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Saufnix  
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Dieses Thema hat 14 Antworten
und wurde 986 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
NoAlktoday Offline




Beiträge: 654

04.03.2004 23:14
RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben

ich lese hier immer wieder etwas vom Saufdruck.

Nun habe ich gegoogelt, aber eigentlich immer noch keine richtige Antwort erhalten.
Ich habe gelesen, dass jeder trockene Alkoholiker in Abständen und bei bestimmten Gelegenheiten unter Saufdruck leiden soll, ihr schreibt es ja auch immer wieder.

Nur: Wie macht sich das bemerkbar?

Ich habe seit meinem Tag X nicht einen Tag den Wunsch verspürt, irgend etwas Alkoholisches zu mir zu nehmen, schon der Gedanke alleine, etwas Derartiges trinken zu müssen, jagt mir eine Gänsehaut über den Körper, es ekelt mich.
Und ich kann ehrlich gesagt auch gar nicht mehr verstehen, warum mir das Zeugs mal geschmeckt hat.

Bin ich unnormal?

Hier wurde geschrieben, die erste Zeit solle man sowas nicht im Haus haben, man würde nur zu leicht verführt werden.
Mich stört nicht eine Flasche im Haus und ich würde gar nicht trinken wollen.
Auch beim Treffen mit Freunden (in einem PUB) fällt es mir überhaupt nicht schwer, die Freunde trinken zu sehen, ich genieße meinen Saft!

Also, klärt mich mal bitte auf

Liebe Grüße Jutta


Saftnase Offline




Beiträge: 1.206

05.03.2004 01:14
#2 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Hallo Jutta,

warum der Saufdruck in der trockenen Zeit bei dem einen oder anderen mal auftritt,kann ich auch nicht erklären. Ich denke aber, das das Gehirn einen "Streich" spielt und kurzfristig wieder dieses unheimlich gierige Verlangen nach Alkohol auslöst, und dafür "Erinnerungen" im Suchtgedächtnis weckt.

Das wäre vielleicht mal eine Frage für einen Hirnspezialist.

Mich stört es übrigens auch nicht, dass seit Monaten eine Flasche Obstler im Gefrierschrank rumliegt und sich mittlerweile wieder etliche Weinflaschengeschenke bei mir tummeln, die ich bei passender Gelegenheit weitergebe.

Dich und mich stört es nicht, Alk in Griffnähe zu haben und ein anderer hat damit Probleme, als wenn er eine Zeitbombe hortet. Vielleicht liegt darin auch das "Geheimnis" des "hab-ich/hab-ich-nicht-Saufdrucks" begraben.

Liebe Grüße

Laila


Seemaus Offline




Beiträge: 216

05.03.2004 07:35
#3 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Guten Morgen Jutta,

also ich glaube fast, dass du wirklich nicht normal bist .

Ich würde dich ja gerne beruhigen und sagen, wart´s ab, der Saudruck kommt schon noch , aber versprechen kann ich dir das nicht!

So, mal Spaß beiseite: ich habe keine Ahnung, warum das bei dir so ist. Saufdruck habe ich zwar eigentlich auch keinen, aber trinken würde ich schon ganz gerne mal bei der einen oder anderen Gelegenheit. Alkohol in meiner Wohnung stört mich auch nicht und Alkohol im Essen mag ich dann und wann auch wieder (so alle 2 oder 3 Monate mal).

Ich habe mir auch schon gedacht, dass ich vielleicht gar keine Alkoholikerin bin, geht es dir auch so? Das aber wiederum sehe ich als Gefahr, also so oder so ist das eine verführende Angelegenheit...keinen Druck kann das Gehirn auch willig machen, wieder zu trinken.
Ist aber ja in deinem Fall auch nicht, weil dich der Alkohol ja anekelt, also Jutta, du bist halt nicht normal .

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein schönes WE
Sabine


Ameise Offline




Beiträge: 1.110

05.03.2004 07:43
#4 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Hallo Jutta,

ich hatte im ersten halben Jahr überhaupt keinen Saufdruck.
Mir ging es so wie Dir - ich konnte anderen beim Trinken zusehen und habe mich beim Gedanken an Alkohol geekelt.

Irgendwann war er dann aber da.
Man kann dieses Gefühl schwer beschreiben.
Der Kopf hat immer noch einen Ekel -
die Geschmacksnerven auch -
aber irgendwas in mir fängt an zu toben, wie
ein bockiges Kind. Es nervt, es stampft mit den
Füßen auf und zerrt an meinen Nerven.
Das sind kurze, aber intensive Momente.
Beim ersten Mal hat mir das noch Angst gemacht.

Mittlerweile kenne ich das nun schon und weiß,
daß es vorübergeht.
Irgendjemand schrieb - ich glaube es war merryl (oder jerry? - Nein, es war gepard) - er ginge dann raus an die Luft und
der Wunsch läßt schon beim Gehen immer mehr nach.

So in etwa ist das bei mir auch.
KOmischerweise geht mir das auch beim Zigarettenholen so. Hier drinnen meine ich, ich müßte noch unbedingt eine rauchen.
Wenn ich dann vom Zigaretten-Automaten zurückbin, bleibt die Schachtel meist ungeöffnet bis zum
nächsten Tag liegen.

Mir ist aufgefallen, daß mit dem Saufdruck auch ganz komische Gedanken und Erinnerungen kommen.
Ich denke zum Beispiel an Konzerte, auf denen ich mit Freunden war.
An die Musik - an das leichte benebelt sein nach zwei Flaschen Bier, an die gute Stimmung, an das feeling:
Musik - leichter Rausch - ausgelassen sein.

Diese Erinnerungen sind ziemlich alte Erinnerungen. Aus der unbeschwerten Anfangs-Zeit meiner Trinker-Karriere.
Und wenn dann so ein Saufdruck-Anfall (ich mag das Wort "Saufdruck" nicht, weil es nicht das Gefühl beschreibt, was wirklich in dem Moment mit mir los ist) kommt, dann ist das eher so eine tiefe Sehnsucht,
dieses feeling von damals nochmal erleben zu können.
Irgendjemand hat das mal mit einer
zerbrochenen Liebe verglichen, an die man sich süß und schwermütig erinnert.
Das trifft es ziemlich gut.

Also bei mir ist das eher eine Gefühlssache.
Ich will nicht saufen -
ich will mir ein unbeschwertes Gefühl zurückholen.
"Saufen" ist ein Wort, daß zu der letzten Phase
meiner Trinkerei paßt.
Und danach habe ich weiß Gott keine Sehnsucht.
Ich sehne mich wenn, dann nach diesem ersten
zarten Pflänzchen, daß der Alk damals am Anfang in meine
Seele gepflanzt hat.
Die Dornenhecke, die daraus erwachsen ist,
habe ich abgeholzt.
Die Wurzeln sind noch da. Jetzt heißt es halt,
immer schön Unkraut zupfen, damit diese
Hecke nie wieder wachsen kann.


Gruß

[f1][ Editiert von Ameise am: 05.03.2004 7:53 ][/f]


Melli Melli Offline




Beiträge: 138

05.03.2004 08:30
#5 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Jutta,
nur ein Satz: Ich beneide dich!!
Dein Gefühl es nicht zu brauchen kenne ich jeden Morgen, wenn ich mein glückliches Hochgefühl habe.
Aber Saufdruck ist das schlimmste und quälenste was mir passieren kann.
Hatte ich Freitag mittags und Mittwoch abends und es war sehr schlimm.
Liebe Jutta, ich freue mich für Dich, das es Dir nicht so ergeht und ich drücke Dir die Daumen, dass es auch später nicht noch kommt.
Grüße
Melli


Melli Melli Offline




Beiträge: 138

05.03.2004 08:37
#6 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Nur: Wie macht sich das bemerkbar?

Ach ja, die Frage hatte ich übersehen.
Es fängt an mit einer kleinen Idee, einem Gedanken.
Es fällt mir ein, dass ich in einer solchen Situation sonst getrunken habe.
Mein Suchtgedächtnis erzählt mir wie angenehm das war und ich werde angespannt.
Dann sagt es im mir, ich werde gleich etwas trinken.
Dann werde ich nervös, richtig fickerig.
Dann breitet sich eine Vorfreude aus, wie ein Kind das vor den Weihnachtsgeschenken steht.
Herzklopfen, Leichtigkeit, Freude, usw.
Dann der Gedanke: Ich trinke nicht mehr!
Und dann geht es richtig los:
Vernunft kämpft mit Vorfeudenhochgefühl.
Hast Du schon einmal eine krasse Diät gemacht und richtig Hunger gehabt?
Stell dich dann vor dein heißes Lieblingsgericht......
Was dann mit dir passiert multipliziere mit 10 - und du hast in etwa das Gefühl was ich bei Saufdruck empfinde.
Nur halt eben nicht im Magen

Viele Grüße
Melli
die noch immer nicht raus hat, wie ihr so einfach die Smilis die hier unten stehen in den Text bekommt.


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

05.03.2004 09:09
#7 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Hallo Ihrs,

also "Saufdruck" kenne ich mittlerweile auch nicht mehr.Man kann sagen,seitdem ich jetzt trocken bin hatte ich nie wieder dieses Gefühl unbedingt trinken zu müssen und zu wollen.
Aber wie hat sich das denn nun für mich erledigt?
Frage anders herum,warum glaubte ich früher diesem Druck nachgeben zu müssen?
Weil ich der Meinung war,ich könne mit dem Trinken etwas erreichen.In dem Moment,als ich die Flasche öffnete hatte ich ein Ziel vor Augen:
Entspannung,Gelöstheit,teilweise wollte ich auch meinen Mann z.B. ärgern und und und.
Und je mehr man dieses Ziel will,desdo grösser der Saufdruck.

Was mache ich persönlich nun anders?
Zum ersten ,habe ich mir neue Ziele gesucht.
Zum zweiten passt das Trinken nun nicht mehr zu meinen neuen Zielen.

Dann habe ich noch drüber nachgedacht,dass das Trinken zwar im ersten Moment ganz toll ist,dieses tolle Gefühl aber leider wie eine Seifenblase schnell zerplatzt und nichts zurückbleibt als Elend...

Dann sollte man sich viiiieeele neue Rituale zulegen und immer wieder ganz bewusst praktizieren.
Z.B.,Baden,Teekochen,Musik hören,Eis essen,Schokolade essen,spazierengehen,backen,kochen,Garten,joggen,Internet,Frustkäufe,Lustkäufe.....ect.,aber immer ganz bewusst mit dem Gedanken an z.B. Entspannung oder "jetzt lasse ich es mir gut gehen..."

Dann schaltet das Hirn auf kurz oder lang um,begräbt die alten Muster durch Neue.

Und man sollte sich einen neuen Lebensplan machen und neue Hobbies suchen,zu denen Alkohol de facto nicht passt.

Die Flasche stehenzulassen ist kein Kinderspiel.Und man sollte sich schon einen guten Ersatz anbieten.
Nützlich ist es auch,mal in alten "Plänen,Zielen und Visionen" zu graben.
Vielleicht kann der ein oder andere auch anfangen,Dinge in Angriff zu nehmen,die der Alkohol bisher verhindert hatte.

Für mich ganz konkret hieß das,meine verkorkste Schullaufbahn aufzuarbeiten.Jetzt bin ich drin und kann nicht mehr zurück und will es auch gar nicht.Ich würde nicht eins meiner Hefte z.B. mit einer Flasche eintauschen wollen.
Und allein der Gedanke daran,zu trinken und womöglich den Anschluss zu verpassen......

Sagen wir es mal so,ich habe mich selber in die Pflicht genommen und mir einen gründlichen Tritt verpasst.Und das klappt prima.


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.580

05.03.2004 10:00
#8 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Hallo ihr,

toll beschrieben habt ihr das Gefühl, dass man ja sonst niemandem, der es nicht selbst erlitten hat, erklärlich machen kann.
"Vernunft kämpft gegen Vorfreudehochgefühl" - und irgendwann gewinnt das Hochgefühl und ich wurde richtig zittrig (oder fickrig ) und gierig auf Alk, wie sonst nie, als ob es eine Erlösung wäre.
Und kaum stand dann das Zeug auf`m Küchentisch hat man sich schon wieder geohrfeigt, weil man doch nach so vielen Jahren wusste, was man nun wieder (und immer wieder) kaputt macht.
Das fatale daran war dann noch, dass man dann ja schliesslich seine Niederlage ertränken musste und schon drehte man sich wieder im Kreise.
Ja, es stimmt auch, dass wir nicht mehr so schön trinken konnten, wie am Anfang, wo es wirklich noch Spass gemacht hat, ein bisschen wehmütig denke ich schon an diese Zeit zurück, aber da kommt mir der Vergleich mit der verfloddenen Liebe und das ist sowas von treffend und dann relativiert sich dieses pathetische Gefühl wieder.

Liebe Grüsse
Patricia


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.580

05.03.2004 10:08
#9 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

nochmal ich, diese blöden Tippfehler, "verfloSSenn" nicht verflodden, obwohl es manchmal auch "flodderähnlich" war.

Noch steht unser Rechner im WoZi und da habe ich immer mind. 2 Kids um mich herum, deshalb passiert mir sowas ab und dann und meist unter Zeitdruck.
Wir werden aber in 2/3 Monaten umziehen, und dann werde ich mir auch viel mehr Zeit nehmen, für meine Dinge, wie z.B. hier in Ruhe schreiben und ohne Kiddies drumherum.

Nicht, dass ihr denkt, wir ziehen um und ich werde Ruhe haben, weil wir die Kinder da lassen , nein, der Rechner wird im Schlafzi stehen.

Liebe Grüsse
Patricia


NoAlktoday Offline




Beiträge: 654

05.03.2004 10:45
#10 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben

Ich danke erst einmal allen für die langen und interessanten Antworten, die ich jetzt erstmal nur überflogen habe.

Ich werde sie heute abend in Ruhe lesen, wenn ich wieder zu Hause bin - in der Familie ist heute Geburtstag angesagt und ich muss noch diverse Mahlzeiten zubereiten.

Euch allen erstmal einen schönen Tag und ich freu mich auf weitere Antworten.

Die Sonne lacht draußen, die Vögel zwitschern und die Krokusse blühen. Herrlich!

Alles Liebe Jutta


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

05.03.2004 13:58
#11 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

hallo Jutta,

Das Wort "Saufdruck" gefällt mir auch nicht
Doch es versteht jeder

Ich würde es fast als ein Gefühl von "Heimweh" beschreiben.

Ja "Sehnsucht" ist auch ganz passend und da kommt ja schon wieder das Wort "Sucht" darin vor.

"Sehnsucht" nach einer Droge von der ich weiss, dass sie mir nicht gut tut und dennoch zieht es einen Teil von mir immer wieder an.
Wie suchtartig verhält sich dieser Teil von mir, da er meint sich so verhalten zu müssen.
Es ist anstrengend für mich, diesen Teil zu ignorieren oder ihm Fragen zu stellen...warum er denn denkt Trinken zu müssen?
Er meint dann ich brauche das - er sei ja schlieslich ein Teil von mir - dieser Teil hätte mir ja schon viel geholfen manche Dinge nicht bewusst Wahrnehmen zu müssen.

Leider ist dieser Teil manchmal sehr stark (Saufdruck) und versteht es nicht, dass ich ihn nicht mehr brauche.
Er kennt nur die Vergangenheit, er sieht nicht, dass es mir jetzt sehr gut geht ohne ihn.
Wenn er sehr stark ist, dann ist mein anderer Teil nicht mehr vorhanden und ich Trinke wieder.
Deswegen beschäftigt es mich und hatt "Angst" ausgelöst.

Er hatt vielleicht auch Angst? dass ich ihn nicht mehr beachte?
Ich frage mich jetzt, wo er die 13 Jahre meiner Trockenheit war? Da kam ja auch kein "Saufdruck"

Doch er ist ein Teil von mir- und da kommt auch bei mir dieses Heimweh oder diese Sehnsucht. Vielleicht hatt auch er Sehnsucht oder Heimweh?
Hm werde mich nun doch mal selbst auf einen dieser Stühle setzen.- oder besser später mal.

Schönen Tag gut dass es Euch gibt, und ich hier lesen und schreiben darf. -

Danke


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

05.03.2004 15:15
#12 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Zitat:
Er hatt vielleicht auch Angst? dass ich ihn nicht mehr beachte?

Hallo Lis,

natürlich hat er Angst.

Ich werde jetzt mal versuchen zu erklären,ohne Alkohol,was hinter solchen "Bedürfnissen" steht.
Nehmen wir einmal das Bedürfnis nach Reichtum,dass viele Menschen von morgens bis abends bewegt.Sie arbeiten wie die Wilden,spielen in allen möglichen Lotterien,um an die Kohle zu gelangen.
Weil sie der Meinung sind,sie wären dann glücklicher.
Wenn dann so ein nicht vorbereiteter Pechvogel dann wirklich zu "Seinen" Millionen kommt,merkt er spätestens nach der Villa mit Swimmingpool und Jaguar,dass sich an seiner Gemütslage rein gar nichts geändert hat.
Er ist genauso nicht-glücklich wie vorher auch,trotz der Millionen.
Das ist der Grund warum viele Lottomillionäre zu sehen,die Asche so schnell wie möglich wiedwer loszuwerden.

Was läuft da verkehrt?????

Ganz einfach: hinter dem Bedürfnis nach Geld steht ein ganz anderer Wunsch z.B. :Sicherheit,Geborgenheit,Anerkennung oder was auch immer.

Und genauso ist es mit dem Saufdruck.Auch dahinter steht ein Wunsch.
Was das bei Dir sein könnte,musst Du selbst entscheiden.
Aber was mich an der Geschichte irritiert ist doch,dass Du seit zwei Jahren verheiratet bist und vorher 13 Jahre trocken warst.
Kann es sein,dass Du Dich vielleicht durch Deine Ehe eingeengt fühlst und Dir so einen Freiraum verschaffen möchtest???
Viele Alkoholikerkinder können mit einer normalen Beziehung z.B. erst mal gar nicht umgehen und bauen so eine Mauer zwischen sich und dem sonst geliebten Partner auf.

Versuch für Dich herauszufinden,was das sein kann und versuch das Grundbedürfnis zu befriedigen,das dahinter steht.Dann löst sich auch der Druck nach der Flasche auf.
Du wirst vielleicht noch manchmal ein leises Gefühl verspüren,das ist bei einer Sucht normal.Aber es wird weder Dein Denken,noch Dein Fühlen beherrschen.


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

05.03.2004 15:31
#13 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Hi alle !

Ja, der Saufdruck ....
mir geht es da wie Biene, nachdem ich nicht mehr trank, kam der auch nicht wieder.

Ich frage mich, was das ist, was man "vermisst".
Ist es das was man mit dem Trinken verbindet, das ausgelassen sein, die durch den Alkohol genommene Hemmschwelle, das man denkt, man ist etwas "besonderes" und eher jemand nonkonformes, weil man trinkt ....

Und was denkt und erwartet man, ändert sich, wenn man genau jetzt trinkt ?
Was ist es, das man nicht aushalten will ?
Für mich war und ist es eindeutig, der Alkohol hat seinen unschuldigen Spaß verloren, hat mich Jahre an Zeit an mir vorbeiziehen lassen, hat mich in meiner Entwicklung und in meinem Leben gehemmt; und zuguterletzt hat mich die Trinkerei oft genug in die unsäglichsten Lagen gebracht.
Ich habe einfach fertig damit.
So schön kann das angesäuselte Gefühl garnicht sein, wie ich mein Leben zurück habe.

Meint
Bea


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

05.03.2004 21:43
#14 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

hallo Roswitha,

ich wusste nicht, dass Alkoholikerkinder Beziehungsängste haben können.
Doch Du hast recht, eine feste Partnerschaft wollte ich bis vor 4 Jahren bewusst nicht haben.
Ich hatte zwar Freundschaften, doch eine feste Bindung konnte und wollte ich nie eingehen,- dementsprechend auch die schnellkommenden und schnellgehenden Freundschaften.

Ich weis nicht ob ich das als Alkoholkind so für mich festgelegt habe
Ich dachte immer das hätte einen anderen Grund gehabt.

Ich habe schon als Kind gesagt: ein Kind möchte ich, doch erst wenn ich älter bin werde ich meinen Mann finden und heiraten.
Das ist wirklich so - meine ganze Familie (8 Geschwister)haben es mit einem Gedicht an meiner Hochzeit vorgetragen.
Alle wussten noch, wie oft ich es als Kind gesagt hatte

Das warten hatt sich gelohnt, denn ich habe nun den Mann bei dem ich so sein darf wie ich bin.
Ich bekomme viel Liebe, Verständniss, Nähe wenn ich sie auch möchte und vor allem Annahme meines echten Wesens.

Bei ihm fühle ich mich nicht als Versagerin, fehlerhaft, schuldig - und bei ihm brauche ich keine Maske tragen - bei ihm und mit ihm darf ich einfach so sein wie ich bin.
Bei meinem Mann kann ich mich auf Nähe einlassen, ohne mich dabei zu verlieren.

[img]http://members.liwest.at/mathildeswelt/diddels/diddl-knutsch-klein.gif[img]


Roswitha ich habe mir da auch schon Gedanken darüber gemacht, ob da ein Zusammenhang besteht.
Vielleicht ist es ein wenig zu viel Glück?
oder vielleicht gönne ich mir dieses Glück nicht?

Fragen über Fragen

Doch nun habe ich keinen Saufdruck und es geht mir bestens und irgendwann wird die Antwort da sein. Ist auch OK.
Bin ja in ambulanter Therapie auch jede zweite Woche Frauen-Gruppe und jede zwei Wochen Einzel und vor allen Dingen, kann ich hier schreiben, was mir besonderst gut tut.
Alleine vom Schreiben und lesen hier, kommen soooooooo viele Antworten

Mein Therapeut meinte auch, dass es wieder mit "Gefühle" zu tun hätte. Nähe nicht aushalten? Eingeengt fühlen? das war schon mal mein früheres Problem.
Doch das ist halt eine Kindheitsgeschichte, denn ich habe ja noch anderes erlebt mit meinem Alkoholvater.

Schönes Wochenende


NoAlktoday Offline




Beiträge: 654

05.03.2004 23:37
#15 RE: Fragen zum Saufdruck Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben :-)

Nochmals danke für eure Antworten. Sie haben mich ein wenig weiter gebracht und ich finde es toll, wie ihr alle über euren "Saufdruck" geschrieben habt.

Ich fasse also mal ganz grob zusammen:
Ihr meint, Saufdruck entsteht im Hirn, wenn Momente eintreten, in denen ihr sonst getrunken hättet.
Ein Beispiel wäre hier ein gutes Essen im Zusammenhang mit einem guten Wein, ausgehen mit einigen entspannenden Drinks, Kuscheln am Kamin bei stimmungsvoller Musik und einem Gläschen Champagner etc.

Ich halte jetzt mal dagegen, dass das Ganze auch ohne Alk möglich ist, das gute Essen ohne Bier genauso gut schmeckt, man feiern kann, ohne sich vollaufen zu lassen oder die Musik auch keine andere ist, wenn der Champagner fehlt.
Und das wird auch der Grund sein, warum ich diesen Druck nicht habe.

Man muss also sein Hirn dahingehend beeinflussen, dass man mit ganzen Sinnen derartige Ereignisse genießen kann, ohne dabei an Alkohol zu denken. Und das habe ich seit Oktober 2002 gemacht.
Vielleicht liegt es auch wirklich daran, dass mich der Gedanke an Alkohol schon schüttelt, weil mich Erinnerungen damit verbinden, die mir nicht gut taten.
Mir wurde schlecht, wenn ich Alkohol trank – er wurde für mich richtig eklig. Und das war auch mit der Grund, dass ich ohne Hilfe von Medikamenten, Gruppen und somit Gesprächspartnern von einem Tag auf den anderen aufhörte und den Alkohol als für mich nicht mehr interessant fand.
Und dass ich gar nicht den Wunsch verspüre, wieder damit anzufangen, weil die Erinnerungen an diese Erfahrungen immer noch in mir drin sind.

Allen, die unter „Saufdruck“ leiden, wünsche ich, dass sie es auch schaffen, ihr Gehirn dahingehend reinzuwaschen.
Ich weiß wie gesagt nicht, wie es mit Saufdruck ist, aber ohne fehlt mir absolut nichts.

Alles Liebe
Jutta


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