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Dieses Thema hat 18 Antworten
und wurde 976 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
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Bernd48 Offline




Beiträge: 979

20.01.2004 13:00
#16 RE: Richtige Balance Zitat · Antworten

Hallo Biene

Genau so ist es. Das meine ich mit "normal" leben.

Ich bin Hausmann, Student, Freund, Firmengründer, ...
werde Opa...

Das alles beschäftigt mich viel mehr (wenn ich trocken bin).


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

20.01.2004 13:27
#17 RE: Richtige Balance Zitat · Antworten

Ich erinnere mich noch sehr gut an mein allerallererstes Gespräch mit einer AA-Frau. Ich war verzweifelt, wollte unbedingt etwas unternehmen, aber ich sagte zu ihr "ich möchte aber nicht, dass der Alkoholismus mein ganzes Leben in Beschlag nimmt". Sie antwortete mir darauf "das tut er aber - im moment. Und du musst dich damit auseinandersetzen. Du brauchst jetzt deine ganze Kraft nur fürs Trockenwerden. Und aus diesem Grund nimmt dich die Krankheit sehr wohl in Beschlag".

Ich habe dann nach einiger Zeit schon gemerkt, was sie gemeint hat und wie recht sie damit hatte. Ich kann heute rückwirkend betrachten, dass das erste Jahr meiner Trockenheit zu 90 % von der Krankheit geprägt war. Es sind zwar schon nach einigen Wochen und Monaten ganz tolle Sachen passiert, neue Dinge in mein Leben gekommen, aber es war alles (noch) relativ nebensächlich. Erst im Laufe der Zeit, nach vielen, vielen AA-meetings, nach vielen seelischen "Päckchen", die ich dort auf den Tisch legen konnte und gelegt habe, ist alles in eine Ausgeglichenheit gekommen. Es hat sich eingependelt. Es ist mir klar, dass alle Dinge in meinem Leben davon abhängig sind, dass ich nicht mehr trinke. Wenn ich heute in ein AA-meeting gehe, dann nicht deshalb, weil ich überzeugt bin, dass ich sonst sofort wieder zur Flasche greifen würde, sondern aus ganz anderen Gründen. Ich habe dort einige Leute, die mir ans Herz gewachsen sind. Und ich möchte weitergeben - wenn ich kann - was ich damals bekommen habe. Wären bei meinem ersten Meeting nicht Menschen am Tisch gesessen, die schon jahrelang trocken gewesen wären und die ihre Erfahrung mit mir geteilt hätten, was hätte das für mich evtl. bedeutet? Daran mag ich garnicht denken, bzw. natürlich denke ich daran und deshalb gehe ich immernoch - wenn auch nicht regelmäßig - in Meetings. Würde dieses Forum nicht existieren, würde ich sogar ganz, ganz regelmäßig dorthin gehen. Ich betone nochmals, dass der reale Kontakt zu anderen alkoholkranken Menschen nicht mit einem virtuellen Kontakt zu vergleichen ist. Auch in der virtuellen Welt kann man Freundschaften schliessen, das steht ausser Frage. Aber das gesprochene Wort ersetzt nicht das geschriebene und umgekehrt und ob ich jetzt an der Tastatur meines PCs herumtippe, oder ob ich jemanden an der Hand fassen und ihm in die Augen blicken kann, das sind doch zwei Paar Stiefel.

Ich bin überzeugt davon, dass jeder, der den Weg der Selbsthilfegruppen geht, für sich eine gute Balance findet - im Laufe der Zeit.

Man muss so lange in die Gruppen gehen, bis man gern hingeht.....



In diesem Sinn grüsst die


Biene ( gelöscht )
Beiträge:

20.01.2004 15:10
#18 RE: Richtige Balance Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben,

Miezekatz und Max haben einen Punkt gesetzt,den ich mich auch anschliessen möchte.
Für mich nimmt meine Krankheit nach nun über einem langen,langen Jahr,der mit vielen Dramen geflastert war,die ich früher nur mit Alk überstanden hätte,auch keinen grossen Raum mehr sein.
Ich weiß zwar,dass ich krank bin,aber es überschattet in keinster Weise mein Leben.
Und ich bin dankbar dafür,den Absprung gefunden zu haben und habe in gewisser Weise das Gefühl nach einem Umweg wieder auf meinem ureigenen Weg zu sein.

Und ich denke,diese Erfahrungen und all das,was man gelernt hat,sollte und muss man einfach weitergeben.
Ich trage mich schon seit ein paar Monaten mit dem Gedanken später(nach hoffentlich erfolgreicher Ausbildung),in der Suchtkrankenhilfe zu arbeiten.
Villeicht kann ich damit ein Stück weit Menschen helfen,so wie mir geholfen wurde.


Ritsch Offline




Beiträge: 182

24.01.2004 08:27
#19 RE: Richtige Balance Zitat · Antworten

Hallo @lle!

Die Beschäftigung mit sich selbst ist in einer Situation wie dieser (Trockenlegung) natürlich ein grosses Thema. Ich kenne das nicht nur aus der jüngsten Vergangenheit, sondern auch aus meiner Jugend.
Kurz erzählt: Ich war ein dickes Kind, das sich in den Kopf setzte, abzunehmen und eine gute Figur zu bekommen. Und das tat ich dann auch, 2 Jahre meines Lebens (von 16 bis 18) waren davon beherrscht. Eigentlich war ich besessen davon, "normal" auszusehen - ich achtete besser auf meine Ernährung als jeder Diabetiker und wohnte im Sportzentrum.
Heute habe ich ehrlich gesagt diese Kraft nicht mehr, um mich vollständig einem Thema zu widmen, von der Zeit gar nicht zu sprechen. Aber die Sturheit, die ich damals gegen den Rest der Welt entwickelt habe, hilft mir auch heute noch .

@Randolf: Liebe Grüsse aus der Heimat

LG --- Ritsch


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