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Saufnix  
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Dieses Thema hat 54 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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Merryl Offline




Beiträge: 822

29.08.2004 18:27
#46 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Ha! was ein Thread, der war ja besser als eine gute Gruppensitzung.

@ Hoffnung. Wir haben wirklich ein wenig aneinander vorbei geredet. Ich meinte mit Kapitulation die Einsicht, dass man gegen den alkohol nicht ankommt, sondern nur ohne ihn leben kann. Das ist ein bestimmter Punkt, den man erreicht. Dabei geht es nicht um eine Willenserklärung ( ,-), Bernd!), sondern um eine tiefe feste und echte Einsicht. Diese Einsicht kommt meiner Meinung nach schlagartig und häufig in der nassen Phase.

Die Prozesse, die Du beschreibst, kommen danach und zwar mit Abstand. Bei mir hat es, ähnlich wie bei max ganz lange gedauert, bis ich in der Lage war, Ansätze zu finden, mein Leben zu veränderun und viele Dinge zu verstehen.

Merryl, übrigens männlich ;-)


felidaela Offline




Beiträge: 796

29.08.2004 18:58
#47 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Ihrs,

für mich war die Kapitulation gar nicht die Einsicht, dass ich machtlos gegen den Alk bin. Eher so, dass ich gemerkt habe, dass er nicht mehr die Wirkung hatte, die ich gebraucht hätte. Es ging mir besoffen nicht mehr besser, es war nichts mehr leichter. Habe gemerkt, dass ich mehr gebraucht hätte. Aber da war dann dieser Morgen (nach 'ner durchsoffenen Nacht und ich musste zum Frühdienst), an dem mir von dem Zeug schlecht wurde, bevor ich „mich vergessen“ konnte. Habe mich also noch elender gefühlt und beim Ausnüchtern (auf Arbeit) sowieso. Da habe ich mir gesagt, dass ich das dann auch lassen kann, wenn ‘s ega nichts mehr bringt.

Danach gab es noch einen Abend, an dem ich zwei Gläser Wein getrunken habe (ja nochmal...), zusammen mit Freunden. Danach wollte ich zu Hause weitertrinken, weil ja zwei Gläser nicht reichten. Ich hatte zu spät angefangen zu trinken, wollte ja eigentlich gar nicht..... Da kam ich dann also nach Hause und mir fiel besagter Morgen ein. Ich spürte, dass es mir psychisch elend ging, hätte Erleichterung gewollt und wusste, dass mir der Alk diese nicht mehr geben kann.

Ich saß verzweifelt in der Küche.... saß nur da, wie so oft danach auch noch und hatte keine Idee. Wusste nur: Trinken bringt nichts – im Gegenteil.

Gekämpft habe ich immer nur gegen mich und meine Gefühle, die ich nicht aushalten konnte und betäuben wollte. Mit Alk, meinem Helfer, bis der Schuft versagte.

Nun geht es – seit 7 Monaten.

@ Hoffnung

Wow, der Nagel wurde da auf’m Kopf getroffen. Doch grau ist alle Theorie.

Ich will da nichts abwerten, aber vor 10 Monaten hätte mich das wütend gemacht, weil ich das doch alles WUSSTE.... Nur wie soll ich das umsetzen, hätte ich mich gefragt.

Dieses Referat kann m.E. nur Trockenen helfen, oder? Also jemandem, der wirklich will und der sich genau dann danach richten, sich daran „festhalten“ kann.

Hm... ja klar, geholfen werden kann ja grundsätzlich nur jemandem, der auch will.

Der aller erste Schritt muss erst gemacht sein. Aber so ist es wohl auch gedacht.



Hoffnung Offline



Beiträge: 276

29.08.2004 23:49
#48 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Bernd ... Mach weiter auf deinem neuen Weg!!! ... Hoffnung


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

29.08.2004 23:54
#49 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hi Minitiger ... THX für dein positives Echo ... *verlegen grins und Tomate*

Ich habe deinen damaligen Beitrag nicht als eine Bewertung ... oder sogar als einen Angriff ... auf meine Person empfunden. Es war ein feedback von dir ... und ich habe darauf geantwortet.

OK ... auch diesmal soll eine Antwort von mir folgen:
Deine Worte klingen nach innerem Kampf!!! ... Nein, nicht bezüglich des Themas Alkohol ... sondern auf einer ganz anderen Ebene ... Es ist keine Rückfallgefahr ... aber du kämpfst innerlich!

Ich mag es eigentlich nicht, wenn ich mich hinter Zitaten verstecke. Trotzdem möchte ich noch einmal auf dieses Referat von Schallenmüller zu schreiben kommen ... Es besteht ursprünglich aus zwei Teilen ... 1. Das Thema Rückfall ... 2. Die Rückfallprophylaxe
Ich habe den ersten Teil nicht erwähnt, weil für meine Person momentan "der Rückfall selber" nicht aktuell ist ... sondern nur die Rückfallprophylaxe.

In diesem ersten Teil schreibt sie:

"Es erscheint angebracht, dass man sich Leben und dessen Veränderung als einen Prozess vorstellt, in dem es FORTSCHRITTE und auch STAGNATIONSPHASEN oder sogar RÜCKSCHTRITTPHASEN gibt.

Der Rückfall scheint zum menschlichen Leben und zur menschlichen Entwicklung schlechthin dazuzugehören.

Der Rückfall/Rückschritt ist KEINE Eigentümlichkeit von Süchtigen."

Vielleicht müssen wir dies in Demut anerkennen, dass es so ist ... Fortschritt - Stagnation - Rückschritt - Fortschritt ... und ... und ... und ... auch im "trockenen" Leben ... auch mit "trockenen" Gedanken ... auch mit "trockenen" Gefühlen.


Auf der anderen Seite ist die Formulierung von positiven Zielen existentiell für ein gesundes Leben!
Beim Lesen von diversen Threads ... besonders bei Bluehorns ... und hierbei schließe ich mich mit ein ... oder bei den Menschen, die nach ein paar Beiträgen auf diesem Board wieder abtauchen ... hatte ich oft diese Empfindung "Hey ... Da stimmt irgendetwas nicht" ... ohne dabei zu wissen, was dieses "irgendetwas" ist.
Jetzt ist es mir bewusst geworden. Es fehlte häufig die Bewusstmachung von eigenen positiven Zielen.
Die Abstinenz ist eben KEIN Ziel ... weil es etwas ist, was man NICHT tut ... Nicht-Trinken.
Die Anfangsabstinenz kann zwar nach der ersten Entzugsphase sogar so etwas wie eine Aufbruchstimmung hervorrufen ... aber diese verebbt schnell ... wenn die Konkretisierung von positiven Zielen fehlt ... Ziele, für die es sich lohnt abstinent zu bleiben.


Nun bist da aber schon längst über diese Anfangsstadium hinnaus ... und die Differenzierung zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen ist keine Neuigkeit mehr für dich.

Trotzdem bleibt die Frage stehen:

WAS VERLEIHT DEM LEBEN DAUERHAFT AUSRICHTUNG - ZIEL - SINN ... ohne sich dabei kurzfristig zu verschleißen ... ???

Die drei Fragezeichen stehen für meine Person, die darauf noch keine Antwort weiß ... es sei denn, ich will mich dabei in Platitüden und Phrasen erschöpfen.


LG ... Hoffnung


PS: Klaro habe ich innere Mauern ... als Schutz gegen außen ... als Schutz gegen innen ... und meine inneren Mauern sind felsenfest ... Sie sind ein wesentlicher Bestandteil meiner Erkrankung. Aber auch das habe ich nie bestritten.


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

29.08.2004 23:57
#50 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Meryll!

Tja ... diese endlose Kapitulationsdiskussion ... Ich habe mittlerweile für mich(!) beschlossen, dass es eine reine Definitionsfrage ist ... zumal wir letztendlich doch alle das GLEICHE meinen.

Und in einem Punkt sind wir uns ja unbestritten einig: Für uns geht es nur noch OHNE Alkohol!!!


LG ... Hoffnung


PS: Sorry für deine kurzfristige Geschlechtsumwandlung ... Habe bei deinem Namen wohl an Meryl Streep gedacht ... Und damit ist sofort noch ein Sorry von mir fällig ... weil ich diese Schauspielerin nicht ertragen kann.


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

29.08.2004 23:59
#51 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Felidaela,

du beschreibst es ja selber in deiner Antwort: Dieses Referat ist nur an Trockene gerichtet, die nicht wieder rückfällig werden wollen ... ein prophylaktischer Leitfaden.

Und der erste Schritt zur Abstinenz muss von einem SELBER kommen ... Man KANN nur jemanden helfen, der sich auch helfen lassen WILL ... Aber auch das hast du ja in deinem Beitrag erwähnt.

Tja ... Das mit dem WISSEN ist so ne Sache ... Ich möchte mich hierbei gerne wiederholen: Nur durch das eigene HANDELN wird Wissen zum realen Leben-und-Erleben ... und dieses Handeln ist ja letztendlich bei dir auch geschehen!


Danke für die eindrucksvolle Schilderung deiner Kapitulation!!!


23 Tage grüßen 7 Monate ... Hoffnung


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

30.08.2004 12:37
#52 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

hallo Hoffnung.
(Merryl) „ meinte mit Kapitulation die Einsicht, dass man gegen den alkohol nicht ankommt, sondern nur ohne ihn leben kann. Das ist ein bestimmter Punkt, den man erreicht. Dabei geht es nicht um eine Willenserklärung, sondern um eine tiefe feste und echte Einsicht. Diese Einsicht kommt meiner Meinung nach schlagartig und häufig in der nassen Phase.“
Danke Merryl!
Ich (man) musste einfach die Schnauze gestrichen voll haben, „ich will nie wieder Alk trinken müssen!!!“, ich habe Null Chance gegen den Alk. Und vielleicht noch was: ich musste überhaupt nicht wissen wie das denn nun geht mit der Abstinenz, einfach nur heute nicht trinken. Den „Rest“ haben sie mir in der Gruppe binnen 2-3 Jahren beigebracht, also aktiv beigebracht d.h. ich selber war irgendwann längst zum Akteur geworden ohne es bemerkt zu haben.
Und wie nun mein Leben weiter verlaufen würde, überhaupt keine Ahnung!! außer ohne Alk, alles andere findet sich.
Hi Hoffnung, soooo fand meine Kapitulation statt, mit Null denken, nicht an vorher und nicht an nachher.
Und vor dieser Kapitulation (vor dem Alk) konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass mein Geist kapitulieren könnte!!! Und dann konnte ich doch.
„Ich habe mittlerweile für mich(!) beschlossen, dass es eine reine Definitionsfrage ist ... zumal wir letztendlich doch alle das GLEICHE meinen.“ – Genauso hatte ich VOR meiner Kapitulation auch gedacht, Irrtum.
ich grüße dich, Max


Bernd48 Offline




Beiträge: 979

30.08.2004 13:04
#53 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Max

Das hast Du wieder mal gut formuliert.
So ähnlich geistert mir das derzeit durch den Kopf.


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

30.08.2004 13:20
#54 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

hallo Bernd,
auch ich hatte deine "Umwege" verfolgt. Lob hat mich immer vorsichtig gemacht, wer weiß was die wirklich meinen. Aber jetzt ist dein Unterton deutlich anders als vorher. Du "liest" dich jetzt gut an. Und da wollte ich das dann auch gesagt haben.
ich grüße dich am trüben regnerischen Montag, aber wie wir ja inzwischen wissen gibt es kein schlechtes Wetter, nur unzweckmäßige Kleidung. Mit dem Alk wird das wohl ähnlich sein, wir waren nur unzweckmäßig ausgerüstet, in unserer mangelhaften Birne.
Max

[f1][ Editiert von Max mX am: 30.08.2004 13:21 ][/f]


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

31.08.2004 13:11
#55 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hi Max ... Mir ist wohl bewusst, dass ICH diese Kapitulation noch NICHT erfahren habe ... weder nach deiner "Definition" ... noch nach "meiner "Definition".


Gruss ... Hoffnung


OZM: "Ich musste einfach die Schnauze gestrichen voll haben, `Ich will nie wieder Alk trinken müssen!!!, ich habe Null Chance gegen den Alk´. Und vielleicht noch was: ich musste überhaupt nicht wissen wie das denn nun geht mit der Abstinenz, einfach nur heute nicht trinken. Den „Rest“ haben sie mir in der Gruppe binnen 2-3 Jahren beigebracht, also aktiv beigebracht d.h. ich selber war irgendwann längst zum Akteur geworden ohne es bemerkt zu haben.

Und wie nun mein Leben weiter verlaufen würde, überhaupt keine Ahnung!!! außer ohne Alk, alles andere findet sich.
Hi Hoffnung, soooo fand meine Kapitulation statt, mit Null denken, nicht an vorher und nicht an nachher.

Und vor dieser Kapitulation vor dem Alkohol konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass mein Geist kapitulieren könnte!!! Und dann konnte ich doch."


Ich danke dir für diese Schilderung!!!


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