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Saufnix  
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Dieses Thema hat 54 Antworten
und wurde 3.186 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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NoAlktoday Offline




Beiträge: 654

26.08.2004 10:15
#31 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Max,

hierzu:

Zitat
Diesen "langsamen und allmählichen Entwicklungsprozess“ möchte ich bestreiten. Zweifellos findet solch langsamer Prozess statt. Aber das bist nicht etwa DU der diesen Prozess steuern könnte, oder wenigstens begreifen. Es ist der Alkohol, welcher mit dir den ständig abwärts führenden Prozess vornimmt, wobei du selber überhaupt keinen Einfluss darauf hast. Du bist ordinärer Spielball!


Volle Zustimmung meinerseits.
Dieser langsame Prozess, der da auch bei mir stattgefunden hat, zog sich über Jahre hin – und da hatte ich bereits erkannt, dass dieses ständige Rumgeeiere zwar mit meinem Körper stattfindet, ich aber das letzten Endes gar nicht beeinflussen konnte. Der Alkohol hat sich einen Dreck darum geschert, ob ich ihn wollte, er drängte sich mir auf, weil ich ihn als Medizin nötig hatte, damit ich überhaupt zu etwas in der Lage war. Dieser Entwicklungsprozess, wie Hoffnung beschreibt, ist lediglich die Säuferkarriere.

Und in dem Moment, als ich ganz unten war und sah, wie machtlos ich war, die Macht über mich aber nicht mehr wollte, war der Weg auch klar und es hat KLICK gemacht.
In dem Moment interessierte mich der Machthaber rein gar nicht mehr und es war keine Frage mehr da, ob ich ihn noch wollte, es gab ihn nicht mehr für mich.
Er ist seitdem auch nie wieder aufgetaucht.

Lieben Gruß
Jutta


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

26.08.2004 18:03
#32 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Bernd!

Sollte ich deine Beiträgen "Bernd und Soziales" falsch verstanden haben, so tut mir das leid.
Es lag nicht in meiner Absicht, dich mit meinen missverstandenden Vermutungen zu konfrontieren.

LG ... und viel Erfolg auf deinem Weg "Aushalten + Loslassen" ... Hoffnung


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

26.08.2004 18:20
#33 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hi Max,

es bleibt dabei: Eine Kapitulation, die noch die innere Verzweiflung in sich trägt, ist und bleibt für mich suspekt. Eine wirkliche Kapitulation braucht keine Verzweiflung mehr.

Da sich mittlerweile mein Blick für "nasses" Denken-und-Fühlen etwas geschärft hat ... habe ich bemerkt, wie häufig diese "nasses" Gedanken und diese "nassen" Gefühle noch anzutreffen sind ... trotz körperlicher "Trockenheit" ... Und dies nicht nur bei meiner Person ... sondern auch bei anderen Menschen ... bei den Beiträgen auf diesem Board ... bei den Gesprächen in den SHG ... "Nasses" Denken-und-Fühlen trotz körperlicher Abstinenz über Monate-und-Jahre ... Ausnahmen? ... Kapitulation???

Ansonsten habe ich das merkwürdige Empfinden, dass wir tierisch aneinander vorbeischreiben ... Tja ... Jeder versteht den anderen nur so weit, wie er es selber will ...


Ich grüße dich zurück ... Hoffnung


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

26.08.2004 19:53
#34 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hi Hoffnung,

ich kann ja viele Deiner Gedankengänge mühelos nachvollziehen.
Du könntest direkt ein Seelenverwandter von mir sein. Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, daß wir beide ausgeprägte Kopfmenschen und nebenbei Alkoholiker sind.

Ich möchte Dir nicht zu nahe treten, denn ich hab immer noch mit mir selbst zu tun, auch wenn ich meine Hoffnungen trocken zu bleiben schon als ziemlich berechtigt betrachte.

Aber ich möchte Dich etwas fragen.


Zitat
Gepostet von Hoffnung
es bleibt dabei: Eine Kapitulation, die noch die innere Verzweiflung in sich trägt, ist und bleibt für mich suspekt. Eine wirkliche Kapitulation braucht keine Verzweiflung mehr.



Was braucht sie dann? Saufen bis man glücklich ist?
Das erscheint nun wieder mir suspekt.

Ohne daß ich genau abschätzen kann, was hinter dieser Deiner Schreibfassade wirklich abgeht...erzählen kannst Du schließlich alles, und ich bin genug Alkoholiker um zu wissen, daß ich mich selbst intellektuell aufs Glatteis führen kann...ich halte es ohne weiteres für möglich, daß Du Dir grade ne Hintertür zusammenzimmerst, für den Tag 91.

Nach dem Motto: Ich bin ja immer noch ansatzweise verzweifelt, also bin ich eh noch nicht so weit..
und das glaub ich ehrlich auch nicht so ganz,

..denn solang die Kapitulation eine Stilfrage ist, kann ich nur sagen, fällt mir das ein: Nobel geht die Welt zu Grunde

Nun, vergiß es, falls ich einfach danebenliege. Im anderen Fall werd ich Dir den Drink nicht ausreden. Ich geb Dir nur ein Feedback.

Ganz nebenbei, die Art wie Du schreibst, die erinnert mich an die Art Film, in der ich ca. 5 Jahre gelebt hab. Wie wenn die Welt ein Fernsehprogramm wäre, das mit mir nicht allzuviel zu tun hat.
Hab ich damals Drogen genommen, weil die Welt für mich so ausgesehen hat, oder hat die Welt so ausgesehen, weil ich Drogen in der Blutbahn hatte?
Die Zeiten meines Zombiedaseins, aus heutiger Sicht. Auf die eine oder andere Art muß halt was Neues in das innere System, damit was in Bewegung kommt.


der minitiger


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

27.08.2004 11:05
#35 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

hi Hoffnung,
„. . es bleibt dabei: Eine Kapitulation, die noch die innere Verzweiflung in sich trägt, ist und bleibt für mich suspekt. Eine wirkliche Kapitulation braucht keine Verzweiflung mehr.“
Solange du dir deine eigene Kapitulation zurechtdenkst wird sie fragwürdig bleiben, denke ich. Meine Kapitulation hatte ich jedenfalls erlitten, nicht erdacht.
„. . .habe ich das merkwürdige Empfinden, dass wir tierisch aneinander vorbeischreiben“
Kann ich auch nicht bestätigen, mit vielen „trocken-Denkenden“ hier auf dem Bord kann ich wunderbar Mosaiksteine zusammensetzen. Da gibt es fast unendlich viele sich ergänzende Teilstückchen, auf deren Gesamtbild der Einzelne nicht kommen kann. Wogegen der nass-Denkende fortwährend an seinen (einsamen) Ketten zottelt, die er doch nicht brechen kann.
ich grüße dich, Max


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

27.08.2004 11:10
#36 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hi Minitiger ... vorab Danke für deine Antwort und deine Offenheit!

Kapitulation als eine "Stilfrage" ... ??? ... Momentan neige ich bei diesem Thread eher zu der Aussage: "Kapitulation ist eine Definitionsfrage" ... ???

Die 1. Variante: Kapitulation = Ihre Zeitrechnung beginnt mit dem ersten Tag, an dem man keinen Alkohol mehr trinkt ... Es ist eine Form der Kapitulation, die noch die innere Verzweiflung in sich trägt.

Da ist also die Entscheidung "Nie wieder Alkohol" ... und es macht "KLICK" ... An diesem ersten Tag ohne Suff verwandelt sich das gesamte eigene Denken und Fühlen ... plötzlich und sofort ... zu einem "tockenen" Menschen durch-und-durch ... Explosion statt Evolution.
Das "nasse" Denken ... Das "nasse" Fühlen ... über Jahre und Jahrzehnte "liebevoll" gepflegt und gehegt ... wird an diesem ersten Tag ohne Alkohol ... wie von Geisterhand verzaubert ... zu einem "trockenen" Denken-und-Fühlen ... ???

Da mag es einzelne Personen geben, auf die dieser trockene Urknall zutrifft ... aber in der Masse der Alkoholiker gestaltet sich diese Entwicklung doch anders ... oder?

Für meine Person kann ich nur festhalten: Nach drei Wochen ohne Alkohol werde ich mich hüten diesem Größenwahn zu verfallen und bei mir schon von einer "Trockenheit" zu schreiben.

Die zweite Variante: Kapitulation = Diese Zeitrechnung beginnt erst später ... am Tag XYZ NACH dem ersten Tag ohne Alkohol ... Sie entwickelt sich ... langsam und allmählich ... und das eigene SELBST-BEWUSST-SEIN führt zu einem inneren LOSLASSEN ... von den Ängste ... von den Depressionen ... von den Saufbedürfnissen ... Diese Form der Kapitulation braucht keine innere Verzweiflung mehr.


Dass dieser Thread zu einer missverständlichen Kapitulations-Diskussion ausgeufert ist, liegt an meiner Person. Ich habe dieses Thema auf eine spirituelle Ebene gebracht ... "Glaubens-Fragen" ... "Philosophie + Psychologie" ... statt der "nüchternen" Realität ... Das hat wohl zu Irritationen geführt ... Ein großes Sorry von mir hierfür.

Zusätzlich habe ich versäumt zu betonen, dass bei mir momentan KEINE akute Saufeinbruchgefahr besteht ... und dass ich in den letzten Tagen und Wochen auch KEINER abgrundtiefen innere Verzweiflung unterliege. Es geht bei mir aufwärts ... zwar nur langsam und allmählich ... aber es geht aufwärts.


Gestalte ich mir eine Hintertür für den "Tag 91-von-90" ... ???
Ich versuche meine Bemühungen eher in die Richtung zu lenken, dass diese 90 Tage nicht zu einer Form von Countdown bis zu meinem nächsten Saufeinbruch werden ...
Mein reales Bemühen um eine Ambulante Therapie Sucht, meine Besuche von Selbsthilfegruppen, mein Lesen und Schreiben auf diesem Board ... meine reale Rückkehr zu anderen Menschen ... meine Versuche der Aktivität ...
Und hierzu gehört auch die Eröffnung dieses Threads, denn "Mein innerer Saufkamerad" wohnt noch in mir ... und er wird sich dabei auch weiterhin gelegentlich zu Worte melden ... auch plötzlich und unerwartet ... Würde ich das ignorieren, wäre es Selbstbetrug ... ABER, um dies noch einmal zu betonen ... Es bestand in diesen drei Wochen KEINE reale Gefahr eines Saufrückfalles.


LG ... Hoffnung


PS: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals auf diesem Board geschrieben habe, dass Saufen "glücklich und zufrieden" macht ...


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

27.08.2004 11:14
#37 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hi Max ... Ich muss jetzt "leider" zur Arbeit und habe danach eine Verabredung ... werde dir aber später auf deine Zeilen antworten ... Hoffnung


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

28.08.2004 01:32
#38 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hi Max,

vorab: Das "wir" in "Ich habe das merkwürdige Empfinden, dass wir tierisch aneinander vorbeischreiben" bezog sich nur auf den Dialog "Max - Hoffnung" ... und nicht auf die Kommunikation zwischen den anderen Usern dieses Boards.


- OZM: "Solange du dir deine eigene Kapitulation zurechtDENKST ..."

Es mag sein, dass ich durch meine Art und Weise des Schreibens als ein THEORETISCHES Konstrukt erscheine ... jedoch steckt auch ein Mensch dahinter.
Ich "erfahre" mein Leben-und-Erleben ... auch wenn meine Empfindungen noch durch einen depressiven Schleier gedämpft sind.

Es ist offensichtlich schwierig für mich dieses Leben-und-Erleben in Worte zu fassen ...
Gedanken und Gefühle ... Glauben ... Wissen ... Handeln ... Dies alles durch das schriftliche Wort zu BESCHREIBEN, war ein VERSUCH von mir ... Dieser Versuch ist gescheitert.
Mir ist es nicht gelungen, mich dabei klar und deutlich ... verständlich ... auszudrücken ... Die Folge war eine Lawine an missverständlichen und missverstandenen Dialogen ... that´s all!


- OZM: "Mit vielen `Trocken-Denkenden´ hier auf dem Bord kann ich wunderbar Mosaiksteine zusammensetzen. Da gibt es fast unendlich viele sich ergänzende Teilstückchen, auf deren Gesamtbild der Einzelne nicht kommen kann."

Diese Worte klingt großartig ... und dieses "großartig" ist dabei echt-und-ehrlich gemeint ...

Aber ERINNERE dich zurück ... an die ersten Wochen und Monate deiner Trockenheit ... Hättest du die Zeilen auch in dieser ersten Phase geschrieben ... ???


- OZM "Wogegen der nass-Denkende fortwährend an seinen (einsamen) Ketten zottelt, die er doch nicht brechen kann."

Das ist richtig ... aber nicht unabänderlich!


Ich grüße dich zurück ... Hoffnung


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

28.08.2004 09:05
#39 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

hi Hoffnung,
eigentlich wollte ich dir nur eine baldige Kapitulation wünschen, und zwar ohne Verstand damit sie richtig fuktioniert.
„Aber ERINNERE dich zurück ... an die ersten Wochen und Monate deiner Trockenheit ... Hättest du die Zeilen auch in dieser ersten Phase geschrieben ... ???“
Nein, das hätte ich nicht geschrieben. Ich hatte zuerst kapituliert, ging dann in meine Gruppe und sprach fast 4 Monate lang kein einziges Wort, so erschüttert war ich in tiefster Seele. Ich habe alles sehr intensiv in mich aufgenommen, verglichen, sortiert, behalten was wert mir erschien. Dann konnte ich mich aufrappeln, nicht zuletzt durch viele Gespräche, also Dialog.
schönen Sonnabend, Max


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

29.08.2004 00:23
#40 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Max ... Okay ... Danke für deine Worte und Wünsche ... Hoffnung


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

29.08.2004 09:47
#41 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Ihrs,

also,ich hab mir das Wort "Kapitulation" jetzt lang und breit durch den Kopf gehen lassen und mich mal bei der Gelegenheit gefragt,wann denn meine eigene Kapitulation eingetreten ist.
Bei mir kam diese auch erst,als ich so richtig nüchtern und auch "trocken-im-Koppe" wurde.

Erst da wurde mir so richtig bewusst,was ich mir und meinen Lieben da angetan hatte und mir wurde bewusst,wie heimtückisch und hinterhältig dieses Zeug doch wirkt.

Im Grunde genommen kapituliere ich immer noch,jeden Tag ein wenig mehr,denn jeden Tag wird es mir bewusster,wieviel verkorkste Denkmuster in meinem Kopf sind,die alle noch aus meiner Trinkerkarriere stammen.

Ich hatte ein völlig krankes Verhalten an mir und konnte das zu Beginn meiner Trockenheit noch gar nicht erkennen.
Ich wusste auch nur,daß ich die Flasche fortan weglassen müsse,um zu gesunden.Aber wie weit das alles genau ging....das konnte ich erst viel später erkennen und teilweise bin ich sogar noch dabei die Fäden zu entwirren.


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

29.08.2004 13:02
#42 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

EEEEEEEEEENDLICH! ... endlich eine Seele, die so ähnlich wie ich empfindet ... !!!

Ein "trockener" Körper heißt noch lange nicht, dass auch das eigene Denken und das eigene Fühlen "trocken" ist ... oder?

Ich(!) ... sehe es als eine Gefahr an von der eigenen Kapitulation zu schreiben, solange die eigenen Gedanken noch "nass" sind und solange die eigenen Gefühle noch "nass" sind ...egal wie lange der eigene Körper schon in "Trockenheit" verharrt ... Die Selbsteinschätzung "Ich habe kaptuliert" wird in diesen Fällen zum Selbstbetrug ... und der eigene Rückfall zum vorprogrammierten Weg!

Soweit ich das hier in einigen Threads auf dem Board oder in Gesprächen bei den SHG mitbekommen habe, führt "nasses" Denken und Fühlen auch wieder zum "nassen" Verhalten ... irgendwann und irgendwie ...

Biene ... Danke für deine Zeilen!!! ... Hoffnung


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

29.08.2004 13:05
#43 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

RÜCKFALLPROPHYLAXE... ein Referat von Gabriele Schnallenmüller ...

Dieses Referat war letzte Woche als Diskussionsgrundlage in der SHG vorgesehen. Es kam dann nicht dazu, weil akute Problematiken der Teilnehmer im Vordergrund standen.

Heute Vormittag habe ich mir nun Zeit und Raum genommen, um mich mit diesem Referat zu beschäftigen. Das ORIGINAL ist bei A-Connect e.V. unter http://home.t-online.de/home/ilona.buehring/referat.htm einzusehen.
Ich möchte hier eine für mich relevante Zusammenfassung geben ...


DIE VIER ECKPFEILER ... der psychischen Gesundheit

1. Selbstachtung
2. Selbstverantwortung/Eigenverantwortlichkeit
3. Eine gesunde Beziehung zu anderen Menschen
4. Handeln

Diesen vierten Punkt HANDELN habe ich hinzugefügt, da dies das Werkzeug für eine reale Umsetzung darstellt. Wissen allein ist lediglich eine begriffliche Vorstellung ... nur durch das eigene Handeln wird Wissen zum Leben-und-Erleben erweckt.

"Jemand behält ein geändertes Verhalten dann besonders hartnäckig und dauerhaft bei, wenn er ...

- von dessen NOTWENDIGKEIT überzeugt ist
- auch VORTEILE dabei sieht
- von außen UNTERSTÜTZUNG erfährt
- persönlich nicht zu sehr nach außen orientiert und risikosuchend ist
- das neue Verhalten einem SINNSTIFTENDEN Rahmen einordnen kann."

Die AUSGEWOGENHEIT des eigenen Lebensstil ... als Basis für eine langfristige Abstinenz ... Dabei ist es wichtig, dass man "sich dann auch nicht auf diesen Lorbeeren ausruht, sondern selbstverantwortlich sein Leben WEITERGESTALTET."


DIE SECHS KRITERIEN ... für eine wirksame Rückfallprophylaxe

Die Autorin unterteilt hierbei in sechs ... sich gegenseitig ergänzende ... Themen:

1. Sicherheitsabstand
2. Positive Ziele
3. Eine realistische Selbsteinschätzung
4. Aktivität
5. Sandkastenspiele
6. Gelassenheit

1. SICHERHEITSABSTAND:

Besonders in der Anfangszeit der Abstinenz sollten traditionelle Orte und Anlässe des Saufens gemieden werden.

KEIN "Tanz auf dem Vulkan" ... Die Missachtung dieser simplen Regel war der Auslöser für meine beiden letzten Saufeinbrüche ...

2. POSITIVE ZIELE:

ABSTINENZ selbst ist nämlich KEIN Ziel an sich, denn Abstinenz ist etwas, was man nicht tut: Nicht-Trinken!
Daher ist der entscheidene Schritt nun positive Ziele zu finden ... für die es sich lohnt, abstinent zu bleiben!!!
Wichtig hierbei ist, dass die persönliche Befriedigung schon bei ANNÄHERUNG an seine Ziele erwacht ...Der Weg ist das Ziel...

Was mich BUFF gemacht hat, war die Unterscheidung von kurzfristigen und langfristigen Zielen bei diesem Referat:

- KURZFRISTIGE ZIELE: Ziele wie ... Weiterbildung - Eine neue Herausforderung im Job - Finden einer Partnerin ... haben nur einen KURZZEITEFFEKT!!! Diese kurzfristigen Ziele wirken nur so lange, bis das Ziel erreicht wird ... oder bis man aufgibt!

- LANGFRISTIGE ZIELE: Was verleiht dem eigenen Leben DAUERHAFT "Ziel - Ausrichtung - Sinn" ... ohne sich dabei kurzfristig zu verschleißen???

Nachtrag: Es sollte ein gesundes Verhältnis zwischen "Ich-MUSS-Zielen" und "Ich-DARF-Zielen" erreicht werden ... Die reine Pflichterfüllung neigt zur "Sich-Selbst-Belohnung" ... Alkohol ...


3. EINE REALISTISCHE SELBSTEINSCHÄTZUNG:

TOP 1: Das echte und ehrliche Anerkennen der eigenen UNFÄHIGKEIT ... die eigene Unfähigkeit, vernünftig und kontrolliert mit Suchtmitteln umgehen zu können!!!

TOP 2: Für eine realistische Selbsteinschätzung ist die Rückmeldung aus einer GRUPPE von großem Wert!!!

Des weiteren ist eine realistische Selbsteinschätzung so wichtig, damit man seine Ziele nicht ZU hoch und nicht ZU niedrig(!) setzt ... Beides - Überforderung und Unterforderung - führt zur Aufgabe des Zieles!

Und ... last but not least ... dient eine realistische Selbsteinschätzung dem rechtzeitigen Erkennen von WARNSYMPTOMEN auf dem Weg zurück in die Sucht.

4. AKTIVITÄT:

Hierbei ist die Aktivität auf zweierlei Ebenen zu verstehen:

I. Aktivität als ... Das bewusste Gestalten des HEUTE ... Das HANDELN für sich und seine Ziele!!!

II. Aktivität als ... Weiterentwicklung: Positives Denken und Handeln ... Offenheit gegenüber seinen eigenen Gefühlen ... Das Setzen von inneren und äußeren GRENZEN ... ohne dabei aber die Grenzen der anderen Menschen zu verletzen ... Inseln des Alltags suchen und finden ... die SHG besuchen ...

Klarheit und Deutlichkeit ... Echtheit und Ehrlichkeit ... Mut ... als Charakteristikum für das eigenen Denken und Handeln.

Jede Abweichung von diesem roten Faden sollte als Warnsignal erkannt werden ...
Aber wie sieht es um die Kenntnis und Ausführung von "Möglichkeiten zur Umkehr-und-Abzweigung" aus, wenn diese Warnsignale wahrgenommen werden???

5. SANDKASTENSPIELE:

Das TROCKENE Durchdenken von Rückfallmöglichkeiten:

-Unter welchen Umständen weiche ich von einem grundsätzlichen Vorsatz ab? ... Was könnte meinen Vorsatz zur Abstinenz erschüttern?
-Welchen extremen Ausschweifungen im Lebensstil unterliege ich?
-Neige ich dazu, mich eher zu schonen oder mich eher zu überfordern?
-Welche "positiven" Eigenschaften bringen mich in diese Zwickmühle? Welche "negativen" Eigenschaften bringen mich in jene Zwickmühle?

Fragen über Fragen ... Aber ich bekomme mittlerweile einen Eindruck davon, was mich in meiner "Ambulanten Rahabilitation Sucht" erwartet.

6. GELASSENHEIT

Auch wenn beim häufigen Zitieren des "Gelassenheitspruches" der Anonymen Alkoholikern die Gefahr besteht, dass dieser dann abgedroschen wirkt ... so ist und bleibt er doch wahr:

- GELASSENHEIT, die Dinge hinzunehmen, die ich einerseits nicht ändern kann ... und die ich andererseits auch nicht aufgeben will!

- MUT, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann ... und die ich auch ändern will!

- WEISHEIT, das eine vom anderen unterscheiden zu können!


Bernd48 Offline




Beiträge: 979

29.08.2004 13:15
#44 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

Hallo Hoffnung

Danke für die letzten beiden Beiträge.

Irgendwie befinde ich mich am Anfang dieses Weges, der das Ziel ist.


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

29.08.2004 17:21
#45 RE: Der innere Saufkamerad ... Zitat · Antworten

@Hoffnung

Ich wollte Dich da neulich nicht bewerten, sondern Dir ein Feedback geben, wie das bei mir rüberkommt.

Es ist halt so, daß diese komplexe Art zu schreiben für mich auch was von einer Mauer an sich hat, die man um sich aufbaut, so kenn ich das von mir. Ist mir klar, daß ich nicht von mir auf Dich schließen kann.

Für mich war der Klick ganz einfach der Moment, wo mir klar war, daß ich die Flasche weg lassen muß und kann, wenn sich was ändern soll..oder zumindest, wenn ich mich nicht immer weiter abwärts bewegen will. Ich hab das nie unter dem Aspekt betrachtet, daß ich dann schlagartig im Denken nüchtern wäre. Das werd ich vielleicht nie, die Frage ist auch, ob ich wirklich nur noch nüchtern denken will.

Dieses Referat, und Deine Zusammenfassung, find ich echt gut. Es kommt immer wieder vor, daß man kritische Phasen hat, und wo man seinen Lebensstil aufs Neue überdenken muss. Ich bin wohl grad in so einer Phase. So gesehen...wann ist man eigentlich trocken?
Möglicherweise wird es immer Krisen geben könnne, in denen man zumindest für kurze Zeit in alte Denkmuster zurückfällt. Vielleicht dann, wenn man sehr intensive Emotionen erlebt...Trauer, Zorn, Euphorie und dergleichen, aber auch "erlebte Hilflosigkeit", was man ja auch nüchtern erleben kann.
Du schreibst, der Weg ist das Ziel...vielleicht sind diese Gedanken nun aber auch Teil meines Weges. Mit dem Ziel ist das immer noch so ne Sache bei mir, bis jetzt weiß ich nur, wo ich nicht mehr hinwill, aber wo ich statt dessen hinwill, das laß ich jetzt offen. Ich will, daß es mir gut geht, aber wie das aussehen wird??

Egal wie, ich les Deine Beiträge mit zunehmendem Gefallen.

wünsch Dir was


@Bernd

irgendwie hab ich das Gefühl, das sich bei Dir was getan hat. Ich will aber nix verschreien und halt mich auf Abstand, es bleibt bei den guten Wünschen.

der minitiger


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