Ich bin "dieser Mensch", der "Einzelgänger", der "überheblich" ist, "gerne belehrt" und der "sowieso alles besser wusste". (Zitate aus Max' Beiträgen 19.10.04, und 13.1.05).

Hier also nochmal zum Thema Campral:
Ja, ich wusste es besser, und zwar nachdem ich gemerkt hatte, dass über längere Zeit mein "ich will aufhören" gar kein richtiges, echtes, wirkliches Wollen war. Etliche Hintertürchen waren immer noch und immer wieder offen, oft ohne dass ich es selbst gemerkt hätte.
Das alles hat Jahre gedauert. Von Campral wusste ich noch gar nichts, es war in Deutschland auch noch nicht zugelassen.

Nach meinem 3. Rückfall machte es dann "Klick", und ich merkte, jetzt ist in meinem Kopf eine neue Qualität der Einstellung zu meinem Alkoholismus entstanden, jetzt war das "ich will..." etwas Neues, Ernsthafteres, Ehrlicheres.

Ich merkte, jetzt muss ich was tun! Aber was....?
Da ich das auch nicht wusste, klammerte mich an jeden Strohhalm, der sich mir bot.

Neben Einzeltherapie bei einer Psychotherapeutin, Suchen und Besuchen von Selbsthilfegruppen, Stöbern im Internet usw. war einer dieser Strohhalme auch Campral. Ich wusste also nicht, was mir helfen würde, aber das war mir egal, ich habe eben alles versucht.

Campral wurde mir verordnet von einer Ärztin (Neurologin, spezialisiert auf Süchte), die mir auch die Wirkungsweise genau erklärte. Da es die Alkoholsucht nicht ersetzt im Sinne von Ersatzdroge, nahm ich es also fleißig ein ganzes Jahr lang.

Ich will hier nochmals darauf hinweisen, dass auch Campral kein Hintertürchen ist, mit dem man dann doch gefahrlos oder vielleicht kontrolliert weitertrinken kann.
Grundlage einer dauerhaften Abstinenz ist eigentlich "nur" das e c h t e Wollen, ein neues Leben anzufangen. Ohne das geht nichts, ob mit oder ohne Campral!!

Hat Campral mir nun geholfen?
Ich weiß es nicht, und einen Beweis kann's auch nicht geben. Ich kann aber berichten, dass mir das Trockenwerden viel leichter fiel als meinen Leidensgenossen in meiner Selbsthilfegruppe oder aus dem Internet. Ich hatte keinen Rückfall mehr, und auch von einem "Saufdruck" kann ich nicht berichten.
Ob das das nun dem Campral zuzuschreiben ist oder nicht, steht in den Sternen, ist mir aber auch wieder egal. Es war, wie gesagt einer von vielen Strohhalmen.

Das Ganze war 1997, also vor fast 10 Jahren !!!

Diese trockenen 10 Jahre waren eine sehr schöne, glückliche Zeit! Alkohol gibt's für mich nur noch als Wort und Problem vieler Anderer. Und so soll's auch bleiben!

Ich wünsche allen Betroffenen viel Mut, echtes Wollen und auch ein bisschen Glück zum Trockenwerden!

"dieser Mensch",
der auch Max alles Gute wünscht.

Hallo Leute,

ich weiss so gut wie nichts über Campral, ausser das es angeblich das "craving" stoppen soll. Heute hat mir mein Arzt/Psychotherapeut vorgeschlagen, gefragt, das zu nehmen. Ich bin aber noch unsicher. Ich nehme ja auch schon Antidepressiva. Der Arzt ist gut, aber ich will auch nicht so viele Tabletten nehmen, wieso auch? Er meinte, es wäre ganz gut, um über - sagen wir mal - das erste 3 Viertel Jahr zu kommen ohne Saufdruck. Ich leide nicht so oft unter Saufdruck, aber wenn, dann ist es schon schlimm und dann kann ich nichts mehr tun - bzw. ich weiss nichts mehr zu tun.

Grüsse von Birgit

Hat jemand schonmal Campral genommen?

Zitat

---

Gepostet von pulsatille
Hat jemand schonmal Campral genommen?

---

ja, ich. Hat mir das Saufen sehr erleichtert, weil ich vorher keinen Saufdruck hatte. War schon angenehm, wenn du nicht den ganzen Tag damit beschäftigt warst an den nächsten Schluck zu denken, sondern abends überrascht feststellen konntest, huuups, na, dann wollen wir mal. Also, richtig easy und entspannt.Das war immer wie Alkoholismus auf Urlaub. Keinen Druck und trinken immer dann, wenn mir gerade danach war. Und wenn es mal gerade nicht passte, kein Problem, Wartezeiten störten nicht mehr so

Hallo Birgit,

ich weiss auch nix über Campral, außer:
In meiner Suchttherapie damals wurde gesagt, daß es nicht "gern gesehen" wird, wenn dieses während einer Suchttherapie genommen wird, weil es überdeckt. Die Süchtigen (ich) sollte lernen rechtzeitig zu erkennen, wann Suchtdruck kommt, um dem entgegen zu wirken.

Liebe grüße.

Ich will es auch nicht nehmen. Aber mein Arzt meinte halt, es wäre noch eine Möglichkeit. Da ich ja manchmal trinke. Mein Arzt steht wohl mittlerweile mehr auf Medikamente.

Gute Nacht!
Birgit

[ Editiert von pulsatille am 06.04.07 0:15 ]

Neee, ich werde das Zeugs wohl nicht nehmen. "Urlaub vom Alkoholismus" ist wohl auch nicht die Lösung.

Schönen Feiertag noch von Birgit

Zitat

---

Gepostet von pulsatille
Neee, ich werde das Zeugs wohl nicht nehmen. "Urlaub vom Alkoholismus" ist wohl auch nicht die Lösung.

Schönen Feiertag noch von Birgit

---

Hi Birgit,

find ich irgendwie gut. ABER, was willst du nun tun um trocken zu werden?

Liebe Grüße.

Hallo Inessi,

um auf Deine Frage zu antworten. Weiss ich noch nicht genau. Auf jeden Fall werde ich aber eine SHG besuchen. Das schiebe ich schon seit Monaten vor mir her, mit diversen Ausreden (Stundenplan passt nicht, AA will ich nicht hin etc.). Mir gehen aber langsam die Ausreden aus.

Aber das Quartalstrinken (so wie ich das praktiziere) führt über kurz oder lang wieder zum täglichen Trinken. In der Beziehung kenne ich mich.

Grüsse von Birgit

Moin Birgit,

eines hab ich begriffen. Ohne Austausch mit anderen Suchtkranken kann ich nicht trocken bleiben, egal wie gut es mir geht, oder besser grad drum. Irgendwo schrieb ich schon mal, daß ich erst andere Gruppen besuchte, aber ich erst meinen jetzigen SHG mich 100pro wohlfühle.
Mach hinne, ich weiss, dass vor Fremden von sich zu reden, ist ein schwerer Schritt. Aber du brauchst nur dran zu denken, dass die Anderen auch mal in deiner Situation waren. Und es verlangt keiner von dir, dass du bei deinem ersten besuch einen langen Monolog hälst und gleich deine komplette Lebensgeschichte erzählen musst. So wie du möchtest eben.

Liebe Grüße.