worte, wenn jemand Trost brauchte? Konnte sie weise und gerechte Urteile fällen? Nein, das alles konnte Momo ebensowenig wie jedes andere Kind. Konnte Momo dann vielleicht irgend etwas, das die Leute in gute Laune versetzte? Konnte sie zum Beispiel besonders schön singen? Oder konnte sie - weil sie doch in einer Art Zirkus wohnte - am Ende gar tanzen oder akrobatische Kunststücke vorführen? Nein, das war es auch nicht. Konnte sie vielleicht zaubern? Wußte sie irgendeinen geheimnisvollen Spruch, mit dem man alle Sorgen und Nöte vertreiben konnte? Konnte sie aus der Hand lesen oder sonstwie die Zukunft voraussagen? Nichts von alledem. Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören: Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig. Momo konnte so zuhören, daß dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte und fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, daß sie in ihm steckten. Sie konnte so zuhören, daß ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wußten, was sie wollten. Oder daß Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder daß Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf - und er ging hin und erzählte alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, daß er sich gründlich irrte, daß es ihn, genau so wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und daß er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war. So konnte Momo zuhören."
nur, die momos sind rar gesäät in dieser welt, so rar das man sie in romanen suchen muss. für mich umschreibt die passage auch liebe, nächstenliebe, ebenso schwer zu finden.
...aber der käme schon in frage für mich...als therapeut..
ich habe leider keinerlei gruppenerfahrung. fängt bei mir schon mit logistischen problemen an, aber ich frage mich natürlich trotzdem schon einmal, was könnte es für mich bringen.
biene und lissy, ihr habt ja wohl mehr von moderierten gruppen gesprochen,gelenkt durch fachpersonal. da liegt der unterschied zum board für mich klar auf der hand. wie sieht es bei allwettergruppen , wie den aa's aus? die werden doch ehrenamtlich geleitet?(frage)
bleibt letztendlich das reden, als ballast abwerfen übrig?
ramona,mit deiner antwort tue ich mich schwer..., irgendwas verstehe ich da nicht. brüte da jetzt schon geraume zeit drüber, vielleicht ist es wohl das mit der substanz. ganz so wie du es schreibst geht es mir mit dem board hier nicht,also der vorteil der anonymität ist doch gerade der, dass man eben alles ansprechen kann, was keinen etwas angeht,
warum kannst du hier nicht an die substanz gehen?
wenn das hier nicht möglich wäre, hätte ich die seite wohl nur mal schnell durchgegoogelt.natürlich erwarte ich hier keine professionelle einzelbetreuung, aber das was ich bislang über aa gruppen in erfahrung gebracht habe, das treibt mich eben auch noch nicht dorthin.
ich versuche mal, ein paar Mißverständnisse auszuräumen.
Es gibt neben den AAs auch andere Suchtselbsthilfegruppen, die meistens einem Verband angeschlossen sind. Die bekanntesten bundesweiten Verbände sind Blaukreuz, Freundeskreise, Guttempler und Kreuzbund.
Ich besuche seit fünf Jahren eine Kreuzbundgruppe, erst in München, jetzt in Stuttgart. Ich bin u.a. zum Kreuzbund, weil eben dort die Gruppen moderiert sind. Ich beschreibe Dir mal, wie das bei uns abläuft: Am Anfang gibt es das sog. Blitzlicht; jeder erzählt reihum, wie es ihm in der letzten Woche gegangen ist, wo er Probleme hatte, was gut gelaufen ist und event., was ihn in der nächsten Woche erwartet. Dabei darf nicht unterbrochen werden. Dabei wird sichtbar, wo es akute Probleme gibt, worauf in der Diskussion nachher eingegangen werden sollte. Der Gesprächsleiter schaut, daß in der noch zur Verfügung stehenden Zeit alle Probleme diskutiert werden. Er stellt Fragen, sorgt dafür, daß nicht durcheinander geredet wird, schaut, daß am Problem gearbeitet wird und paßt auf, daß nicht immer die selben reden. (Anmerkung: Für mich ganz wichtig: bei uns gibt es ein Mit-einanderreden, nicht Nach-einanderreden.)
Wer leitet/moderiert so eine Gruppe? Normalerweise macht das der/die GruppenleiterIn, bzw. deren Stellvertreter, in manchen Gruppen geht die Gesprächsleitung reihum. Wer ist/wird GruppenleiterIn? Das sind ganz normal Abhängige , bzw. Angehörige, die bei ihrem Verband eine Ausbildung mitmachen. Da lernen sie eben u.a. Gesprächsmoderation.
Jetzt kommts: das ist für mich der Knackpunkt, ob Selbsthilfe oder nicht: wenn in einer Gesprächsrunde ein Therapeut oder ein Sozialpädagoge in seiner Eigenschaft als Professioneller sitzt, ist das meines Erachtens keine Selbsthilfegruppe mehr. Nix gegen Professionelle; die professionelle Suchthilfe hat ihren Stellenwert, ebenso die ehrenamtliche. Aber bitte nicht vermischen.
ein Unterschied zu AA scheint bei uns zu sein, daß die Sitzungen bei uns generell rauch- und Kaffeefrei sind. Je nach Möglichkeit, die im Treffpunkt gegeben sind, wird vor und/oder nach der Sitzung schon Kaffee/Tee getrunken, aber wenn wir im Kreis sitzen, dann heißt's Floppe aus.
Ich denke, wir Suchtler sollten doch mal ein/zwei Stunden rauch- und kaffee-frei verbringen können, vor allem bei dem "hehren" 12-Schritte-Anspruch. Ist meine alleinige Meinung.
Gruß vom Viktor, der manches nicht so dogmatisch wie die AA sieht.
ich bin auch im Kreubund und finde Klasse wie du das erklärt hast.
Für mich hat jede Art von Selbsthilfegruppe ihre volle Berechtigung. Jeder Mensch ist Einzigartig und jedem hilft was anderes und das Hauptziel ist die zufriedene Abstinents.
Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, daß man während der Gruppe raucht und Kaffee trinkt. Zum Kaffee trinken brauche ich einen Tisch und dieser verhindet, daß ich die Gesten der anderen sehen kann. Eine Geste sagt oft mehr als tausend Worte!
Das war bei mir bei sämtlichen Gruppen (SHG, Infogruppe, Motivationsgruppe und Gespräche in der Entziehungsklinik) so. Darum konnte ich mir das nicht anderst vorstellen.
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