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Saufnix  
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Dieses Thema hat 27 Antworten
und wurde 1.768 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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sunflowers Offline



Beiträge: 12

23.01.2004 17:59
RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Hi Leute!

Ich bin ja jetzt ca 2 Wochen auf dem Board und habe hier fast alles gelesen. Dabei ist mir natürlich klar geworden, dass "konrolliertes Trinken" im Zusammenhang mit Alkoholismus so was ähnliches wie fliegende Fische ist (runter kommen sie alle, wenn ihr versteht, was ich meine.)
Ich hoffe, ich erzähle nicht allzu lang und durcheinander, dass liegt daran, dass ich meine Gedanken zum Thema schlecht sortieren kann. Also:
Ich hab nun von meiner Ärztin die Diagnose F10.1 (=Alkoholmissbrauch mit körperlichen und psycho-sozialen Folgen , so ungefähr)Da ich 22 Jahre lang regelmäßig Bier getrunken und mit entsprechenden Folgen (Fehlen am Arbeitsplatz, Blackouts etc.) zu tun gehabt habe, bezeichne ich mich durchaus als Alkoholikerin (meine Eltern haben auch beide getrunken, meine Mutter ist u.a. deshalb mit 37 Jahren gestorben und mein Vater seit ca 16 Jahren trocken)
Ich hab jetzt seit drei Tagen nur Alkoholfreies Bier getrunken, außer Schlafstörungen und Erschöpfung keine Entzugserscheinungen und werde in Zukunft in der Woche nichts trinken, möchte aber am Wochenende nicht auf das Bier in geselliger Runde verzichten.
Ich weiß aus dem Thread über die "Weintrinker" in der SHG, dass 99,9 % der Trockenen Alkoholiker strikt jedes "Mauseloch", das zurück zu irgendeiner Form von Trinken führen kann (bzw. Wird) zurückweisen.
Also, dass man sein Leben lang das erste Glas stehen lassen muss.
Nun meine Fragen:

1. Wenn es Bedingungen/ Umstände gibt, die einen zum Alkoholiker werden lassen (Gefühle nicht spüren wollen, Stressabbau, Vergessen-wollen, Gewohnheit, Konfliktscheu etc.), warum kann man sein Verhältnis zum Alkohol nicht ändern, wenn man diese erlernten Verhaltensweisen bewusst umgestaltet. Oder gibt es einfach einen Punkt, wo das wegen körperlicher Abhängigkeit nicht mehr geht, bei psychischer (wie bei mir) aber schon? Oder doch nicht?

2. Warum ist es überhaupt so, dass man die Kontrolle über sich in Bezug aufs Trinken nicht wiedererlangen kann? Schließlich gibt der Kopf der Hand den Befehl, zu Cola oder Bier zu greifen, wieso kann man nicht wirklich wieder gesund werden, sondern bleibt auf Lebenszeit krank?

3. Ist es eurer Meinung nach überhaupt in Ordnung, wenn ich weiter hier über meine Erfahrungen schreibe, obwohl ich versuche, wieder "normal" mit Alkohol umzugehen? (Wegen ist ja ein Saufnix- und kein Saufweniger-Forum)

Diese Fragen brennen mir schon die ganze Zeit auf der Seele
Hoffe, ihr seid nicht allzu genervt, ich kann mir vorstellen, dass euch diese Diskussion schon zu den Ohren rauskommt.

Liebe Grüße, Conny


Ameise Offline




Beiträge: 1.110

23.01.2004 20:18
#2 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

sunflower,

Zitat
warum kann man sein Verhältnis zum Alkohol nicht ändern, wenn man diese erlernten Verhaltensweisen bewusst umgestaltet.



Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich Dir sagen, daß Du, solange Du trinkst, Deine Verhaltensweisen nicht bewußt umgestalten kannst.
Sowie Du wieder Alkohol zu Dir nimmst, fällst
Du automatisch in alte Verhaltensmuster zurück.
Und ich bezweifele, daß es auf lange Sicht beim Wochenend-Bier bleiben wird.
Aber wie gesagt - ich kann da nur aus meiner eigenen leidvollen Erfahrung sprechen.
Wie ich vorhin in einem anderen interessanten Beitrag gelesen habe, sollte jeder die Möglichkeit haben,
selbst auszuprobieren wie lange und wie weit man mit seinen eigenen Thesen und letzten Hoffnungen, doch noch kontrolliert trinken zu können, kommt.
Ich würde sagen: Du kommst nicht allzuweit damit.
Solange Dich diese Frage beschäftigt, bist Du vielleicht noch nicht so weit, den Hebel endgültig umzustellen.

Ich habe es selbst versucht nach sechs trockenen Wochen. Ich war ganz schnell wieder da, wo ich vorher aufgehört habe.
Ich mußte dann noch drei Wochen trinken, bis ich endgültig am Boden war und den Absprung gefunden habe - bis heute.
Und das sind jetzt stolze 15 Monate und 12 Tage.
Und mit dem ersten trockenen Tag hat die beste
Zeit meines Lebens begonnen.
Ich würde gar nicht mehr kontrolliert trinken wollen.
Ich will überhaupt nicht mehr trinken.

"Kontrolliertes Trinken" ist für mich schon ein Widerspruch in sich.
Was mich nicht beherrscht und was mir nicht entgleiten kann, brauche ich nämlich nicht zu kontrollieren.

Tut mir leid, daß ich Deine Hintertür zuhalten muß.
Nur ich weiß auch, daß es manchmal nötig ist,
Erfahrungen selbst zu machen, damit man sie auch wirklich glauben kann.
Also ich bin in dieser Beziehung sehr gläubig!!!


Gruß[f1][ Editiert von Ameise am: 23.01.2004 20:26 ][/f]


Biene ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2004 20:19
#3 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

1. Wenn es Bedingungen/ Umstände gibt, die einen zum Alkoholiker werden lassen (Gefühle nicht spüren wollen, Stressabbau, Vergessen-wollen, Gewohnheit, Konfliktscheu etc.), warum kann man sein Verhältnis zum Alkohol nicht ändern, wenn man diese erlernten Verhaltensweisen bewusst umgestaltet. Oder gibt es einfach einen Punkt, wo das wegen körperlicher Abhängigkeit nicht mehr geht, bei psychischer (wie bei mir) aber schon? Oder doch nicht?


Hallo Conny,

sagen wir es einmal so:

In der Vergangenheit hast Du bei Problem X und Stressituation Y zur Flasche gegriffen.
Nun lernst Du ganz intensiv und arbeitest an Dir damit die beiden X+Y Dir in Zukunft nicht mehr zu schaffen machen.
Tolle Sache.

Aber dann kommt in Zukunft eine Situation Z,die Du nicht gelernt hast zu bearbeiten,da Du mit einem solchen Konflikt ja noch nie in Berührung gekommen bist...und Zack...was meinst Du wohl,welche Lösung Dein Hirn gleich für Dich parat hat?

Alkoholismus ist bei allen Menschen in erster Linie eine psychische Sucht.
Es ist antrainiert.
In Gehirn gibt es Nervenbahnen,die sich durch andauernde Wiederholung einer bestimmten Geste oder eines bestimmten Verhaltens bilden.
Diese Nervenbahnen werden bei andauernder Benutzung immer stärker,weil sie mit bestimmten Eiweißstoffen ummantelt werden.
Von diesen Nervenbahnen gibt es beim Alkoholiker viele verschiedene,soviele,wie ein Alkoholiker "Anlässe" zum Trinken hat.Und das sind einige.
Gewöhnt man sich das Trrinken ab,bilden sich diese Nervenbahnen zwar zurück,da Ihnen kein Eiweiss mehr zugeführt wird.
Aber eins tun sie ganz bestimmt nicht:Sie sterben niemals ab.
Und sobald Du mit einem einzigen Glas Deinem Gehirn das Signal gibst,dass die goldenen Zeiten wieder da sind,in denen es sich einen lauen Lenz machen durfte,wird Dir das Teil auf der Nase rumtanzen und Dir wieder alle möglichen Anlässe liefern(wir bestimmen unsere Wahrnehmung selbst),wo es doch vonnöten wäre,zur Flasche zu greifen.

Man spricht gern von körperlicher Sucht,aber das ist ein Trugschluss.Sobald das Zeug den Körper komplett verlassen hat,ist auch keine körperliche Abhängigkeit mehr da.
Der Rest spielt sich einzig und allein im Kopf ab.
Und das Ding da zwischen den Schultern sollte man weiß Gott nicht unterschätzen.
Eine gelernte Tätigkeit "vergisst" oder "verlernt" ein Hirn nie.

Aber an dieses Märchen vom "zurückerlernen" habe ich auch geglaubt,als ich noch mittels Psychotherapie an mir herumgedoktort habe.
Das ist das Gleiche,als wolltest Du verlernen wie man schwimmt oder Fahrrad fährt.Oder vielleicht ganz banal das Laufen....
Naja,aus meinem anfänglichen Mißbrauch wurde dann im Laufe der Jahre eine ganz nette Abhängigkeit.So ganz nebenbei....


Biene ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2004 20:39
#4 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Hallö,

noch ein kleiner Nachschlag:

Alkohol wird,wie jede Droge,grundsätzlich getrunken um die Stimmung zu verändern und sei es nur um sich zu entspannen,vielleicht ganz harmlos.
Und jetzt versuche ich mal,dies zu erklären:
Immer wenn Du das Bedürfnis hast,kontrolliert trinken zu wollen,kannst Du mit Sicherheit davon ausgehen,dass da irgendetwas im Argen ist,was die Konflikte ect. angeht.

Eine völlig gesunde Seele hat überhaupt kein Bedürfnis nach stimmungsverändernden Substanzen,denn sie fühlt sich wohl,genauso wie sie ist.

Wenn ich Spass am Leben habe,brauche ich auch kein Bier,um mit Freunden ect. zu feiern.Muss ich aber erst zwei-drei Gläser intus haben,um in Fahrt zu kommen ist da de facto schon etwas faul.


Nachteule ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2004 20:46
#5 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Liebe sunflowers
ja, das sind ganz herrliche sonnige Blumen.

Aber: Wenn wir alkoholiker alle kontrolliert trinken könnten, wären wir keine Alkoholiker ! Dann gäbe es überhaupt keine Sucht.
Alles Liebe und Gute von mir!


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2004 21:12
#6 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Hi Conny,

ich versuch mal, Deine Frage teilweise zu beantworten. Hab selber jahrelang kontrolliert getrunken und war der Überzeugung, daß ich das in den Griff bekommen würde.
Dazu möchte ich allerdings anmerken, daß ich mich nicht als Alkoholkranken betrachtet hatte und damals auch nicht aufhören wollte, weswegen es auch keine Rückfälle waren, wenn ich nach Pausen wieder angefangen habe.

Also vorab: man kann ziemlich lange kontrolliert trinken, wenn man rechtzeitig damit anfängt, also solange der Körper noch nicht danach schreit.
Nur: schön ist es nicht. Es ist Zeitverschwendung.

Zu der Zeit, als ich das kontrollierte Trinken angefangen habe, war für mich Alkohol schon lange ein Hilfsmittel für sämtliche Lebenslagen. Ich hatte zwar nie einen Dauerpegel, aber ich hab mit Alkohol gefeiert, meine Probleme ertränkt, meinem Ärger freien Lauf gelassen, Geselligkeit genossen, bin alleine versumpft, hab mich einfach 'zum Spaß' vollaufen lassen, hab das Wochenende eingeläutet und den Montag ertragen - also es gab eigentlich nix was nicht als Grund zum Trinken geeignet war. Daß ich mich so lange kontrollieren konnte, lag wohl vor allem daran, daß ich immer weit fortgeschrittene Alkoholiker aus persönlicher Bekanntschaft kannte und schlicht Angst hatte, so einer zu werden.

Langer Rede, kurzer Sinn: grundsätzlich war ich der Überzeugung, mit Alkohol gehts mir besser. Der Alkohol spricht das Belohnungszentrum im Gehirn an, deswegen kann man sich mit Alkohol ja auch für alles belohnen, was einem im Leben so passiert. Das Belohnungszentrum reagiert auf Alkohol mit der Ausschüttung diverser Neurotransmitter, die dann das wohlige Gefühl erzeugen. Das Dumme an der Geschichte ist, daß dieses Belohnungszentrum über kurz oder lang diese Botenstoffe nur noch ausschüttet, wenn Alkohol ins Blut kommt. Man ist dann psychisch abhängig, wenn dieses Wohlfühlen nur mithilfe von Alkohol zustandekommt, ohne fehlt einem einfach irgendwas. Das ist die psychische Abhängigkeit, die so gesehen auch eine körperliche Ausprägung hat...nur geht das noch nicht zwingend mit körperlicher Abhängigkeit im eigentlichen Sinn einher.

Die erlernte Erwartungshaltung an den Alkohol bleibt bestehen, wenn man den Verbrauch nur bis aufs vermeintlich verträgliche Maß zurückführt und nicht ganz aufhört. Wenn Du kontrolliert trinkst, bleibt der Alkohol weiterhin die Substanz, auf die das liebe Belohnungszentrum wartet, sonst gibts nach wie vor kein Wohlfühlen. Wenn man sich dazu noch mit der Trinkmenge beschränken will, was ja üblich ist - nicht bis zum Anschlag saufen wollen - ist das Ganze zusätzlich ziemlich frustrierend. Es macht einfach keinen Spaß, wenn man nicht so trinken kann wie man Lust hat.

Die ganze Lebenshaltung ist defizitär, das heißt sie ist davon geprägt, daß man auf etwas verzichtet, daß man sich beherrscht, und das verstärkt diesen Belonhnungskreislauf zusätzlich immer mehr.
Das Wohlgefühl, das man unbewußt vom Trinken erwartet, das bleibt immer öfter in den Ansätzen stecken, man sollte immer aufhören, wenns grad richtig schmeckt - wie öde - und es wird zunehmend anstrengender, sich nicht doch immer wieder mal richtig die Kante zu geben. Man muß sich immer mehr beherschen, und im Verhältnis zum Ausmaß der Selbstbeherrschung wird die Belohnung immer mickeriger - schwierig.
Dann zehrt das Ganze an der Substanz, ich hab dann gemerkt, daß ich mich trotz größter Anstrengung immer weniger beherrschen konnte. Nach Jahren war ich dann soweit, entweder ganz aufzuhören oder vollends abzustürzen.

Das gute am Aufhören ist, daß sich dieses Belohnugszentrum wieder regeneriert, wenns keine andere Möglichkeit hat...aber nur dann. Wenn man sich damit abfindet, daß man die schönen Seiten des Lebens woanders suchen will, dann findet man sie auch, vorher nicht. Das fiese ist ja, wenn du nach ein paar Tagen Pause trinkst, dann haut das richtig rein und macht erst mal euphorisch...die Erinnerung an all das Gute, was man mit Alkohol verbindet, setzt sofort und hundertprozentig ein. Es ist so geil, daß man unbedingt noch mehr davon haben will..worauf entweder der totale Frust folgt, wenn man sich beherrscht, oder der Absturz wenn man sich gehen läßt. Gemütlich einen heben, das geht nicht mehr.

Das betrifft natürlich auch die bewußt erlernte Verhaltensänderung. Da kanns ja nur drum gehen, eine verbeserte Selbstbeherrschung zu erlernen, oder eine realistischere Selbsteinschätzung. Wie jeder weiß, werden wir alle etwas größer und ungehemmter, wenn wir etwas getrunken haben, deswegen ist dieses erlernte Verhalten genau dann für den Ar.., wenns mans bräuchte. Die Verhaltensänderung greift ja nur nüchtern.


Natürlich gibts da auch noch alle möglichen anderen Folgen. Ich für meinen Teil hab festgestellt, daß meine Schwierigkeiten ganz anders gelagert sind, als ich das früher geglaubt hab. Die Schwierigkeiten, die ich in meine nassen Zeiten hatte, die haben sich allein durch die Trockenheit weitgehend aufgelöst. Dafür sind aber eine Menge anderer Schwierigkeiten sichtbar geworden, die ich damals gar nicht erkennen konnte. Solange ich getrunken hab, war meine Denkweise durch den Alkohol geprägt, auch an den trockenen Tagen, denn da hab ich ja Kontrolle ausgeübt und nur für den Tag gelebt, an dem ich wieder "durfte". Das Heute war verschwendet, der Alkohol war meine Heimat, mein Rückzugspunkt, mein Schneckenhaus, wo ich mich gehen lassen konnte, wo ich König war, wo ich meine Probleme vergessen konnte. Damit hab ich mich davon abgehalten, mir mein Leben wirklich zu betrachten, so wie es halt ist.

Viel Geschreibe, ich weiß. Gar nicht so einfach, das in Worte zu fassen, was es letztendlich eigentlich so schwierig gemacht hat. Nur, daß das kontrollierte Trinken schwierig und unbefriedigend war, das weiß ich gewiß.

wünsch dir was

der minitiger


Merryl Offline




Beiträge: 822

23.01.2004 21:19
#7 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Hallo Conny.

Ich habe genau die gleiche Erfahrung gemacht wie Ameise. Es gibt den schönen Spruch: "das Suchtgedächnis rostet nicht". Und das ist so.

Bei mir hat der Alkohol schlagatrtig eine überhaupt nicht steuerbare Veränderung meines Verhaltens, meiner Denkweise und meiner emotionalen Struktur bewirkt. Es war vielleicht ganz interessant, aber auch eine furchtbare Erfahrung, zu der ich niemandem raten kann.

Es kann sein, dass Du , so wie ich, der "heiße-Herdplatten-Typ" bist, sprich, dass du einfach mal anfassen mußt, um zu merken, dass die Platte tatsächlich heiß ist.

Ich würde Dir aber empfehlen, noch mal genau zu überlegen, warum du "am Wochenende" Bier trinken möchtest. Ein Rückfall kommt immer hintenrum und wird häufig von "guten Argumenten" begleitet, die aber schon Teil der Sucht sind. Versuche Das doch mal für Dich rauszubekommen, ob sich nicht etwas anderes dahinter versteckt.

Ich kenne Dich nicht und kann deshalb natürlich nicht sagen, ob kontrolliertes Trinken in deinem Fall geht. Ich kann Dich aber warnen, meistens geht es nämlich nicht.

Liebe Grüße
Merryl


tommie Offline




Beiträge: 10.595

23.01.2004 21:19
#8 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Nachteule
Wenn wir Alkoholiker alle kontrolliert trinken könnten, wären wir keine Alkoholiker! Dann gäbe es überhaupt keine Sucht.


Wow .
Was für 2 Sätze.
Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, brauchen andere büchergefüllte Regale .

Super Nachteule .

tommie


Merryl Offline




Beiträge: 822

23.01.2004 21:26
#9 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Und ich fand das, was Minitiger geschrieben hat, super. Offengestanden war es das schönste, deutlichste und bewegenste was ich bisher hier gelesen habe.
Hut ab!
Merryl


Bernd48 Offline




Beiträge: 979

23.01.2004 21:40
#10 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Danke, Minitiger

Obwohl ich vieles davon oft gehört und gelesen habe und irgendwie auch weiß, war es in dieser Form noch einmal beeindruckend.

Es gibt zwar Unterschiede in der persönlichen Erfahrung, so zum Beispiel verbinde ich mit Alkohol keine guten Gefühlszustände - das gute daran war - innerhalb kürzester Zeit - überhaupt keine Gefühlszustände - ich hab da irgendwann mal denn Begriff clear memory eingesetzt. Der trifft es ziemlich genau. Hätte man das Zeug intravenös spritzen können, ich hätte es getan. Da war kein Genuss dabei.

Nun übe ich das Aushalten - aller Gefühlszustände. Und mache da auch Fortschritte.


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

23.01.2004 22:25
#11 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

hallo Conny,
alle deine Bemerkungen und Fragen sind wunderbar klar und unmissverständlich, danke.
Ich begrüße dich, gerade auf diesem Bord.
* Ich sage dir jetzt einen positiven Grund nicht zu trinken. Mich haben sie als Kind schon falsch dressiert, danach nicht erwachsen werden lassen. Somit habe ich lebenslange Defizite. Das führte dann zu den in allen vorangegangenen Beiträgen wunderbar beschriebenen Verhaltensweisen.
* Ich habe jetzt 2 Möglichkeiten. Entweder ich beforsche mein eigenes Inneres bis zur Klärung, was gar nicht geht, da sterbe ich früher weg. Oder ich lebe ohne den Alk. Das machte mich zunächst seelisch stabil, na Donnerwetter wurde aber auch Zeit.
* Jetzt aber merke ich, dass ich jeden Tag der Selbe bin, ganz inmeinem Inneren. Nicht gut und böse, sondern einfach so. Ich freue mich darüber, dass ich mich jetzt selber erkennen kann, tatsächlich. Und ich finde mich jetzt gar nicht so schlecht. Und 1000mal besser als jemals zuvor.
* Warum sollte ich wieder trinken? Und alles auf's Spiel setzen? Ich bin alkoholkrank, aha, na und, ich lebe entsprechend.
ich grüße dich Max
und erwarte noch viele Fragen von dir.


sunflowers Offline



Beiträge: 12

23.01.2004 22:50
#12 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Vielen, vielen Dank euch allen!

Ich hab gerade mit leichtem Muffensausen geguckt, was an Antworten wohl geschrieben wurde und bin froh, erleichtert und dankbar, dass ihr alle so sachlich, informativ und liebevoll geantwortet habt.
Ich werde morgen alles nochmal intensiver lesen, nachdenken und antworten.
Alles Liebe, Conny


janeway2002 ( gelöscht )
Beiträge:

24.01.2004 01:09
#13 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Liebe Conny!
Ich geb mal schnell einen Klecks Senf dazu.

Habe mir die Beiträge zu Deinen Fragen alle durchgelesen und finde sie sehr gut! Hut ab, wie treffend vieles formuliert ist, würde ich es jetzt versuchen (vor allem zu dieser Uhrzeit), könnte ich auch nur wiederholen, was hier gepostet wurde.

Ich selbst bin seit fast 3 Jahren trocken - und habe es im Prinzip nicht bereut.

Anfangs dachte ich, verrückt werden zu müssen. NIE MEHR Alkohol, das kam mir vor wie eine Strafe der Götter, da ich mir damals auch noch einbildete, ja auch mal eine Genuss-Trinkerin gewesen zu sein, oh jeeee.

Nach der ZEit in der Motivationsgruppe habe ich eine einjährige ambulante Reha gemacht. Vorab musste ich einen Vertrag unterschreiben, dass ich mich verpflichte, keinen Alkohol zu trinken und wenn doch, es entweder in der Gruppe oder den Einzelgesprächen zum Thema zu machen.

Ich habe es unterschrieben, allerdings auch da noch mit dem Gedanken - "um Gottes Willen, ein ganzes Jahr nicht???"

Heute lächel ich darüber. Eines der schlimmsten Dinge für mich war, dass ich irgendwann mein Umfeld (Familie, Freunde) informieren musste, mir gingen langsam die Ausreden zur Neige, warum ich denn bei dem guten Essen jetzt wieder kein Glas Wein mittrinke. Die Krux ist ja, dass kein Mensch erklären muss, warum er keine Cola trinkt, aber jemand, der vorher immer mitgetrunken hat, jetzt ganz plötzlich die Cola dem Bier oder Wein vorzieht??? Warum muss ich begründen, dass ich keinen Alkohol möchte???

Na ja, dass nur am Rande.

Als Ergänzung zu den anderen Postings möchte ich einfach hinzufügen, vielleicht ist das für Dich eher fassbar, als die zusätzlichen psychischen Gründe:

Ein Diabetiker ist auch ein chronisch kranker Mensch. Er muss Insulin spritzen, oder Medikamente nehmen, oder seine komplette Ernährung umstellen - oder alle drei Komponenten zusammen. Hält er das ein, geht es im wahrscheinlich sehr gut - ein Diabetiker würde niemals, ohne Konsequenzen zu merken, während der Woche diese Maßnahmen einhalten und am Wochenende in Sahnetorte baden!

Einen lieben Gruß
janeway


Ritsch Offline




Beiträge: 182

24.01.2004 08:07
#14 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Hallo Leute!

Ich muss auch meine Erfahrungen zu diesem Thema loswerden. Als jahrelanger "eingebildeter kontrollierter Säufer" dachte ich auch, dass ich meinen Bierkonsum im Griff hatte. Aber Einbildung ist auch eine Bildung, und Fakt ist, dass der Konsum im Lauf der Zeit immer mehr wird - dafür die Kontrolle darüber immer weniger. Das gilt auch für Zigaretten und alles andere, worauf man süchtig werden kann.

Und nachdem ich mich selbst ausreichend gut kenne, weiss ich dass für mich kontrolliertes Trinken nicht möglich ist.
Sonst kann ich mich nur den anderen posts anschliessen, vor allem Ameise und Minitiger!

LG --- Ritsch


WolframK Offline



Beiträge: 383

24.01.2004 11:04
#15 RE: Frage zum \"Kontrollierten Trinken\" Zitat · Antworten

Hallo ,

als "junger" Mensch habe ich auch kontrolliert trinken können und konnte auch jederzeit sagen, dass jetzt Schluss ist.

Aber in diesen Zeit während des Studiums bin ich in den vielen Jahren dermassen oft versackt, dass ich mich dann "schleichend" in eine "Alkoholikerkarriere" hineingesoffen habe.

Natürlich habe ich mir auch in dieser Zeit immer noch eingebildet, Kontrolle über mein Trinkverhalten zu haben und jederzeit aufhören zu können. Aber ich wollte ja gar nicht und so habe ich es auch nie austesten können und wollen.

Inzwischen weiss ich natürlich, dass ich das erste Glas stehen lassen muss, weil sonst unweigerlich etliche weitere folgen würden.

Und dann habe ich auch nach langjähriger Abstinenz die Gefahr der Selbstüberschätzung kennen gelernt. Ich hatte geglaubt, nun wieder fit dafür zu sein, die Kontrolle über mein Trinkverhalten führen zu können. Das war aber ein fataler Irrtum und nach ein paar Tagen war ich wieder mitten drin.

Nun habe ich heute meinen 29.Tag ohne jeglichen Alkohol, fühle mich sauwohl und wieder mal um eine schlimme Erfahrung reicher.

Viele liebe Grüsse

Wolfram


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