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Saufnix  
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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.038 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
DickesDummesKind ( gelöscht )
Beiträge:

02.12.2004 14:19
RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

Hallo!

Ich habe gerade eben dieses Forum entdeckt und wollte mich mal kurz vorstellen. Ich bin 36 Jahre alt und habe seit Mitte 20 ein Alkohol- bzw. Drogenproblem. Alles fing damit an, daß ich in meine erste eigene Wohnung weit weg von zu Hause gezogen war und es einfach nicht schaffte, mir einen Freundeskreis aufzubauen. Meine alten Freunde konnte ich nur noch selten sehen und ich saß die meiste Zeit allein in meiner Bude und blies Trübsal.

Damals wußte ich nicht, daß ich nicht einfach extrem schüchtern, introvertiert oder zurückhaltend war, sondern das es sich dabei um eine Angsterkrankung handelt, die in der Psychologie auch unter dem Namen "Soziale Phobie" bekannt ist. Ich fühle mich unter Menschen extrem unsicher und werde nervös. Zeitweise fühlte ich mich ständig beobachtet und mußte meistens ziemlich schnell aus der angstauslösenden Situation flüchten, um mich wieder zu beruhigen.

Diese Phobie brütete ich garantiert schon seit meiner Pubertät aus, nur damals war es nun mal nicht üblich, zu einem Psychiater zu gehen, es sei denn, man ist total gaga. So richtig bewußt, daß ich da ein echtes Problem am Hals hatte, wurde es mir erst, als ich eines morgens zur Arbeit gehen wollte und rein zufällig einer meiner Nachbarn aus einem der Stockwerke über mir ebenfalls seine Wohnung verließ. Aus heiterem Himmel bekam ich panische Angst! Ich wollte einfach nicht, daß ich jemandem begegne, aus welchem Grund auch immer. Ich sprintete in meine Wohnung zurück, stand mit laut pochendem Herzen im Flur und wartete ab, bis ich sicher sein konnte, daß niemand mehr im Treppenhaus war. Erst dann konnte ich mit zitternden Händen und weichen Knie wieder aus meiner Wohnung herauskommen.

Im Laufe der Zeit wurde es immer schlimmer. Ich fühlte mich auch während der Arbeitszeit in meinem Büro nicht so richtig wohl und ging bald jeglichem Sozialen Ereignis aus dem Weg, da es für mich immer schwieriger wurde, mich normal unter Menschen zu bewegen. Eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen das dann doch mal wieder klappt, war ein Konzertbesuch einer hier sehr bekannten Coverband, die in meiner damaligen Stammkneipe auftraten. Es war ein unglaublich lockerer Abend, es wurde viel gelacht und getanzt. Es wurden auch einige Liter an Radler getrunken. Obwohl es in der Kneipe proppenvoll war, hatte ich keine Angst und es war einer der schönsten Kneipenbesuche, den ich damals seit langem hatte.

Die Woche darauf ging es mir immer schlechter. Ich fühlte mich auf der einen Seite unter Menschen nicht wohl, auf der anderen Seite konnte ich meine Einsamkeit nicht mehr ertragen. Ich dachte immer wieder an den Konzertbesuch zurück und hatte damals auf dem Heimweg die bescheuertste Idee meines ganzen Lebens: beim Konzert gabs Bier und Dir gings gut, also besorg dir jetzt aich was zum trinken und gib dir halt mal die Kante. Ich fuhr einen Umweg zu einem Getränkemarkt in der Nähe, kaufte einen Kasten Bier und betrank mich an diesem Abend zum ersten Mal in meinem Leben mit voller Absicht.

So ging es schlagartig los, wie wenn man ein Streichholz in eine Lache Benzin geschmissen hätte. Jeden Abend ca. sechs Flaschen Bier. Mit halbdichter Rübe bekamm ich dann nachts immer eine Freß-Attacke und infolgedessen nahm ich natürlich rasend schnell zu. Mein Selbstbewußtsein war vorher schon nicht so gigantisch, mit dem riesen Bierbauch war es dann ganz am Boden zerstört. Ich hatte schon immer den (leider unerfüllten) Wunsch nach einer Freundin, mit dem Aussehen hatte ich wenigstens eine mögliche Erklärung, warum es nicht klappt.

Ich stieg auf Wein um, da ich nicht noch weiter zunehmen wollte und außerdem lassen sich zwei Flaschen Wein im Rucksack besser mitnehmen als ein halber Kasten Bier. Meine Depressionen wurden immer stärker und ich erschien auch auf der Arbeit mit ordentlich "Standgas". Ich wollte nicht mehr leben und ein paarmal war ich drauf und dran, mir das Leben zu nehmen. Ich wechslte dann zu einer anderen Firma und zog in eine andere, größere Wohnung um. Dabei hörte ich einfach auf zu Trinken, ohne es mir eigentlich vorgenommen zu haben.

Ich habe es weder geplant, noch irgendwie groß darüber nachgedacht. Es passierte einfach und ich lebte gut ein Jahr ohne einen Tropfen zu trinken. Aber leider fing es genauso schnell und aus heiterem Himmel wieder an. Ohne großes Ramtamtam fuhr ich eines Abends in den Supermarkt und kaufte mir eine Kiste Wein.

In der Zwischenzeit habe ich mehrere Male mit dem Trinken aufgehört und nach mehr oder minder langer Abstinenz doch wieder angefangen. Zeitweise habe ich über längere Zeit Hasch geraucht und teilweise dazu noch getrunken. Ende letzten Jahres hing mir das Alles dermaßen zum Hals raus und ich war so verzweifelt, daß ich mir einen Termin bei der Suchtberatung geholt habe. Ich ging auch zu dem "Freundeskreis" hier vor Ort und hörte wieder mal mit dem Trinken auf. Gehalten hat es knapp ein halbes Jahr. Seit Ende diesen Sommers, als ich ausnahmsweise mal zwei Wochen Urlaub hatte, bin ich fast täglich Abends vor dem Fernseher wieder am Saufen. In den letzten zwei Wochen hat es eigentlich unter der Woche ganz gut geklappt, nüchtern zu bleiben. Am Wochenende ging es aber gleich wieder los.

Ich habe in den letzten paar Jahren einige Therapien wegen meiner Depressionen und der Angsterkrankung absolviert, habe bei einer Null-Diät mein Gewicht auf mein Idelgewicht reduziert, habe meine Wohnung komplett neu eingerichtet und meiner Kleidungsstil geändert. Es waren einige schwere Brocken dabei. Gerade das Abnehmen war ein echter Kraftakt, da ich schon seit meiner frühesten Jugend an Übergewicht litt und es nie geschafft habe, abzunehmen.

Ich habe ein paar gute Freunde, von denen wiederum nur ein paar wissen, welche Probleme ich hatte und die meine Entwicklung mitverfolgt haben. Ich habe schon mehrfach Lob und Anerkennung erhalten, weil ich mich komplett geändert hätte. Allerdings habe ich das nie richtig annehmen können. Das Bild, das ich von mir selbst habe, ist nun mal ein ziemlich schlechtes.

Daß ich bisher noch nie eine feste Freundin hatte und keinerlei Beziehungs- und Flirterfahrung habe, nagt am meisten am meinem Selbstbewußtsein. Mir ist schon lange klar, daß eine Beziehung weder ein Allheilmittel noch lebensnotwendig ist, aber trotzdem schwirrt mir das tagtäglich durch den Kopf. Ich habe in der Zwischenzeit beziehungstechnisch schon so viel schlimmes im freundes und Bekanntenkreis mitbekommen, daß ich eigentlich schon gar nicht mehr so sehr den Wunsch nach einer Partnerin hege. Mir würde es auch schon reichen, wenn ich diese ständige Grübelei, warum ich immer noch einsam und solo bin endlich aus meinem Kopf kriegen würde.

Um ehrlich zu sein, war das auch die Triebfeder, die mich meine ganzen Therapien und Diäten durchstehen ließ. Ich hatte halt einfach die Hoffnung, daß es danach "besser" sein würde. Ich würde endlich eine Freundin finden und wäre damit genauso "normal" wie alle anderen auch. Doch leider mußte ich erkennen, daß es danach genauso beschissen war zu auch schon davor.

Die Trinkerei bereitet mir langsam echte Probleme, gerade bei der Arbeit, da ich jedenfalls morgens mit meinem Brummschädel nichts so richtig geregelt kriege. Da ich viel zu wenig schlafe, bin ich auch ständig müde und depressiv. Ich würde einfach gerne aufhören, da es mich zu sehr belastet, aber es klappt einfach nicht. Mir fehlt momentan jegliche Motivation, irgendetwas anzupacken.

Ich will jetzt aber nicht anfangen, hier herumzujammern, denn das bringt einfach nichts. Vielleicht hat jemand den zündenen Gedanken für mich?


mohnfeld Offline




Beiträge: 223

02.12.2004 15:20
#2 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

nix Zündendes - nur dass ich das total verstehe, dass Du den Wunsch nach einer Beziehung hast - das ist ja wohl mehr als legitim!

und es nebenbei toll finde, was Du schon alles geschafft hast!!!!!!!!

willkommen hier! es wird Dir in JEDEM Fall gut tun!


beed Offline




Beiträge: 882

02.12.2004 16:00
#3 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

Hi,

Deinen Nick benutz ich mal nicht, als Anrede ist das eher eine Beleidigung, auch wenn Du Dich vielleicht so fühlst.

Willkommen hier auf dem Board!

Zuerst:
Ich halte nicht viel davon, Kontaktdefizite und ihre Folgen gleich zur Krankheit zu machen. Darunter leidet das Selbstbewusstsein ja noch mehr.

Du fühlst Dich unter Menschen angestarrt und hast das Gefühl, dass alle auf das schauen, was Dir selbst nicht gefällt und dass sie Dinge in Dir erkennen, die Du eigentlich nur allein wissen kannst. Ein seltsames Gefühl der Peinlichkeit, irgendwie wie nackt dastehen, irgendwie erkannt zu werden, den Gedanken, dass Du Dich ja rechtfertigen könntest und dass das garnicht stimmt, was die anderen zu sehen meinen, aber zu wissen, dass Du Dich nicht rechtfertigen kannst - da Dir ja niemand etwas gesagt hat und überhaupt und wenn Dich niemand sieht, dann sind auch diese Blicke nicht da, die das Gefühl vermitteln, sie mustern Dich, lachen Dich aus und machen sich lustig> 'Was ist denn das für einer?'; nein, wenn Du allein bist, ist das nicht. Aber Du willst eigentlich garnicht allein sein, Du willst mit den anderen reden, aber erst wenn sie Dich ansprechen und dann weißt Du erstmal garnicht was Du sagen sollst. Und das merken die und dann lässt Du es lieber.
So ähnlich?

Nun, ich denke Du musst Dir ein neues Selbstbewusstsein schaffen, das äußere Erscheinungsbild hast Du schon verändert, aber hast Du das wirklich um Deiner selbstwillen getan? Bist Du so zufrieden, wie Du jetzt bist?

Wenn nicht, muss es noch andere Ursachen haben und die liegen eher im Kommunikativen.
Versuche Leute anzusprechen, versuche im Haus Gespräche anzufangen z.B. mit der Nachbarin (wenn was nicht i.O. im Haus ist oder über die Miete, was weiß ich) und Du wirst merken, dass diese Schwellenangst nur da ist, solange Du die Tür nicht selbst öffnest. Ist das Eis einmal gebrochen, geht es beim nächsten Mal schon viel einfacher.

Hab Mut und öffne die Tür, suche Situationen (z.B. in der Kaufhalle oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo Du charmant jemand ansprechen kannst - es wird mit jedem Mal leichter), setz Dich nicht allein irgendwo hin und beobachte die anderen nur, geh auf sie zu - sie sind genauso aus Fleisch und Blut, wie Du, und lange nicht so perfekt, wie es Dir vielleicht erscheinen mag.
Versuch zu helfen, wenn es irgendwo geht oder biete zumindest Deine Hilfe an, schon kann ein Gespräch entstehen und es wird lockerer.

Versuch es!
Dann wirst Du auch kein Bedürfnis mehr verspüren, Deine Ängste wegzuspülen. Sie werden dadurch nur stärker.

LG
beed


Weggefaehrte Offline



Beiträge: 360

02.12.2004 16:07
#4 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

Hallo armes Kind.

Herzlich wilkommen hier im Forum. Hier in diesem Forum findest Du Menschen die Dein Problem aus eigenem Erleben kennen. Du kannst hier alles schreiben was Dich bewegt denn das Befreit, nimmt inneren Druck weg und Du bekommst Hilfe von den Forumsteilnehmer. Was Du davon umsetzen willst endscheidest Du selbst.

Zu Deiner Fobie möchte ich Dir sagen ich kenne dies aus meiner eigenen nasse Zeit. Ich bekam beklemmende Gefühle wenn ich in fremder Umgebung mehr als 3-4 Leute um mich herum hatte, am Bankschalter wenn ich in der Warteschlange stand, oder im Kaufhaus an der Kasse usw. usw. Am schlimmsten war es beim Autofahren, wenn bei Dämmerung ein Fahrzeug hinter mir auftauchte und ich nicht erkennen konnte ob es vielleicht ein Polizeiauto war, dann hat mein Kreislauf und das Herz verrückt gespielt.

Als ich dann meine Entgiftung und die Langzeittherapie hinter mir hatte war alles wie weggeblasen. Heute weiß ich, dass dies bei mir damit zusammenhing, dass ich meinte alle Leute beobachten mich und sehen mir an was mit mir los war. Es ist schon erstaunlich was man sich in seiner Fantasie alles einbildet. Deshalb waren alle Syntome nach der Therapie auch weg, ich brauchte mich nicht mehr zu verstecken und ich brauchte mich auch nicht mehr zu schämen.

In dem Thread ganz viele Fragen findest Du eine Rubrik "Wege der Sucht" vieleicht hilft Dir das ein wenig weiter.

Sei ganz lieb gegrüßt von Günther.


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2004 09:19
#5 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von mohnfeld
nix Zündendes - nur dass ich das total verstehe, dass Du den Wunsch nach einer Beziehung hast - das ist ja wohl mehr als legitim!
und es nebenbei toll finde, was Du schon alles geschafft hast!!!!!!!!
willkommen hier! es wird Dir in JEDEM Fall gut tun!



Macht nichts. Den großartigen bzw. "zündenden" Gedanken habe ich ja selbst auch noch nicht gefunden. Wird wohl auch schwer sein, den einfach so verbal zu vermitteln.

Klar ist der Wunsch nach einer Beziehung legitim, aber ich verstehe einfach nicht, warum ich mir selbst dabei selbst ständig ein Bein stelle. Es ist ja nicht so, daß ich noch nie von einer Frau angebaggert worden wäre. Das ist mir schon ziemlich oft passiert. Aber jedesmal habe ich dermaßen Fracksausen gekriegt, daß ich schlicht und ergreifend die Flucht angetreten habe.

Ein paar Mal habe ich mich - vermutlich aus Verzweiflung - dann doch selbst überwunden und habe wenigstens versucht, da etwas weiter zu gehen. Leider bin ich dabei, wahrscheinlich aus mangelnder Erfahrung, immer an die Falschen geraten. Ich bin nun mal ein "netter Kerl" und damit auch gleichzeitig das bevorzugte Opfer von Leuten, die einfach einen Sündenbock, Notnagel oder Seelenmülleimer brauchen.

Vielleicht bin ich auch einfach nur ein sentimentales Weichei, daß sich einfach Alles zu sehr zu Herzen nimmt. Was weiß denn ich. Ich will einfach nur, daß damit endlich Schluß ist.

Keine Ahnung, wie es jetzt weiter geht... Mir fehlt einfach eine klare Richtung für meinen weiteren Lebensweg. Früher war es der unbegründete Wunsch nach einer Freundin, der mich Alles durchstehen ließ. Heute habe ich resigniert und denke nicht mehr, daß sich mein Wunsch jemals erfüllen wird.

Na ja, hoffen wir trotzdem auf das Beste


mohnfeld Offline




Beiträge: 223

03.12.2004 09:56
#6 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

hi,

die Hoffnung nicht aufgeben!!!!

wenn Du Deinen Selbstwert -auf welchem Weg auch immer- etwas aufbauen und stabilisieren kannst, wird das auch leichter werden! Natürlich wird aus einem VW-Käfer kein Porsche werden, aber das ist ja auch nicht nötig

Lies hier mal ein bißchen rum und du wirst sehen, Du bist ein ganz normaler Mensch mit ganz normalen Schwächen und Vorzügen, wie hier alle.
Nimm Dir kleine Schrittchen vor, das ist leichter und baut auf - und starre nicht gleich auf das Ziel am Ende der Straße!
Da wird der Berg, den Du bewältigen möchtest zu groß!
Und FREUE Dich über die kleinen Schrittchen :-))
Klopfe Dir selbst auf die Schulter dafür!!!!!!

gute Wünsche dafür von
mohnfeld


mohnfeld Offline




Beiträge: 223

03.12.2004 10:03
#7 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

ps -


vielleicht übst Du einfach mal eine Zeit lang bewußt (wie beed schon richtig vorgeschlagen hat), die Leute auf der Straße auszuhalten - dann die Nachbarn -
dann die Nachbarn und die Leute auf der Straße ... oder umgekehrt

und so kannst Du Schrittchen für Schrittchen stabiler werden - falls Du Dir nicht doch therapeutische Unterstützung holen willst.

Bei uns an der VHS gibt es auch tolle Angebote in der Richtung, was Gutes für sich zu tun,
und auch, seinen Selbstwert aufzubauen. Da lernt man sogar oft sehr nette Gleichgesinnte kennen.

Aber dazu muß man natürlich Gruppen ertragen können - das mußt Du vorher üben!


1Aldebaran ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2004 10:05
#8 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

Hi "Gast",

Aber jedesmal habe ich dermaßen Fracksausen gekriegt, daß ich schlicht und ergreifend die Flucht angetreten habe.

An diesem Punkt verharrte auch lange Zeit...sehr unglücklich darüber.
Aber irgendwann stellte ich mir die Frage, ob ich den Rest meines Lebens so verbringen wollte oder nicht. Die Antwort war einfach....

Stelle dich dieser "Angst"...lass einfach mal zu.
Du wirst feststellen, dass nicht *Schlimmes* passieren wird.


Und halte dir immer vor Augen:
Es wird nichts passieren, was du nicht willst!!!

LG`s
Aldebaran


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2004 10:06
#9 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von beed
Deinen Nick benutz ich mal nicht, als Anrede ist das eher eine Beleidigung, auch wenn Du Dich vielleicht so fühlst.



Kein Problem, ich kann damit leben. Ich habe mir den Nick ausgesucht, weil mich meine Mutter mal so genannt hat. Auch wenn ich sie deswegen selbst heute noch gerne in den Hintern treten würde, beschreibt es doch gleichzeitig sehr gut, wie ich mich selbst sehe.

Zitat
Ich halte nicht viel davon, Kontaktdefizite und ihre Folgen gleich zur Krankheit zu machen. Darunter leidet das Selbstbewusstsein ja noch mehr.



Teilweise gebe ich Dir da Recht. Aber es hat mir auch sehr geholfen, daß ich wußte welches Problem ich da habe. So konnte ich mir auch die Hilfe suchen, die ich damals gebraucht habe. Andere Menschen mit dem gleich Problem zu finde, war erst dadurch möglich.

Zitat
Du fühlst Dich unter Menschen angestarrt... Und das merken die und dann lässt Du es lieber.
So ähnlich?



Ja, genau so. Nur war mir damals nicht bewußt, welche Denkprozesse da bei mir im Hintergrund ablaufen. Mir geht es heute zwar dank der Therapien besser, aber so ganz verschunden ist diese verquerte Denke leider immer noch nicht. Ich spüre es nicht mehr so stark, aber es ist definitiv immer noch da. Ich versuche mich halt so gut es geht damit zu arrangieren.

Je nach Tagesform klappt der Umgang mit anderen Menschen auch sehr gut. Aber das ist eben nicht immer so. Zeitweise falle ich halt in meine alten Verhaltensmuster zurück und muß mich wieder aufs Neue durchkämpfen.

Dieser unvorhersagbae Wechsel macht es aber eben auch schwer, Bindungen zu Anderen aufzubauen. An einem Tag bin ich locker, offen und herzlich. Einen Tag später bin ich das genaue Gegenteil und stoße die Leute durch meine ablehnende Haltung vor den Kopf.

Zitat
Nun, ich denke Du musst Dir ein neues Selbstbewusstsein schaffen, das äußere Erscheinungsbild hast Du schon verändert, aber hast Du das wirklich um Deiner selbstwillen getan? Bist Du so zufrieden, wie Du jetzt bist?



Nein, ich bin nicht mit mir zufrieden. Ich halte mich selbst heute noch für fett und unattraktiv. Es ist fast so wie bei den Magersüchtigen, obwohl ich nicht ein so gestörtes Essverhalten an den Tag lege. Ich war zum Ende meiner Hungerkur untergewichtig und hatte körperliche Symptome durch meine Mangelernährung. Tagsüber war ich ständig müde und erschöpft, nachts schlug mein Kreislauf Kapriolen und ich konnte vor Magenschmerzen und Herzrasen nicht schlafen. Das Ende vom Lied waren dann Muskelverhärtung wegen Magnesiummangels.

Ich habe dann wieder angefangen, "normal" zu essen und gleichzeitig setzten wieder die Depressionen ein, weil ich jedes Gramm zuviel spürte und mich selbst im Spiegel nicht mehr betrachten konnte. Ich war vor zwei Jahren zum ersten Mal seit meiner Kindheit wieder im Freibad und es hat mich einiges an Überwindung gekostet, mich fast nackt vor der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Ich habe halt diese verkorkste Ansicht, daß sich ein Mensch bzw. sein Ansehen, daß er bei seinen Mitmschnen genießt, zum Großteil durch sein Äußeres definiert. Ich weiß, daß das blödsinnig ist und ich verhalte mich Anderen gegenüber ja auch nicht nach diesem Prinzip. Aber tief in mir drin steckt nun mal diese Ansicht.[/b][/quote]

Zitat
Wenn nicht, muss es noch andere Ursachen haben und die liegen eher im Kommunikativen.



So ist es. Ich habe in dem Bereich echte Defizite und muß noch viel nachholen. Es fällt mir dadurch auch so schwer, Kontakte zu knüpfen und vor allem aufrecht zu erhalten. Mir ist bewußt, daß ich da noch viel üben muß, aber mir fehlt halt momentan der innere Antrieb dazu.

Zitat
Hab Mut und öffne die Tür...



Gerade das klappt ja nicht. Ich würde wirklich gerne, aber ich fühle einfach den inneren Antrieb nicht mehr. Bisher hat es einfach so geklappt, ich mußte mich nie selbst an den Ohren ziehen oder mit dem Kopf durch die Wand, um meine Ziele zu erreichen. Ich habe es halt einfach gemacht.

Zitat
... sie sind genauso aus Fleisch und Blut, wie Du, und lange nicht so perfekt, wie es Dir vielleicht erscheinen mag.



Da hast Du natürlich recht. Es war schon komisch, wie sich manchmal mein Blick auf die Welt um mich herum geändert hat. Frauen waren für mich immer unnahbar und perfekt. Als ich herausfand, daß sie auch nur Menschen sind (und auch Käs-Füße haben ) war ich erstmal vor den Kopf gestoßen.

Zitat
Versuch es! Dann wirst Du auch kein Bedürfnis mehr verspüren, Deine Ängste wegzuspülen. Sie werden dadurch nur stärker



Ich werde mir Mühe geben... Ich danke Dir!


mohnfeld Offline




Beiträge: 223

03.12.2004 10:10
#10 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

ja - das stimmt vollfettkrass Aldebaran,

mir wurde mal in einer schwierigen Situation gesagt, ich sollte benennen, was denn als schlimmstmögliches passieren könnte ...

und siehe da - je genauer ich es zu fassen suchte, umso schneller schrumpfte es auf eine absolut bewältigbare Größe!
Nur meine Angst hatte es so aufgeblasen!


mohnfeld Offline




Beiträge: 223

03.12.2004 10:18
#11 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

schnell noch - bevor ich weg muß -

Gast -
vielleicht mußt Du Dir auch wirklich eine Pause gönnen, ohne ständig an Dir und Deiner Situation rumzuwerkeln ...

wenn Du Dir dabei Nüchtern-Bleiben vornimmst, hast Du erstmal genug zu tun ...

und:

ändere Deinen Nick in was Positives, sonst zementierst Du Dein negatives Selbstbild noch mehr - such Dir was Hübsches aus, das vielleicht eine strahlende Hoffnung für die Zukunft zementiert


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

08.12.2004 16:22
#12 RE: Auf und Ab Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von 1Aldebaran
Stelle dich dieser "Angst"...lass einfach mal zu.
Du wirst feststellen, dass nicht *Schlimmes* passieren wird.



Tja, hier klaffen Theorie und Praxis leider ziemlich weit auseinander. Glaub mir, ich habe es jetzt schon x-mal erlebt. Bin ich nicht in so einer Situation, ist mir schon bewußt, daß mir nichts schlimmes passieren kann. Nur wenn ich dann in so eine Situation hineingerate, ist es mit dem logischen denken aus. Dann setzt sowas wie ein Fluchtimpuls ein.

Hinterher könnte ich mir natürlich jedesmal in den Hintern beißen, daß ich mich wieder mal so blöd verhalten habe. leider Gottes ist es aber auch so, daß die Frauen - wer könnte es ihnen verdenken - mir beim nächsten Annäherungsversuch die kalte Schulter zeigen.

Ich hatte mich seit meiner letzten erfolgreiche Therapie inzwischen zweimal so richtig in eine Frau verknallt. Das erste Mal war ich zu schnell, beim zweiten Mal habe ich mir richtig Zeit gelassen. Doch - wie gesagt - es endete jedesmal in einer riesigen Enttäuschung und beim letzten Mal muß irgendwas in mir gestorben sein.

Denn seitdem hat es auch wieder mehrere Annäherungsversuche seitens der Frauenwelt gegeben und bei keiner einzigen habe ich die gleichen Gefühle wie bei den beiden ersten verspürt. Wahrscheinlich hat meine Mutter doch Recht gehabt, jedenfalls auf dem Gebiet bin ich "Dumm".


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