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Saufnix  
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Dieses Thema hat 18 Antworten
und wurde 1.817 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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Weggefaehrte Offline



Beiträge: 360

14.11.2004 17:48
RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo ihr alle.

Angeregt vom Therad "Bitte mal lesen" von Steve möchte ich was zu seinen Fragen schreiben. Vorweg jeder Suchtkranke hat seine eigene Geschichte in der Ursache seiner Erkrankung und über den Verlauf der Krankheit. Aber in einigen Dingen verläuft sie immer gleich.

Die Einsicht:
Glückwunsch wenn Du Dich zu der Entscheidung durchgerungen hast mit der Trinkerei aufzuhören.Aber Hand aufs Herz, wie oft hattest Du diesen Vorsatz schon. Einmal? Fünfmal? Zehnmal? Und hat es geklappt? Natürlich nicht, denn sonst stündest Du nicht schon wieder vor diesem Vorsatz. Irgentetwas scheinst Du wohl falsch zu machen.

Lasse uns einmal gemeinsam überlegen, wie wir es anstellen können, dass es nicht nur beim Vorsatz bleibt, trocken zu werden sondern auch zu bleiben.

Zunächst mußt Du Dir selber eingestehen und auch akzeptieren,dass Du alkoholkrank bist. Du bist alkoholabhängig und nun kommt das Tabu Wort, Du bist Alkoholiker!!! Ohne dieses Eingeständnis und die Kapitulationvor dem Alkohol ist eine Behandlung nicht möglich. Wenn Du zu diesem Zeitpunkt noch nicht fähig bist, Dir diese Tatsache selber einzzgestehen, dann trinke weiter bis Du zur Einsicht kommst.

Wichtig und unerlässlich ist der feste Wille nicht mehr zu trinken. Es erleichtert, wenn Du Dir mal vor Augen führst, wohin der Weg führt, wenn Du nicht umkehrst. Er ist vorgezeichnet und gilt auch für Dich.

Der Weg in den Abgrund:
Mit zunehmender Alkoholabhängigkeit gerätst Du in einen Strudel, der Dich unaufhaltsam immer weiter herunterzieht. Es beginnt zuerst mit den Vorwürfen Deiner/m Frau/Mann, Patnerin/Partner über Dein Trinkverhalten. Auf der Arbeit stellen sich Probleme ein weil Du unpünktlich und unzuverlässig wirst. Es häufen sich Fehlzeiten, die zunächst noch mit der bekannten Magen- und Darminfektion entschuldigt werden.Es stellen sich Infektionskrankheiten ein, weil Du Deinem Körper mit Deiner unausgewogenen Ernährung die Näährstoffe entziehst und keine Abwehrstoffe mehr etwickeln kann.

Auf der Arbeit wirst Du auffällig bei der ständigen Alkoholfahne. Nach der ersten Abmahnung folgt die Entlassung. Nun bist Du diesen Jop los, den Führerschein hat man Dir natürlich zu allem übel auch schon abgenommen. Erkennst Du Dich wieder oder bist Du schon weiter in dem Strudel hinabgezogen worden? Wenn ja dann findest Du Dich vielleicht in der nächsten Stufe wieder.

Dein/e Mann/Frau Patner/in hat von Deinen ständigen Versprechen, mit dem trinken aufzuhören, die Nase vol und trennt sich von Dir. Das kommt Dir zu diesem Zeitpunkt sehr entgegen, da Du Dich nun vor niemanden mehr verstellen mußt, Du kannst Deine Sauferei voll Ausleben, Niemand sagt mehr: "Hör auf" Dein Aussehen ist Dir egal, saubere Klamotten? Rasieren? Friseur? Hauptsache der Stoff ist da.

Erkennst Du Dich wieder? Oder bist Du noch tiefer gesunken. Gut dann hast Du mittlerweile Dein Konto bis zum geht nicht mehr überzogen. Verwante und Bekannte sind abgegrast und pumpen Dir keinen Cent mehr. Du steigst um auf billigen Fusel um, Hauptsache er enthält Alkohol. Der Vermieter hat Dich zwischenzeitlich vor die Tür gesetzt, weil Du die Miete nicht mehr bezahlen kannst.

Nun bist Du tatsächlich da gelandet, was für Dich vor nicht alzu langer Zeit unvorstellbar war.
Du bist der berühmte "Penner auf der Parkbank" Toll, nicht wahr der Weg ist hier zu Ende? Noch nicht ganz.

Langjährige Alkoholiker leiden unter starken Depprssionen, die sie in den Selbstmort treiben können, dass ist übrigens die häufigste Todesursache der bekannten Leberzirrose.

Weiter Durch den Alkohol verursachte Krankheiten sind Entzündungen der Magenschleimhaut, der Speiseröhre und der Bauchspeicheldrüse. Es stellen sich hohe Cholesterin- und Blutdruckwerte ein, begleidet von Nieren und Knochenmarkschäden. Dass daruter auch die Potenz leidet und Du impotent wirst, versteht sich von selbst.

Falls Du das alles Überleben solltest, gibt es noch etwas, was Du wissen mußt. Durch den jahrelangen Alkoholmißbrauch sterben in Dinem Hirn Zellen ab. Du erkennst Deine engsten Angehörigen nicht mehr, Du bist völlig durch den Wind, kannst Dir nichts mehr merken und bist ständig aufsichts- und pflegebedürftig, die Entstufe , der "Korsakow" Harald Junke lässt grüßen.

Dieser Prozess verläuft über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren und mehr. Du mußt Dir darüber im klaren sein,dass dieser Weg für einen Alkoholkranken vorgegeben ist, auch für Dich. Jetzt wo Du Deinen Weg kennst, fällt Dir die Entscheidung vielleicht leichter , mit dem trinken aufzuhören.

Stehe zu Deiner Krankheit:
Und nun noch einmal zurück zu Deiner Frage: " Wie kann ich mit dem trinken aufhören?

Ich versuche einmal die Wege im einzelen und in verständlichen Schritten aufzuzeigen. Falls Du noch Deine Arbeit hast, mußt Du unbedingt Deinen Arbeitgeber informieren. Du musst wissen, dass die Alkoholabhängigkeit eine seit 1968 anerkannte Krankheit ist. Wenn Du in einer größeren Firma arbeitest, gibt es in der Regel einen Suchtberater,an den Du Dich wenden kannst.

Dieses ist jedoch in vielen, speziel kleineren Betrieben nicht üblich. Wende Dich dann an Deinen Betriebsrat oder wenn es den auch nicht gibt, direkt an den nächsten Vorgesetzten.Sage ihm ohne Scham, dass Du alkoholkrank bist und bereit bist, etwas dagegen zu tun. Bekennst Du Dich zu Deiner Krankheit, bist Du geschüzt und kannst laut Gesetz noch nicht mal abgemahnt werden. Welche Wahl bleibt Dir?
Wenn Du Deine Alkoholprobleme nicht in den Griff bekommst, schmeißen sie Dich über kurz oder lang hinaus, und zwar für immer.

Die Entgiftung:
Begebe Dich zu Deinem Hausarzt und lasse Dir eine Einweisung zur Entgiftung ausstellen. Mit dieser Überweisung gehst Du zu Deiner Krakenkasseund lässt sie zwecks Kostenübernahme abstempeln. Die Kostenübernahme wird in der Regel für einen Zeitraum von 7 bis 12 Tagen gewährt. Dein Hausarzt kann sich dann direkt mit dem Krsnkenhaus in Verbindung setzen und abklären wann Du aufgenommen werden kannst.

Es ist nicht weiter tragisch, wenn Du Deine Entgiftung mit eine Alkoholfahne antrittst. Um Entzugserscheinungen vorzubeugen erhälst Du Medikament je nach Grad der Abhängigkeit. Hier mußt Du über die getrunkenen Mengen den Arzt informieren, damit er die Dosis festlegen kann. Der Entzug sollte grundsätzlich nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Ein kalter Entzug kann lebensbedrohlich sein.
Der Blutdruch und die Herzfrequenz schießen in die Höhe, und es besteht die Gefahr von Krampfanfällen die bis zum Kreislaufzusammenbruch und Koma führen können.

Jetzt wirst Du, wenn das Deine erste Entgiftung ist, wahrscheinlich zum ersten mal in Deinem Leben mit Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe Kontakt bekommen. Sie besuchen die Entgiftungsstadionen in der Regel an zwei Abenden in der Woche. Dieser Kontakt ist für Dich sehr wichtig, auch wenn Du das zu diesem Zeitpunkt noch nicht so siehst. Du triffst auf ehemalige Alkoholiker, die es geschafft haben und über Jahre trocken zu bleiben.

Nach der Entgiftung:
Du solltest schon vom Krankenhaus aus Dir einen Termin in einer Suchtberatungsstelle geben lassen. Hier wird man mit Dir besprechen welcher Weg Dich in die Abstinenz führt. Ich rate Dir auch Dich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Eine zufrieden Abstinenz und ein zufriedenes Leben ohne Alkohol ist, ohne sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen schwer bzw. kaum möglich.Du triffst dort und zwar nur dort, auf Menschen die Dich mit Deinen Problemen verstehen, weil sie bereits die Erfahrung haben, die Du noch vor Dir hast.

Wenn Dir die Beratungsstelle rät eine Therapie zu machen, dann solltest Du diese Chance für Dich nutzen. Er wird Dir drei Formen der Therapie erklären.
1. Die Ambulante Therapie; Die kann in einer Therapiegruppe oder in Einzelgesprächen erfolgen.
2. Die Teilstationäre Therapie: Sie wird in Tagesklinikenerfolgen, wo man , morgens hingeht aber die Nacht und die Wochenenden zu Haus verbringt.
3. Die stationäre Therapie: Sie beträgt in der Regel 12 bis 16 Wochen fest in einer Klinik und kann bei Bedarf verlängert werden.

Die Zeit danach und dann?
Nach Abschluß einer Therapie, bist Du geistig und körperlich wieder in der Lage Dein Leben neu zu gestalten. Du mußt Dir darüber im klaren sein, dass Du nicht geheilt bist, sondern Deine Krankheit nur zum Stillstand gekommen ist. Die Alkoholabhängigkeit ist nicht heilbar. Ein Rückfall kann bewirken, dass Du wieder in Deine alten Trinkgewohnheiten verfällst und alle Vorsätze waren umsonst.

Ich rate Dir deshalb nochmal eimal dringent eine Suchtberatungsstelle und eine Gruppe aufzusuchen. Gerade die Zeit nach einer Entgiftung oder Therapie ist für Dich die gefährlichste. Du fühlst Dich gesund und stark und möchtest am liebsten Dein ganzes Umfeld trocken legen. Vergiss es. Konzentriere Dich vollkommen darauf, Deine eigenen Probleme sind nicht verschwunden und Deine Aufgabe ist es sie zu lösen und trocken zu bleiben. So und nun mach Dich auf den Weg.

Nur Du alleine schaffst es, aber Du schaffst es nicht allein.

Liebe Grüße von Günther einem Weggefährten.


Bernd48 Offline




Beiträge: 979

14.11.2004 17:57
#2 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo Weggefährte

Allen Unkenrufen zum Trotz hab ich mir Deinen Beitrag -
obwohl ich das alles schon x-mal gehört und gelesen habe, noch einmal vorgenommen.

Schaden kann's ja wohl nicht?


karwoll Offline




Beiträge: 24

15.11.2004 20:18
#3 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo an Alle,

um den Beitrag richtig zu verstehen, mußte ich ihn wirklich nochmal lesen.
Wenn es für jemanden Mühe macht, sich Informationen zu beschaffen, ist es schwer gute Vorsätze umzusetzen.
Was das aufhören betrifft, habe ich drei Jahre immer wider aufgehört, bis ich es vor einigen Jahren geschaft habe, allerdings nur bis zum heutigen Tag, Stunde und Minute. Was Morgen kommt weiß ich nicht, aber jetzt bin ich trocken.
Daran denke ich immer. Nicht zu lange vorplanen, sondern einfach nüchtern leben. Es gibt keinen Grund zum trinken.

Gruß
karwoll

wie ich es geschafft habe, könnt ihr gerne bei mir lesen. das war mein Weg.


Weggefaehrte Offline



Beiträge: 360

16.11.2004 17:56
#4 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo ihr alle.

Nachdem ich in dem ersten Post "Wege der Sucht" die Stationen einer Sucht und den möglichen Wege der Hilfe beschrieben habe, möchte ich mit dieser Post über die möglichen Ursachen einer Suchterkrankung schreiben.

Die erste Frage die sich Suchtkranke und Angehörige oft stellen , warum gerade ich, oder warum gerade er/sie? Jede Suchterkrankung hat, eine Ursache die tief im Unterbewustsein festliegt und uns das Leben im Erwachsenenalter schwer macht. Den einzigen Ausweg, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, finden wir dann nur noch mit Hilfe eines Suchtmittels.Kinder vor allem im Alter


Bei den meisten Menschen wird der Grundstein für eine spätere Suchterkrankung schon in der frühen Kindheit oder Jugend gelegt, also in einer Zeit wo wir Menschen fast ausschlieslich alles über unsere Gefühle erleben und verarbeiten. Kinder vor allem im Alter bis zu 12 Jahren, sind emotional noch sehr abhängig von ihren Eltern, können sie nicht distanziert betrachten und sind größtenteils noch nicht in der Lage, Probleme intllektuell zu erfassen und zu verarbeiten. Der Schlüssel für die Probleme von Alkoholkranken liegt daher oft in der Herkunftsfamilie und deren Familiennormen. Von Bedeutung ist, was für Regeln man lernte und beachten mußte. An ein paar beispielen will ich versuchen dies zu verdeutlichen.

Man spricht nicht über Probleme:
Weder innerhalb noch außerhalb der Familie darf über Probleme gesprochen werden.Am besten man nimmt sie nicht wahr. Wahrgenommene Probleme werden unterdrückt oder nur in unpersöhnlicher Art besprochen bzw. solange wie persöhnliche Betroffenheit nicht gezeigt werden muß. Zum Teil werden Schwierigkeiten zugegeben aber die Ursache dafür wird auf andere projiziert.

Sei nicht egoistisch:
Die Bedürfnisse der anderen und deren Erwartungen an mich sind wichtiger als meine eigenen. Das Kind verleugnet sich selbst, nur um den anderen gerecht zu werden. Es nimmt sich selbst nicht wichtig und ernst. Seine Gedanken an eigene Wünsche lösen Schuldgefühle aus. Seinen Selbstwert bezieht das Kind aus dem Kümmern um andere. Was ich tue, ist das was ich bin.

Man muß seine Gefühle unterdrücken:
Das erleichtert das Leben, vermeidet Schmerzen und bürdet den Eltern nicht noch das eigene Leben auf. Dahinter steht aber auch die Ansicht, dass man Gefühlen nur bedingt trauen kann, was sich umgangssprachlich in dem Sprichwort "Gefühle sind ein schlechter Ratgeber" ausdrückt. Durch das Leugnen der Gefühle wird der Zugang zum emotionalen Erleben verlernt, wodurch auch angenehme Gefühle nicht mehr wahrgenommen werden könen.

Man muß sich ganz kontrollieren:
Man darf sich nichts Spielerisches oder Regressieves erlauben und nicht von der Norm abweichen. Leben ist eine ernsthafte Sache. Für Kinder heißt das, sie müssen schnell erwachsen werden, viel Verantwortung übernehmen, viel helfen und wenig Anforderungen an die Eltern stellen. Die Forderung an sie lautet: Sei stark, gut, perfekt. Mach immer alles richtig. Mach uns Stolz.

Trau keinem:
Es muß wohl an mir liegen, dass die Eltern ihre Versprechungen nicht einhalten- ich bin nicht gut genug. Ich kann mich nicht auf sie verlassen. Durch die Botschaft der Familie, dass alles normal sei, und durch gegenteilige Wahrnehmung des Kindes lernt es, weder sich noch anderen zu trauen. So erwartet das Kind von anderen, dass sie nicht einhalten und tun, was sie sagen.

Alles muß so bleiben wie es ist:
Andere Verhaltensweisen als die, welche den Regeln entsprechen, haben schlimme Folgen. Sie gefährden z.B. den Beistand der Familie. Jedem Ansatz zur Verhaltensänderung wird entgegengesteuert. Das familiäre System versucht, den Zustand der Balance zu halten, der durch Belastung aller Beteiligten zustande gekommen ist. Veränderung auch in Richtung Entlastung und Befreiung, ist unzulässig den sie löst Angst aus.

Zusammenfassend kann man sagen:
Rede nicht, traue nicht, fühle nicht.


Wir haben durch unsere Erziehung Rollen innerhalb des Familienverbandes bekommen und mußten Normen übernehmen ob es nun gut für uns war oder nicht. Dieses erlernte Rollenverhalten macht sich in Situationen bemerkbar, die mit Kontrolle, Vertrauen, Abhängigkeit, Identifkation und Ausdruck von Gefühlen verbunden sind..

Dies wird die erwachsenen Kinder in verschiedener Hinsicht beeinfussen. Denn diese DFinge schleppen wir wie einen Rucksack immer mit uns herum. Da man diesen Rucksack aber nir sbnehmen kann, er aber immer schwerer wird, bricht man iegentwann unter dieser Last zusammen. Der Alkohol gibt Dir dann wieder eine kurze Zeit die Kraft den Rucksack wieder tragen zu können. Da der Rucksack aber immer schwerer wird, braucht man immer mehr Alkohol um das Gewicht tragen zu können.

Zwar gelingt es den Betroffenen ab und zu ein kleines Gewicht aus dem Rucksack zu nehmen, aber um ihn leerzuräumenm braucht man Hilfe von jemanden der einem dabei hilft, und einem erklärt, wie man verhindern kann, dass der Rucksack wieder so schwer werden kann, dass man unter der Last zusammenbrechen muß. So jemanden findet man in Gruppen und ganz besonders in Beratungsstellen und in einer Therapie.

Natürlich kommen noch ander Faktoren aus dem Umfeld wie Schule, Arbeitswelt usw. dazu. Es lohnt sich aber wenn man Ursachenforschun betreibt diese Punkte genau beleuchten zu lassen.

Liebe Grüße von Günther.

Wird fortgesetzt demnächst die Rollen die in der Familie zu vergeben sind.


Luna ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2004 18:07
#5 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo Günther,

fand Deine Berichte sehr interessant. Besonders der Abschnitt: Der Weg in den Abgrund
Denn ich bin erst noch am Anfang! Ich hoffe, das schreckt mich ab!

Gruss


Bernd48 Offline




Beiträge: 979

16.11.2004 18:53
#6 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo Günther

Deinen Beitrag habe ich mir eben ausgedruckt und nehme ihn morgen mit zur LZT.

Ich denke, bei diesem Rucksack, da liegt auch bei mir der Hund begraben.
Jeden Mist habe ich da hinein gepackt, kein Wunder, dass er immer wieder überlief.

Hier muss ein "Sortierverfahren" her.

Und das ist das, was es zu lernen gilt während der LZT.


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2004 20:23
#7 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo Günther,

Deine Erklärungen haben mich sehr beeindruckt. Ich bin auch auf dem Weg nach unten. Noch habe ich Wohnung, Auto, Konto, Job, aber wie lange noch?
Ich trau mich einfach nicht zur SHG zu gehen, gestern habe ich dort angerufen, aber als einer abhob, verlor ich den Mut und legte auf.
Ich habe jetzt noch 16 Monate bis zur Rente und bin voll Panik, dass sie mich vorher rausschmeissen, weil die Trinkpausen immer kürzer werden.
Momentan "brauche" ich pro Abend 2 Flaschen Prosecco um mich selber ertragen zu können.

Mit verzweifelten Grüßen....


gepard Offline




Beiträge: 851

16.11.2004 20:45
#8 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo Gast,

vor welcher Gefahr siehst du dich bedroht, wenn du bei einer SHG anrufst?


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2004 20:57
#9 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo Gepard,

Gefahr würde ich es nicht nennen.
Aber mir war plötzlich irgendwie die Kehle zugeschnürt...


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2004 21:20
#10 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

hallo günther

habe dein posting genau durchgelesen.
sehr interessant, aber die gründe warum ich trinke kann ich irgendwie nicht finden.
mein vater war zwar alk, aber ich kann ihn doch nicht für mein saufen verantwortlich machen, auch wenn es in meiner kindheit und jugend dadurch nicht einfach war.

ich weiss einfach nicht, warum ich angefangen habe und nicht aufhören kann.

schuld das es so ist, wie es ist bin doch nurich und mein schwacher charakter. niemand sonst.

grüsse

tom


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2004 21:54
#11 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Bei mir begann es mit 15 Jahren. Ich hatte eine miserable Mathearbeit geschrieben und war total verzweifelt.
Um mich zu trösten gab mir meine Mutter, die selber eine schwere Alkoholikerin war, ein Glas mit Cola-Rum.
Ich trank es und blitzartig kam mir die Erleuchtung:
DAS IST ES!!!
Von dem Augenblick war ich Alki. Immer öfter bat ich meine Mutter um das Getränk und sie gab es mir bereitwillig, bis ich bewusstlos war.
Später entwickelte ich einen Riesenhass gegen meine Mutter und machte sie für mein Elend verantwortlich.
Erst sehr viel später kam ich dahinter, dass es eigentlich bei mir selber liegt.


fallada Offline



Beiträge: 2.386

16.11.2004 22:25
#12 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo Gast,

du mußt immer denken, daß am anderen Ende einer ist, dem es mal genau so beschissen ging, wie dir! Der weiß schon, was du sagen möchtest.
Sag vielleicht vorher x mal bis deine Stimme normal klingt laut zu dir selbst: "Ich hab ein Alkoholproblem."
Du mußt dich auch nicht mit Namen melden!

Alles Gute, kann nur besser werden,
fallada

[ Editiert von fallada am 16.11.04 22:26 ]


Marieluu Offline



Beiträge: 57

16.11.2004 22:54
#13 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Gast,

verbaue Dir jetzt nicht Dein Leben.
Rufe bei der SHG an und denke immer daran, der Mensch, der mit Dir spricht hat die selbe Krankheit wie Du und vollstes Verständnis.

Immer in Angst leben, den Job kurz vor der Rente zu verlieren trägt nicht gerade zum trocken werden bei.

Ich wünsche Dir alles Gute und schreibe weiter hier, es wird Dir gut tun.

liebe Grüsse
Marieluu


beed Offline




Beiträge: 882

17.11.2004 01:10
#14 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hallo Weggefährte,

Deine Ursachenanalyse über die Wurzeln des Alkoholismus sind sehr interessant. Sie zeigen in meinen Augen aber nur die Väter und Mütter als die Hauptverantwortlichen an und das dürfte dem Betroffenen nur in dem Sinne weiterhelfen, als dass er die Ursache seines Problems abwälzen kann > eine Art Verharmlosung der eigenen Schuld bzw. eine Relativierung derer.

Eine Gesellschaft funktioniert nur, wenn es Regeln und Normen gibt, an die sich jeder hält.

Nun ist die Frage:
>>>>Darf man ein Kind bis zu einem bestimmten Alter von diesen Normen entbinden und ist man nach der beendeten prägenden Phase der Charakterbildung überhaupt noch in der Lage, diese Werte und Normen dem Kind zu vermitteln und so nahe zu bringen, dass es noch lernt, sich danach zu richten?

oder anders gesagt:
>>>>Vor welchem Alter sollte man diese Vermittlung unterlassen, um nicht einen kleinen Erwachsenen heranzuziehen?

Du führst das Nichtbesprechen von Problemen an:

Nun, Eltern neigen dazu, dem Kind Probleme und Schwierigkeiten vor deren Entstehung zu ersparen. Heißt, dass die Kinder über bestimmte Schwierigkeiten und Probleme, die auftreten können, überhaupt nicht Bescheid wissen und dadurch möglicherweise unfähig sind, diesen angemessen zu begegnen und zu lösen.
Es ist wieder das gesunde Maß zwischen konfrontieren und abwenden, das die Eltern finden müssen. Ausgewogen wird es selten sein. Wen sollte also die Schuld treffen, wenn Kinder konfliktunfähig sind oder unangemessen reagieren und dieses Verhalten ins Erwachsensein mitnehmen?

Weiter nennst Du das Nichtegoistischsein:

Das Kind soll nicht nur an sich denken. An dieser Aussage ist doch grundsätzlich nichts falsch. Dramatisch veränderte Wirkung hat natürlich das Wort 'nur', fällt es weg, tritt der von Dir beschriebene Erziehungsstil ein. Da wird wieder der kleine Erwachsene herangezogen, der gefälligst nicht nur die Beine unter dem Tisch ausstreckt, sondern auch etwas für die "Allgemeinheit" zu tun hat. Will er was, dann muss er etwas dafür tun, das ist später auch nicht anders- so wird es oft vermittelt und ist ja auch nicht unbedingt total falsch, aber auch hier kommt es auf das Maß zwischen gesunder Selbstsucht und Aufopferung an.

Unterdrücken von Gefühlen:

Es mag sein, dass das Weinen des Kindes, wenn es damit seinen Willen durchzusetzen will, versucht wird zu unterbinden. Doch die Ebene, auf der Entscheidungen aus blanken Emotionen heraus getroffen werden, kann für ein Kind auch sehr gefährlich sein. Auch Wut und Hass sind Emotionen und da muss dem Kind schon vermittelt werden, dass Reaktionen, die aus solchen Gefühlen heraus entstehen, kontrolliert sein müssen. Emotionales Erleben ist das Eine, Emotionen ausleben etwas Anderes. Viele Eltern sind nicht in der Lage dem Kind aufzuzeigen, dass es sehr wohl gut und richtig ist, Gefühle zu zeigen, jedoch das Ausleben dieser im Rahmen einer Gesellschaft nicht so zwanglos stattfinden kann.
Man kann sich nicht völlig aus dem gesellschaftlichen Rahmen lösen, nur weil bestimmte Normen, die diese aufstellt, dem gesunden Entwicklungsverlauf eines Kindes widersprechen.

Selbstkontrolle:

Sage nicht immer, was du weißt; aber wisse immer, was du sagst.
Eine recht wichtige Regel der Selbstkontrolle, wie ich meine. Ohne sie macht sich jeder Mensch das Leben schwer. Kinder weichen laufend von Regeln und Normen ab, um ihre Grenzen auszuloten. Auch hier muss ein Rahmen gesteckt sein, nämlich dort, wo eine Gefahr für das Kind entstehen kann. Deshalb muss es lernen, dass alles seine Grenzen hat.
Sind die Eltern in der Lage zu erkennen, wann eingegriffen werden muss und wann gewährt werden kann? > Meist nicht, also wird erstmal alles verboten, eh die Kinder etwas falsch machen, machen sie besser garnichts. Das hindert das Kind seine Möglichkeiten auszutesten.
Natürlich müssen sie lernen, was Verantwortung heißt, erst im spielerischen und später auch im realen Leben. Nur die Reaktion auf Fehler und Verstösse ist oft nicht angemessen und kann die Kinder verunsichern.
Warum sollen Kinder ihre Eltern nicht stolz machen? Das können sie schon, aber nicht immer, und vor allem nicht aus Druck heraus.

Misstrauen:

Die Welt wartet nur darauf beschissen und verarscht zu werden, um es mal etwas salopp zu formulieren. Dieses daraus resultierende Misstrauen geben die Eltern an die Kinder weiter. Sie wollen verhindern, dass das Kind in dieselben Fallen tappt, wie sie ehemals selbst. Das auch Eltern Verbindlichkeiten beim Kind nicht einlösen, ist eher normal. Um akutes Gegängel und Genörgel zu beschwichtigen, wird schnell mal was gesagt, was später nicht getan wird.
Kinder haben ein Urvertrauen, bis zu einem gewissen Alter lassen sie sich fallen und vertrauen darauf, aufgefangen zu werden. Mit dem Alter und den Erfahrungen geht dieses Vertrauen verloren. Jeder muss es sich erstmal wieder neu erarbeiten.
Da gerade Ehrlichkeit und Vertrauen das A und O in einer Familie sind, ist es umso schlimmer, wenn sie verloren gehen.

Alles muss so bleiben, wie es ist:

Ein wichtiges Kriterium, dass sich ein Kind normal entwickeln kann, ist Konstanz. Ein stabiles Klima ist nicht vorgegeben, es muss immer wieder aufs neue erhalten werden.
Natürlich darf man Konstanz nicht mit Eintönigkeit verwechseln; eingefahrene Muster, von denen nicht abgewichen wird, selbst wenn es im Moment besser wäre, machen das Klima kaputt.
Trotzdem gilt: Fehlverhalten muss Konsequenzen haben. Auch da wieder maßvoll, angemessen- nicht übertrieben.
Aber auch da haben viele Eltern Defizite. Es ist nun mal so, dass Kinder nervend sind/sein können. Das liegt zum Einen an der Häufigkeit von Konflikten und zum Anderen an der Ähnlichkeit dieser. Wenn dann sehr viel Geduld bei Mutter und Vater gefragt sind, ist diese manchmal recht schnell am Ende. Folge: Unangemessene Reaktion auf Bagatellen- nicht auf das, was das Kind gemacht hat, sondern zum wievielen Mal es das tat.

Die Kinder von heute, sind die Eltern von morgen und was sie in der Zeit nicht gelernt oder wieder verlernt haben, plus ihre eigenen Erfahrungen stellt sie vor die gleichen Probleme, wie einst ihre eigenen Eltern.

Der Spagat zwischen behüten wollen und bereit für das spätere Leben machen, stellt viele Mütter und Väter vor schier unlösbare Aufgaben. Vor allem, wenn sie ihr eigenes Leben nicht im Griff haben und den Kindern ein Lebensbild vermitteln, das geprägt ist von verpassten und vertanen Chancen.

Unsere Kindheit prägt unser späteres Leben. Als Kinder wehren wir uns gegen unsere Eltern, als Erwachsene kopieren wir sie- meist unbewusst.
Diese erlernten Verhaltensmusters zu verlassen, ist, denke ich, recht schwer und sollte uns im Verhalten unseren Kindern gegenüber zu denken geben.

LG
beed


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

17.11.2004 09:26
#15 RE: Wege der Sucht Zitat · Antworten

Hi,

Keiner bezweifelt, dass Alkohol bei jedem Menschen wirkt.
Aber wenns dann drum geht, dass - in unserer Gesellschaft schlicht üblicher - Langzeitkonsum bei manchen schlicht zur Abhängigkeit führt, muss die frühe Kindheit herhalten.
Na ja, spätestens bei der körperlichen Abhängigkeit versagt die "frühkindliche Deformation" als Begründung.

Was vielleicht auch wieder Ansichtssache ist.

Zwischensatz: ich bezweifle nicht, dass es Umgebungen gibt, in denen man das Trinken mehr und andere Belohnungs- oder Konfliktbewältigungs-Strategien weniger lernt als in anderen.
Aber die Sucht als solche ist in erster Linie an genau den Stoff gebunden, an der sie sich manifestiert, ob das nun Alkohol, Heroin, Nikotin oder sonstwas ist. Und alle miteinander stimulieren die Ausschüttung von Dopamin im limbischen System, manche direkt, manche über die Ausschüttung von Endorphinen.
Alles weitere ist ein schlicher Lernprozess, wir erinnern uns dran, welche Substanz uns das Hochgefühl verschafft.

Und nachdem auch Ratten gerne freiwillig zu Alkohol und Drogen greifen, wenn sie Gelegenheit haben, geb ich doch tatsächlich dem neurologischen Ansatz den Vorzug.

Der eine wird halt abhängig, der andere nicht. Je nach körperlicher Disposition. Genauso, wie es Leute gibt, die 1,70 Meter gross sind, und andere werden 2 Meter gross.

Es ist zwar sicher notwendig, mit sich ins reine zu kommen, und dafür kann es hilfreich sein, seine Geschichte zu erkennen. Aber letztlich hab ich das Glas trotzdem selbst genommmn, weil diese einfach chemische Verbindung meinen vermeintlich freien Willen so umgebogen hat, dass ich nicht anders konnte.

Weil ich das halt als Angfiff auf meine ach so freie Person gesehen hab, muss mich wohl jemand anderes erst aus der Bahn geworfen haben, sonst tu ich mir schwer, mir die Absolution zu erteilen. Diese Ursachenforschung ist immer ein Stück weit der Versuch, die Verantwortung für das eigene Handeln abzugeben.

der minitiger


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