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Saufnix  
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Dieses Thema hat 23 Antworten
und wurde 1.634 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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Marieluu Offline



Beiträge: 57

24.08.2004 22:53
RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten



vielleicht ist das eher eine Geschichte zum nachdenken,doch für mich auch eine Frage.
Vor 6 Jahren war ich in einer SHG, wo ich mich auch sehr wohl fühlte. Die Leitung hatte ein Mann in meinem Alter, welcher auch immer hart mit sich ins Gericht ging. Er war damals für mich eine Art Vorbild. Ich traf ihn noch oft, auch als ich nicht mehr hinging. (Wohnt in meinem Viertel)
Im Frühjahr sehe ich ihn nun am Büdchen stehen und einen Jägermeister kippen.Er sah furchtbar aus.
Zwischenzeitlich beim Lidl, wo er sich noch im Geschäft einen Boonekamp genehmigte.
Heute nun die Krönung, jetzt wühlt er in den Papierkörben.
Eigentlich macht mich das unendlich traurig, doch ich mag ihn auch nicht ansprechen.
Jetzt ist er für mich ein Vorbild, was passieren könnte, wenn man den Absprung im Kopf nicht schafft.
Er war lange Zeit trocken, konnte anderen Anregungen geben und fällt selbst-sagen wir am tiefsten.
Für mich ist es unverständlich.
Ich musste es einfach mal los werden, es hat mich sehr berührt.
Ich wünsche Euch gute 24 Stunden
Marieluu


ulli1 Offline




Beiträge: 41

24.08.2004 23:40
#2 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

hallo Marieluu,

deine Geschichte berührt mich doch sehr. Kann ich voll verstehen, daß dich sein Anblick sehr traurig macht.
Ich glaube, ich könnte ihn auch nicht ansprechen. Weiß auch nicht, ob das "richtig" wäre, ob´s was bringt, ihm, oder vielleicht auch nur dir?
Vor allem, weil er dich früher wohl sehr beeindruckt hat.
Es tut immer sehr weh, wenn Helden sterben.

Seien wir dankbar, daß wir immer mehr lernen und weiterkommen!


fallada Offline



Beiträge: 2.386

25.08.2004 00:46
#3 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Hello Marieluu,

"Heute nun die Krönung, jetzt wühlt er in den Papierkörben.
Eigentlich macht mich das unendlich traurig, doch ich mag ihn auch nicht ansprechen."


Warum magst du nicht?
Hast du Angst(, daß auch du so abstürzen könntest)? Schämst du dich?
Du könntest doch was erfahren!

fallada


Saftnase Offline




Beiträge: 1.206

25.08.2004 01:15
#4 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Hallo Marieluu,

die Geschichte des Mannes zeigt ganz deutlich, dass niemand, auch wenn er noch so gefestigt erscheint, vor einem Rückfall sicher ist.

So wie du ihn siehst, hat er sich ins absolute Abseits katapultiert und vielleicht kannst du bei passender Gelegenheit mal ein paar Minuten opfern, um mit ihm zu sprechen. Er wird dich ganz bestimmt nicht zum Trinken animieren, aber vielleicht würde er sich freuen, wenn er von jemand Bekanntem mal angesprochen wird und etwas erzählen kann. Je nachdem wie er reagiert, kannst du entscheiden, ob sich ein Gespräch lohnt.
Menschen in dieser Lage sind meistens sehr einsam.

Ich denke, dass wir als trockene Alkoholiker weder ängstlich noch schamhaft über einen gestrauchelten Bekannten hinwegsehen sollten.

Man darf auch nicht vergessen, wie man sich vielleicht selbst in so einer Lage, wie dieser Mann, fühlen würde und dann aus Scham oder Angst keine eigene Initiative
ergreift.

Manchmal muss nur eine Hand gereicht werden, um einen neuen Schritt zu machen.

LG Laila


helena R ( gelöscht )
Beiträge:

25.08.2004 08:12
#5 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Laila, das hast du schön gesagt!

MarieLuu, ich würde das auch so machen, sprich ihn an, vielleicht freut er sich, vielleicht schämt er sich, vielleicht kennt er Dich garnicht mehr - vielleicht aber auch hilft es ihm oder Dir weiter.

Du hast doch nichts dabei zu verlieren, oder??

LG helena


barbaraa Offline




Beiträge: 538

25.08.2004 08:42
#6 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

guten morgen marieluu,

laila hat 100%ig recht mit dem ansprechen. du hättest ja nichts zu verlieren. wenn er dann nicht will, kannst du immer noch gehen. aber ich bin mir sicher, dass er sich freut, dass noch jemand an ihn denkt und sich seiner nicht schämt.

du must dir immer vor augen führen, dass es jedem alkoholiker so gehen kann. dass man einen rückfall hat.
dann könnten ein paar nette worte vielleicht hilfreich sein.
ich habe einen nachbarn, der hat mir damals geholfen, den arzt zu finden, der mir eine entgiftung besorgte. ich habe das durchgezogen und bin seit diesem zeitpunkt trocken. während er immer wieder trinkt und schon körperlich sehr zerfallen ist. aber immer treffen wir uns und reden miteinander.

die grösste gefahr für einen trockenen alkoholiker ist es, überheblich zu werden, und sich besser zu fühlen als die, die noch oder wieder trinken. sie sind nur ein spiegel, wie man selbst mal war. jederzeit, und aus welchen gründen auch immer, kann es einem selbst passieren, dass man abrutscht.

schönen tag noch marieluu
bis dann
barbaraa


apfelsaft Offline



Beiträge: 256

25.08.2004 10:09
#7 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

hallo marieluu,

er war damals dein vorbild, er hat dir demnach beim trocken werden geholfen!
ist er es heute nicht mehr wert ihm etwas zurück zugeben?
sprich ihn an und versuche ihm zu helfen, wenn er es ablehnt hast du es wenigstens versucht, was ist schon dabei?

gute 24h

markus


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.580

25.08.2004 10:41
#8 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Hallo Marieluu,

auch ich würde dein "ehemaliges" Vorbild ansprechen. Wer weiss, vielleicht wird er froh sein, dass ihm jemand die Hand reicht?

Grüsse
Patricia


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

25.08.2004 11:01
#9 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

hello Marieluu,
"dem Bedürftigen soll geholfen sein", war immer mein Wahlspruch. So wie sie mir auch geholfen hatten. Es ist mitunter nur ein (scheinbar) kleines Wort was alles verändern kann. Der Tonfall solches kleinen Wortes war es was mich beeindruckt hatte, als ich rumsaß und nichts mehr wusste (wo ich doch alles wusste?!!).
ich grüße dich, Max


Weggefaehrte Offline



Beiträge: 360

25.08.2004 14:38
#10 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Hallo Marieluu.

Da kannst Du mit eigenen Augen sehen, wie schmahl der Krat und wie wacklig unser Fundament ist auf dem wir stehen. Es bedarf ständiger Wachsamkeit und Fürsorge für uns,von uns selbst. Wie gehe ich mit mir um, wie gehen andere mit mir um, wo ziehe ich meine Grenzen, was muß ich tun um stabiel zu bleiben und kann ich Hilfen annehmen?

Auch solltw jeder Suchtkranke einen Notfallplan für sich haben.

Ich bin immer überrascht wenn ich mit Rückfallpatienten spreche, wie wenige sich in der Trockenzeit Gedanken über einen Notfallplan gemacht haben. Sie waren sich immer sicher, dass kann mir nicht passieren. Und es passierte Doch und alles geht wieder von vorn los.

Vielleicht braucht dieser Mann jetzt gerade Deine Hilfe, und wenn es nur zuhören ist, sich alles mal von der Seele reden können. Wenn Du mit ihm sprechen kannsr, mach im Mut etwas zu unternehmen. Den Weg muß er dann alleine gehen.

Sei Stolz und Danlbar dafür, dass Du bis Heute ein trockenes Leben führst.

Liebe Grüße von Günther.


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

25.08.2004 15:03
#11 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Hallo Marieluu,

auch ich würde diesen Mann ansprechen. Wir haben doch auch alle Hilfe von trockenen Alkoholikern bekommen. Warum soll man nicht versuchen, diese Hilfe weiterzugeben? Vielleicht tut ihm ja ein freundliches Wort von Dir gut. Vielleicht hilft es ihm, einen neuen Versuch in die Trockenheit zu starten?

Wie Max das so schön schrieb, manchmal ist es ein kleines Wort und auf den Tonfall kommt es an. Ich würde mich nicht schämen, einen "Penner" anzusprechen.

Es hat mich schon berührt, diese Geschichte zu lesen. Es gab mir auch zu denken, wie schnell sowas gehen kann. Vielleicht hat ihn ja was aus der Bahn geworfen? Man weiß sowas nie.

LG
Adobe


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

25.08.2004 15:07
#12 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Hallo Marieluu

wenn er Reden möchte: "Rede mit ihm"
wenn er nicht reden möchte: "Lass es sein....er möchte nicht!"

Ich kannte eine Suchtgruppenleiterin, die hatte nach 17 Jahren einen Rückfall!
Für sie war es vielleicht schwerer wie für mich, da sie ja für andere all die Jahre immer ein Vorbild war.
Allen hatte sie geholfen...bei allen war sie stark und Mitfühlend!
Nur bei ihr konnten wir dann nicht Helfen


gute 24 Stunden


Marieluu Offline



Beiträge: 57

25.08.2004 15:58
#13 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

ihr Lieben,

ich bin nicht zu stolz ihn anzusprechen, ich habe auch keine Angst, durch ihn irgendwie wieder zum Trinken animiert zu werden. ich glaube, dazu bin ich genug gefestigt.

Ich habe ihn nur noch nicht angesprochen, weil ich nicht weiss, ob er es möchte. OK - das kann ich natürlich erst erfahren, wenn ich mit ihm gesprochen habe. Auch kennt er mich noch-wir haben früher sehr oft miteinander gesprochen, wenn wir uns getroffen haben. Er war ein gepflegter,fleissiger Mann.

Ich werde Euren Rat befolgen und ihn ansprechen,wenn ich ihn treffe.
Vieleicht ist er wirklich froh, seine Geschichte los zu werden. Wenn er Hilfe annehmen will, wäre ich die Letzte, die ihm nicht helfen würde.
Danke für Eure Antworten

Gute 24 Stunden
liebe Grüsse Marieluu


minitiger ( gelöscht )
Beiträge:

25.08.2004 17:57
#14 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Hi,

also ich hab da noch einen etwas ketzerischen Gedanken dazu. Es engagieren sich oft diejenigen in der Selbsthilfegruppe am meisten, bei denen es am knappsten und am schwierigsten war. Öfter sind es Schwerkranke, denen außer der Gruppe nicht mehr viel geblieben ist.

Jetzt ist es doch aber nachvollziehbar, daß so jemand im Verhältnis zu den anderen auch ziemlich große Schwierigkeiten hat, trocken zu bleiben. Bei einigen macht sich die Zufriedenheit wohl auch an der Aufgabe oder der Funktion fest, die sie in der Selbsthilfe gefunden haben.

Jetzt ist es aber unzweifelhaft so, daß sich manche dieser Gruppenleiter aus dieser Funktion heraus eine Mauer um sich rum bauen. Auch dadurch, daß sie immer in der Rolle des Hilfeleistenden sind, schaffen sie sich ja Abstand zu den Hilfsbedürftigen. Das macht es wohl für manche dann besonders schwierig, zusätzlich zum Rückfall auch noch die Kluft zwischen Helfer und Hilfebedürftigem zu überbrücken. Manche erleben das dann innerhalb der Gruppe wohl schon als Abstieg. Ich glaub, das ist auch eine Frage der Scham. Das ist ja nicht nur ein rückfälliges Gruppenmitglied, sondern im eigenen Selbstverständnis hat so einer auch noch einen Ruf zu verlieren.
Da ist es dann besonders bitter, wenn man Hilfe annehmen muss.
Jedenfalls ist mir das nicht neu, daß es grade bei manchen Funktionären besonders tragisch wird. Natürlich nicht bei allen.

der minitiger


fallada Offline



Beiträge: 2.386

25.08.2004 21:10
#15 RE: Das war mal mein Vorbild Zitat · Antworten

Hallo Leute!

Die Frage habe ich mir auch oft gestellt: Zu welchem Psychiater geht eigentlich ein Psychot.? Therapiert er sich selber, wie ich mal von einem Zahnarzt gelesen habe? Wird ein Suchtberater berufsunfähig gesetzt, wenn er einen "Vorfall" hatte?
In _Selbst_-hilfegruppen sind ja meist nur Leute, die eben _selbst_ Betroffene sind, mit allen Rückfall-Gefahren!
In diesen Gruppen "Hierarchien" aufzubauen, halte ich daher für gefährlich, besonders für die dann "Oberen"...

Eine kommunikationsfähige Gemeinschaft/Symbiose von 1 Blinden und 1 Taubstummen gibt 2 "normale/vollwertige" Menschen

Entschuldigt die stenografische Art meiner Beiträge, ich bin es seit Monaten nicht mehr gewohnt, mit Menschen längere Gespräche zu führen

fallada

PS@MaryLou: "Die Krönung" wär für mich, wenn du dein ehemaliges Gruppenmitglied dazu bringen könntest, seine Alk-karriere hier reinzutippen! Nee, mir liegt garnichts daran, mich an fremdem Leid "zu weiden", aber mir gehen solche Schicksale derart an die Nieren, daß sie mir helfen. Keine Ahnung, wie das andere sehen, aber ich denke, daß auch praktizierende Alkis ein Recht haben, sich hier auszuk*, obwohls SAUFNIX heißt...


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