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Saufnix  
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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 1.159 mal aufgerufen
 Nass und Trocken
Jalava ( gelöscht )
Beiträge:

08.05.2003 13:49
RE: Frage Zitat · Antworten

Hallo zusammen,
habe vom Arzt das Medikament "Campral" verschreiben bekommen. Kennt sich jemand damit aus, hat das auch schon wer gehabt?
Danke für Antworten, J.


tommie Offline




Beiträge: 10.595

08.05.2003 22:41
#2 RE: Frage Zitat · Antworten

Hallo Jalava, ,

ich schreibe dir dazu ein Post, das schon auf dem Board ist:
............................................................

Persönlich habe ich keine Erfahrung damit, allerdings halte ich auch nichts von solchen medikamentösen Kurzzeitkrücken. Zumal diese "Therapie" mit Campral über 6 - 12 Monate gehen soll.

Ich bin da skeptisch, vor allem deshalb:

"Eine Übersichtsarbeit in der medizinischen Zeitschrift "arznei-telegramm" zeigt schlechte Noten für Campral®: Nach vorangegangener Entzugsbehandlung scheint die Einnahme des monatlich ca. 100 €uro teuren Campral (6-12 Monate Therapiedauer) die Aussicht auf stabile Suchtfreiheit allenfalls nur geringfügig zu verbessern: In zwei zwölfmonatigen plazebokontrollierten Studien profitiert ein Jahr nach Beginn der Behandlung nur noch einer von sechs, bzw. neun Patienten. Eine weitere Untersuchung kann nach dieser Zeit sogar keinen Nutzen mehr nachweisen. An Störwirkungen ist hauptsächlich mit Impotenz, Magen-Darmbeschwerden (Durchfall in 20%) und Hautreaktionen zu rechnen. Selbsthilfeorganisationen wenden auch ein, Campral könne von geeigneten Lösungsversuchen der Suchtproblematik ablenken."

Hier die Info des Herstellers:

"Campral® (Acamprosat).
Eine zentrale Rolle bei der Beeinflussung der Hirnfunktionen durch akuten und chronischen Alkoholkonsum spielt Glutamat als wichtigste aktivierende Substanz und GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) als stark inhibitorischer Transmitter. Eine akute Alkoholaufnahme führt zu einer Hemmung der glutamatergen Transmission sowie zu einer Stimulation des GABA-ergen Systems. Es entsteht ein entspannender, angstlösender Effekt. Bei regelmässigem Alkoholkonsum wird im Sinne einer Gegenregulation die Zahl der Glutamat-Rezeptoren erhöht und die Empfindlichkeit der GABA-ergen Rezeptoren erniedrigt. Dies entspricht klinisch einer erhöhten Toleranz. Bei plötzlichem Alkoholentzug reagiert das derart angepasste Gehirn mit Übererregung, was einen Teil der Symptomatik unter Entzug erklärt.

Campral® (Acamprosat):
Campral® führt durch seinen glutamat-antagonistischen Effekt zu einer Dämpfung der neuralen Erregbarkeit und damit zu einer Abschwächung bzw. Aufhebung der unterschwellig andauernden Entzugssymptome. Unwohlsein, innere Anspannung, Nervosität und das Verlangen nach Alkohol werden vermindert oder gar ganz unterbunden. Wie in Studien mit über 4000 Patienten gezeigt wurde, kann mit Campral® die Abstinenzrate gegenüber Plazebo verdoppel, die Abstinenzdauer verlängert und die Anzahl Rückfälle vermindert werden. Wird Campral® in Kombination mit Disulfiram eingesetzt, konnte die Erfolgsrate von Disulfiram ebenfalls verbessert werden. Dabei konnten keinerlei Interaktionen zwischen Campral® und Disulfiram festgestellt werden (Besson J. et al.: Alcohol Clin Exp Res 1998; 22: 573-579).

Dosierungshinweise:
3 x mal täglich 2 Tabletten Campral® unzerkaut, mit etwas Flüssigkeit, vor oder während den Mahlzeiten einnehmen.

Die Therapie mit Campral® sollte zu Beginn einer Entzugsbehandlung einsetzen. Die Behandlung sollte über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten fortgeführt werden. In besonderen Fällen kann eine über 12 Monate hinausgehende Fortsetzung der Behandlung erfolgen.
Bei Eintritt eines Rückfalls sollte die Behandlung mit Campral® fortgeführt werden, da so eine Verminderung der Rückfallhäufigkeit, -länge und -schwere festgestellt werden konnte.

Speziell: Campral® kann auch bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen eingesetzt werden. Bei Niereninsuffizienz ist Campral® kontraindiziert. "

Und noch ein Kommentar dazu:

"Campral wird als "anti-craving-Substanz" bezeichnet. "Craving" soll in diesem Zusammenhang das "Verlangen nach Alkohol nach der Entzugsphase" charakterisieren und durch Campral abgemildert werden. Das "Craving"-Konzept ist eine durch einige Befunde unterstützte, aber nicht restlos aufgeklärte Hypothese zum Suchtverhalten. Bei Versuchstieren, bei denen durch Alkoholgabe eine Abhängigkeit erzeugt wurde, kann Campral das "Craving" vermindern. Im Rahmen klinischer Studien hat Campral sich gegenüber einem Scheinmedikament bezüglich der Dauer von Abstinenzphasen nicht dramatisch, aber leicht überlegen gezeigt. Campral ist kein Ersatz für eine qualifizierte Entwöhnungsbehandlung, vielleicht aber eine Hilfe für Menschen, die es bislang ohne eine solche medikamentöse Unterstützung einfach nicht geschafft haben. Mit Hilfe zum sogenannten "kontrollierten Trinken", von dem Alkoholabhängige immer "träumen", es aber, von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen, nicht schaffen, hat Campral nichts zu tun! "

Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter.

tommie


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